Der aufrechte Soldat
auf dem Erdboden vorwärts und feuerten bei unserem Vordringen in einem fort. Die gestreckten Ladungen hatten die erhoffte Wirkung. Wir gaben den Pionieren Feuerschutz, während sie ihre Granaten ins Ziel brachten. Eine Explosion, Feuer und Qualm, die aus den Schlitzen quollen, Schreie, und schon waren wir drin!
Nacheinander räucherten wir die Bunker aus, erstachen oder erschossen alle noch lebenden Japaner darin und zogen dann zum nächsten weiter. Die einzige ernsthafte Störung gab es, als ein Bunker, den wir längst ausgeräumt hatten, erneut das Feuer auf uns eröffnete. Es waren allesamt ausgeklügelte Verteidigungsanlagen, und die Japaner hatten zwischen den Bunkern Verbindungsgräben angelegt. Sobald wir dieses System begriffen hatten, töteten wir auch die Japaner in den Gräben.
Es kamen Befehle durch, daß wir die Stellungen halten sollten, die wir uns erkämpft hatten. Wir warfen die toten Japaner in den Dschungel, übernahmen ihre Verteidigungsstellungen und gruben neue dahinter. Wir legten unsere eigenen Latrinen an. Beim ersten Tageslicht rück te unsere Ablösung an, und wir verzogen uns nach hinten, um etwas zu essen und zu trinken zu fassen.
Nach vier Stunden Schlaf wurde ich geweckt und ging hinaus, um Wally am Funkgerät abzulösen.
»Du hast geblutet, Kumpel«, sagte er. »Komm beim nächsten Mal dem Rasierapparat nicht zu nahe.«
Ich war noch immer im Halbschlaf. Fast automatisch nahm ich Wallys Platz am Funkgerät ein, wo Gor-Blimey Berichte und Befehle entgegennahm. Er sah fast genauso mitgenommen aus, wie ich mich fühlte.
»Haben Sie noch keinen Schlaf gehabt, Sir?« fragte ich zwischen den Funksprüchen.
»Ich mache in einer Minute Schluß, Stubbs. Tut Ihr Ohr weh?«
»Ich glaube nicht, Sir.«
»Lassen Sie danach sehen.«
Die Sanitätsstation des Regiments, die ich aufsuchte, um mein Ohr verbinden zu lassen, befand sich ein gutes Stück unterhalb unserer Stellung. Ich ging nach dem Frühstück dorthin. Es schien ein gesegneter Ort des Friedens zu sein. Die Schwerverwundeten waren von Zubza hierher gebracht worden, und von dort mußten sie irgendwie zusehen, wie sie nach Dimapur weiterkamen. Die ganz schweren Fälle hatten einen noch weiteren Weg vor sich: zurück zur Bahnstation in Hauhati, dann über den Bramaputra, und dann lag die lange beschwerliche Fahrt zu den Lazaretten in Barrackpore und Comilla vor ihnen, falls sie sie überhaupt noch erlebten. Indien! Unglaublich fern in Zeit und Raum!
Mein Ohr war von einem herumfliegenden Holzsplitter geritzt worden. Ich kam mir wie ein Simulant vor, ließ es aber versorgen und begab mich dann ins Ruhezelt, wo sich eine Gruppe zusammenfand, die gemeinsam in unse re vorgeschobene Stellung zurückkehren wollte.
»He, Horry, hat dir etwa eine burmesische Bibi ins Ohr gebissen?« Der gute alte Di Jones saß zwischen einem halben Dutzend anderer Kerle und grinste mich an. Obwohl er Stiefel und Gamaschen trug, war sein rechtes Hosenbein unterhalb des Knies abgeschnitten worden, und an seinem Bein befand sich ein Verband. »Nur eine Fleischwunde von einem Granatsplitter«, erklärte er. »Nicht schlimm genug, um mich nach Indien zurückkehren zu lassen.«
»Du willst dir doch wohl nichts von dem Theater entgehen lassen, Di?«
Er senkte die Stimme und meinte in entschuldigendem Ton: »Diese Kämpfe sind eigentlich nur etwas für die Jungen. Ich bin dafür schon ein bißchen zu alt. Ich hätte nichts dagegen, wieder nach Hause zurückfahren zu dürfen.«
Ich bot ihm eine Zigarette an und ließ mich neben ihm nieder. Er zündete sie an und betrachtete das verwelken de Laub der Bäume vor dem Zelt. Es gab so viel, was ich ihm gerne gesagt hätte.
»Nach dem Krieg werden wir eine bessere Welt ha ben, Di, wenn wir erst mal die Deutschen und die Japsen aus dem Weg geräumt haben.«
»Ich hoffe, du hast recht.«
»Natürlich wird es so sein!«
Er gab dazu keinen Kommentar.
»Du bist ein richtiger Miesepeter, Di!«
»Einigen wir uns doch ganz einfach darauf, daß ich von dieser Welt schon mehr gesehen habe als du, Horry. Das Leben ist eine ziemlich rauhe Angelegenheit, das kannst du mir glauben!«
»Das wird sich nach dem Krieg alles ändern. Frag nur Enoch Ford.«
»Hoffentlich hast du recht. Ich für meinen Teil glaube das nicht, genauso wenig glaube ich an den Kommunismus. Sieh dir doch nur mal an, wie die Regierung seit Kriegsbeginn alles unter ihre Kontrolle gebracht hat, die Lebensmittelversorgung und die Kohle, die Bekleidung
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