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Der Aufstand Der Ungenießbaren

Der Aufstand Der Ungenießbaren

Titel: Der Aufstand Der Ungenießbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edo Popovic
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anderen vier Mil-
lionen?
    Es braucht noch etwas Zeit, aber die Dinge werden wieder in Ordnung kommen, sagte Vida.
    Nein, werden sie nicht, sagte Joki ć , hier werden die Dinge nie wieder in Ordnung kommen. Nur naive Menschen glauben daran, dass die Wahrheit die Lüge vernichten und dass das Richtige das Schlechte besiegen wird. Wahrheit und Lüge leben nebeneinander. Und so glaubt eben der eine an die Lüge und der andere an die Wahrheit. So war es immer schon, und so wird es auch in Zukunft sein. Du sagst, dass ich für dich in Ordnung bin. Danke. Aber für die Mehrheit der Kroaten hier bin ich ein Monster. Aber ich bin immer derselbe, so wie ich halt bin. Ich bin nicht zurückgekommen, weil ich geglaubt habe, dass man mich hier mit offenen Armen empfangen wird, sondern weil ich hier zu Hause bin.
    Euer Haus ist niedergebrannt worden, sagte Vida. Das war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    Ja, aber wir haben es schnell wieder aufgebaut, obwohl es immer noch verbrannt riecht. Doch es geht nicht nur darum und auch nicht darum, dass ich keine Arbeit habe.
    Deine Frau arbeitet wieder?
    Ja, stell dir vor, in demselben Restaurant wie vor dem Krieg. Wir leben von der Hand in den Mund, wie die Mehrheit der Menschen hier, was das Elend betrifft, sitzen wir alle im gleichen Boot.
    Da können wir uns die Hand reichen, sagte Vida und drückte mit einem Stein seinen Zigarettenstummel aus. Ich hänge auch auf der Straße, ich fühle mich wie der letzte Dreck … Zuerst verlangen sie von uns, dass wir im Kugelhagel sterben, und jetzt sollen wir vor Hunger sterben, ich weiß wirklich nicht, wieso wir noch am Leben sind.
    Das kann ich alles noch irgendwie ertragen, setzte Joki ć fort, dass wir auf Raten leben, dass wir nie wissen, ob wir morgen genug haben, um unser Brot und unsere Rechnungen zu bezahlen. Das größte Problem liegt darin, dass man mich, wenn ich irgendwo hinkomme, egal, ob in die Stadtverwaltung oder zum Arzt, immer ansieht, als hätte ich die Krätze. In dieser Hinsicht werden wir nie gleich sein. Dich wird nie jemand so ansehen. Dass ich auf der anderen Seite gekämpft habe und besiegt wurde, bedeutet nicht, dass man mich für den Rest meines Lebens wie einen Hund behandeln kann, oder?
    So habe ich noch nie darüber nachgedacht, gab Vida zu.
    Natürlich nicht, sagte Joki ć .
    Bald wird es Mittag, sagte Vida und stand auf. Wollen wir uns etwas mehr Schatten suchen?

Dreizehntes Kapitel
    Wer hat den Wind gebrochen – Der Grillimbiss Zur traurigen Träne – Der falsche Jahrestag – Durst – Die Mauer ist nicht wirklich eine so geniale Idee
    Gärtner sitzt auf einem wackeligen Holzstuhl neben der offen stehenden Schuppentür, hält eine alte Zeitungsseite in den Händen und liest laut vor: »Nachdem wir die Hauptwasserquellen in der Region aufgekauft haben, sind wir so stark geworden, dass wir auch den Wind besiegen können.«
    Die alten chinesischen und japanischen Dichter würden darüber ins Staunen geraten. Den Wind besiegen, was sind das nur für Menschen, die sich so etwas wünschen können? Bilder zerstören, die durch alle Zeiten von den Versen des Meisters Ry o - kan weitergegeben wurden, zum Beispiel:
    Durchmischt vom Wind
    fällt der Schnee;
    mit Schnee durchmischt
    weht der Wind.
    Den Atem der Erde besiegen, wie verrückt muss man sein, um so etwas sagen zu können. Der Wind ist das Einzige in den Städten, das der Mensch noch nicht gezähmt hat, schrieb ein anonymer Schriftsteller am Ende des 20. Jahrhunderts, und Mitte des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts gab es schon eine Macht, die ihn besiegen konnte.
    Das ist der Fortschritt.
    Gärtner schiebt Milinovi ć die Zeitungsseite unter die Nase.
    Das hast du gesagt, nicht wahr?
    Milinovi ć erinnert sich an diese Aussage, die er beim Festessen anlässlich des 30. Jahrestages der ITEX-Gründung gemacht hat.
    Um ehrlich zu sein, ist die Firma noch gar nicht so alt, ITEX gibt es erst seit zwanzig Jahren, doch da Ilija Teši ć 1984 auf dem Zagreber Friedhof Miroševac eine Im-
bissgrillbude aus Montageblech namens Zur traurigen Träne aufmachte, in der die Hinterbliebenen neben ć evap ˇ ci ć i, Ražnji ć i und Pljeskavica auch Weißweinschorle, Bier und Spirituosen bekommen konnten, so wurde dieses Jahr als Gründungsjahr von ITEX festgelegt. Einige Jahre später fiel die Berliner Mauer, der Eiserne Vorhang zerbröselte zu Staub und Asche, viele Staaten gingen in die Brüche, aber nicht so die Blechbude Zur traurigen Träne. Aus ihr

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