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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Hände in diesem Spiel, obwohl ich daran zweifle, daß er rechtzeitig von den Dingen hier erfahren haben kann, da er den Süden nie verläßt. Aber Lincoln oder Worcester - alle die hohen Herren müssen wissen, was vorgeht, und für einflußreiche Männer gibt es stets genug käufliche Mietlinge, welche die unerfreuliche Arbeit tun, während ihre Herren unverletzlich daheim sitzen.«
    Und genauso, dachte Cadfael, konnten wohlhabende. Männer unverletzlich hier in ihren Marktständen sitzen, vor den Augen unzähliger Besucher, während ihre gekauften Mietlinge die schmutzige Arbeit erledigen. Dieser schwarze Waliser breitet es alles vor mir aus und hat noch sein Ergötzen dabei! Für gewöhnlich merkte es Cadfael, wenn man ihn zum besten hielt. Jetzt aber war ihm nicht klar, ob dies die Grille eines untadeligen, aber schadenfrohen Menschen war oder aber die Kurzweil eines Schuldigen, der sich im Bewußtsein der eigenen Immunität und Schlauheit sonnte. Die schwarzen Augen funkelten, und die weißen Zähne blitzten. Und warum ihm sein Vergnügen mißgönnen, wenn Nützliches daraus gewonnen werden konnte? Außerdem schmeckte sein Met vorzüglich.
    »Es müssen«, meinte Cadfael nachdenklich, »noch andere aus Cheshire hier sein, sogar welche, die Ranulfs Hof nahestehen. Ihr selbst zum Beispiel seid nicht sehr weit von ihm beheimatet und kennt Euch in jenen Gegenden aus, Ihr wißt die Menschen und die Stimmung dort einzuschätzen. Wenn Ihr recht habt, dann wußten diejenigen, welche diese Untaten verübten, wo sie nach dem gesuchten Ding forschen sollten, nachdem sie den Glauben, daß es sich noch unter den Besitztümern des Meisters Thomas befinden könnte, aufgegeben hatten. Nun, wie sollten diese Leute imstande sein, beispielsweise zwischen Euan von Shotwick und Euch zu wählen? Versteht mich recht, es ist ein theoretisches Beispiel! Ich hoffe, Ihr werdet keinen Anstoß daran nehmen!«
    »Ganz und gar nicht!« erwiderte Rhodri herzlich. »Warum sollte ich, lieber Freund, Gott mit Euch! Der einzige Grund, den ich kenne, ist der, daß ich bin, der ich bin, und daß ich weiß, daß ich nicht in Ranulf von Chesters Diensten stehe. Aber das könnt Ihr nicht wissen, nicht mit Sicherheit, und andere können es auch nicht. Es gibt freilich ein kleines Detail: Thomas von Bristol sprach, glaube ich, nicht Walisisch.«
    »Und Ihr sprecht nicht Englisch«, sagte Cadfael seufzend. »Ich hatte es vergessen!«
    »Vor noch nicht einem Monat kam ein Reisender aus der Gegend von Gloucester, der an Ranulfs Hof über Nacht blieb«, erzählte Rhodri bedächtig und zwinkerte, zufrieden mit seiner Allwissenheit. »Ein fahrender Musikant, dem ungewohnte Gunst bezeigt wurde, denn man rief ihn in die Privatgemächer, wo er vor Ranulf und seiner Gemahlin spielte, nachdem sie die Halle zur Nacht verlassen hatten.
    Wenn Graf Ranulf ein Ohr für Musik hat, so wäre es das erste Mal, daß ich davon höre. Es bedürfte sicherlich mehr als eines französischen Ringelliedes, um ihn für die Sache seines Schwiegervaters einzunehmen. Er würde wissen wollen, wie es um die Erfolgsaussichten bestellt ist und welche Belohnung ihm winkt.«
    Er lächelte Cadfael über die Schulter zu und füllte die Becher mit dem Rest des Metes auf. »Auf Eure Gesundheit, Bruder! Ihr wenigstens seid der Habgier und Gewinnsucht enthoben. Ich habe mich oft gefragt, ob es eine Leidenschaft geben mag, die groß genug ist, um ein solches Bestreben zu verdrängen. Ihr versteht, ich bin noch immer ein Kind dieser Welt.«
    »Ich denke, da könnte es eine Leidenschaft geben«, sagte Cadfael freundschaftlich. »Für die Wahrheit vielleicht? Oder die Gerechtigkeit?«
2. Kapitel
    Der Kerkermeister sperrte kurz vor Mittag die Tür zu Philip Corvisers Zelle auf und trat beiseite, um den Bürgermeister einzulassen. Vater und Sohn beäugten einander unfreundlich, doch obgleich Geoffrey Corviser fortfuhr, grimmig und streng dreinzuschauen, und Philip trotzig und verstockt, war der Vater nichtsdestoweniger besänftigt und der Sohn ermutigt. Im großen und ganzen verstanden sie einander ziemlich gut.
    »Du bist gegen Kaution in meine Obhut entlassen«, verkündete der Bürgermeister knapp. »Die Anklage ist nicht zurückgezogen, noch nicht, aber man vertraut dir und rechnet damit, daß du, wenn gerufen, zur Verhandlung erscheinen wirst. Und bis dahin erwarte ich ordentliche Arbeit von dir.«
    »Ich darf mit dir heimkommen?« fragte Philip erstaunt. Er wußte nichts von den Vorgängen

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