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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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hämmerte sie gegen die Tür und rief. Niemand kam. Sie hörte keine Stimmen, keine hastigen Schritte auf den Stufen zur Galerie, nichts als das Knacken und Brausen des Feuers, das gleichmäßig zu einem dumpfen Brüllen anwuchs, wie von einer tobenden Menge, aber harmonischer, der triumphierende Ausdruck eines einzigen Willens.
    Emma bückte sich zum Schlüsselloch und rief hindurch, solange ihr Atem und ihre Kräfte es zuließen. Dann konnte sie weder sehen noch denken, alles ringsum war eine sich verdichtende Schwärze, eine würgende Hand an ihrer Kehle. Aus der gebückten Haltung sank sie auf die Knie, und von den Knien fiel sie vorwärts an die Tür und lag dort, Mund und Nase an den Spalt gedrückt, der einen dünnen Strom reiner Luft einströmen ließ. Nach einer Weile war sie sich keiner Empfindungen mehr bewußt, nicht einmal ihres Atmens.
4. Kapitel
    Nachdem er den Langen Wald verlassen hatte, verirrte sich Philip für kurze Zeit in dem Wirrwarr kleiner Pfade und Wegspuren, die sich durch die Täler des Hügellandes schlängelten, und war gezwungen, sich von dem erstbesten Einheimischen, den er auf einer Rodung traf, den Weg nach Stanton Cobbold weisen zu lassen. Die Gegend kannte er ungefähr, aber nicht den Herrensitz. Der Kätner gab ihm genaue Instruktionen, und als er sich in die Richtung wandte, in die sein Arm zeigte, sah er die erste dünne graue Rauchsäule in die windstille Luft aufsteigen und sich rasch verstärken und dunkler werden.
    »Das könnte der Ort sein oder nahebei. Die Wälder sind trocken genug, daß es ein Unglück geben kann. Gebe Gott, daß sie es vom Haus fernhalten können, denn wenn dort ein Funke hineinfliegt...«
    »Wie weit ist es?« verlangte Philip zu wissen.
    »Eine Meile und etwas. Am besten wirst du...« Aber Philip war schon fort, stieß die Hacken in die Flanken seines gestohlenen Pferdes und trieb es zum Galopp an. Immer wieder ging sein Blick zu der anwachsenden, emporquellenden Rauchsäule und vernachlässigte den Weg, so daß das Pferd auf wenig benutzte Pfade abkam, die ihn ein Dutzend Male zu Fall gebracht hätten, wäre das Glück nicht mit ihm gewesen. Mit jeder Minute wurde das Schauspiel bedrohlicher, rote Flammen leckten durch den schwarz brodelnden Rauch aufwärts. Lange bevor er das Herrenhaus erreichte und aus den Bäumen auf den Palisadenzaun zupreschte, konnte er das Knacken und Knistern der flammenden Balken hören, die in der Hitze platzten. Es war das Haus, nicht der Wald.
    Das Tor stand offen, und im Inneren rannten aufgeregte Bedienstete verwirrt durcheinander, schleppten an Gerät und Gegenständen aus Halle und Küche, was sie konnten, trieben entsetzt wiehernde Pferde und brüllendes Vieh aus den Stallungen, die dem hölzernen Flügel des Herrenhauses gefährlich nahe waren.
    Entgeistert starrte Philip auf den Turm aus Rauch und Flammen, der einen Flügel des Hauses einhüllte. Der lange Steinbau von Palas und Torgebäude würde stehenbleiben, wenn auch als ausgebrannte Schale, aber der hölzerne Teil war bereits ein Glutofen. Verstörte Knechte und kreischende Mägde rannten dahin und dorthin und schenkten ihm keine Beachtung. Das Unheil war so jählings über sie gekommen, daß sie halb von Sinnen waren.
    Philip riß die Füße aus den Steigbügeln, die zu kurz für seine langen Beine waren, aber die zu verlängern er sich nicht die Zeit genommen hatte, und schwang sich vom Pferd, das er sich selbst überließ. Einer der Stallknechte lief ihm über den Weg, und Philip packte ihn beim Arm und zog ihn herum.
    »Wo ist dein Herr? Wo ist das Mädchen, das er heute hierher gebracht hat?« Der Mann war benommen und fand keine Worte.
    Philip schüttelte ihn wütend. »Das Mädchen - was hat er mit ihr gemacht?«
    Der Mann glotzte ihn hilflos an, dann zeigte er in die Rauchsäule.
    »Sie sind in der Wohnung - mein Herr auch... Dort brach das Feuer aus.«
    Philip ließ ihn ohne ein weiteres Wort los und rannte zur Außentreppe. Der Mann heulte ihm nach: »Dummkopf, dort drinnen ist die Hölle los, nichts kann darin leben! Und die Tür ist zugesperrt - er hatte den Schlüssel bei sich... Du wirst in den Tod rennen!«
    Nichts von alledem vermochte Philip zu beeindrucken, bis auf die Erwähnung der zugesperrten Tür, die ihn innehalten ließ. Wenn es keinen anderen Zugang gab, würde er durch eine verschlossene Tür eindringen müssen. Wild blickte er zwischen den Stapeln von Wandbehängen und Möbelstücken und Gebrauchsgegenständen umher, die das

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