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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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gefährlich. Sie riss den Mund auf, und Joel erschrak, als ihre langen, gebogenen Eckzähne zum Vorschein kamen. Auf ihrem Kinn war ein Blutfleck, und auch ihre Fingerspitzen waren rot. Ihr Haar war zerzaust, und unter ihrem durchscheinenden weißen Kleid war sie nackt.
    «Du!», zischte sie ihn an. «Polizist.»
    Dec stand wie erstarrt neben der Couch und verfolgte die Szene voller Entsetzen. Seine Augen waren eingesunken, seine Wangen hohl und farblos. Die Wunden an seinem Hals sahen aus, als wären sie mehrmals verkrustet und wieder neu geöffnet worden. Frische blutige Rinnsale liefen ihm auf die Schulter hinab und sickerten in den Stoff des schmuddeligen T-Shirts, das an seinem ausgezehrten Leib hing. Er taumelte auf Joel zu.
    «Was machen Sie mit ihr? Lassen Sie sie in Ruhe!»
    Joel tippte ihn leicht an der Brust an, und er fiel auf die Couch zurück. «Das ist nicht Kate, Dec. Kate lebt nicht mehr.»
    «Er lügt», fauchte Kate. «Hör nicht auf ihn.»
    «Wie lange saugt dieses Ding schon an dir?», fragte Joel und deutete auf sie. Im selben Augenblick versuchte sie erneut, auf das Fenster zuzuspringen, und er öffnete den Behälter einen Spalt. Ein heftiger Schmerz schien ihr durch den Körper zu fahren. Sie ging zu Boden und warf sich wild um sich schlagend hin und her. Joel roch verbranntes Fleisch und sah Rauch von ihr aufsteigen. Er schloss den Deckel wieder.
    «Das war nur ein Vorgeschmack», warnte er sie. «Du weißt, was das ist, nicht wahr? Du weißt, was es dir antun kann.»
    «Hören Sie auf!», bettelte Dec. «Was machen Sie denn mit ihr? Sie tun ihr weh!»
    «Sie ist ein Vampir, Dec, vergiss sie.»
    Der Junge drehte sich mit Tränen in den Augen zu Kate um. «Wir lieben uns, und wir werden für immer zusammenbleiben.»
    «Sie wohnt schon einige Zeit hier bei dir, stimmt’s?»
    Dec nickte und zeigte auf einen Schrank. «Tagsüber schläft sie da drin. Ich kümmere mich um sie. Und so wird das auch bleiben, und Sie können rein gar nichts dagegen unternehmen …»
    «Das muss ein Ende haben», erklärte Joel. «Du weißt ja, was aus dir wird, wenn sie weiter von deinem Blut saugt – dann wirst du auch einer von denen.»
    Tränen strömten Dec über die Wangen. «Ist mir doch scheißegal. Ich liebe sie, Mann.»
    Kate lag noch immer zusammengekrümmt in der Ecke, erholte sich aber langsam wieder. Jetzt würde er gleich sehen, was genau geschah, wenn ein Vampir der vollen Kraft dieses Objekts ausgesetzt war. Kate sah, was er vorhatte, und schrie auf.
    Doch dann kam ihm ein Gedanke, und er hielt inne.
    «Woher wusste sie, wo sie dich finden kann, Dec? Hast du ihr gesagt, wo du warst?»
    Dec starrte ihn nur verständnislos an. Joel packte ihn am Kragen seines blutigen T-Shirts, zog ihn von der Couch hoch und schüttelte ihn heftig durch. Er erschrak, als er spürte, wie wenig der Junge nur noch wog.
    «Wie hat sie dich gefunden?», wiederholte er.
    «Keine Ahnung», murmelte Dec. «Ich war hier, und dann ist sie aufgetaucht. Tun Sie ihr bitte nicht weh, Joel.»
    Joel ließ Dec wieder los und dachte fieberhaft nach. Die Idee, die sich in seinem Gehirn herauskristallisierte, schien verrückt – aber in einer Wirklichkeit, die ohnehin schon auf dem Kopf stand, ergab selbst eine verrückte Idee durchaus einen Sinn.
    Er dachte über die Beziehung zwischen Vampir und Opfer nach. Jeder Vampir brachte aus den sterblichen Überresten seines menschlichen Opfers immer wieder einen neuen Vampir hervor. Stone hatte auf diese Weise Kate Hawthorne verwandelt, die nun vor Joel lag. Als sein Abkömmling war sie ewig mit ihm verbunden, und das Vampirmädchen selbst hatte damit begonnen, Dec zum nächsten Glied in der Kette zu machen. Dieselbe Verbindung musste zwischen jedem einzelnen Vampir und jedem seiner Opfer bestehen.
    Stone hatte Kate in Crowmoor Hall verwandelt – so viel stand fest – und war dennoch in der Lage gewesen, ihr Zuhause in Wallingford zu finden. Ebenso, wie Kate es ihrerseits geschafft hatte, Dec hier zu finden.
    Was leitete sie an ihr Ziel? Irgendeine übersinnliche Fähigkeit, vergleichbar vielleicht mit jener nebulösen, unerklärbaren Gabe, die menschlichen Zwillingen die Fähigkeit verlieh, sogar über große Entfernungen die Gefühle des jeweils anderen wahrzunehmen …
    Joel trat einen Schritt auf sie zu. «Wo ist Gabriel Stone?», fragte er.
    Kate blickte finster zu ihm hoch. «Fick dich.»
    «Das ist nicht die Antwort, die ich erhofft hatte», erwiderte Joel kalt und trat einen

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