Der Aufstand
doch wohl nichts dagegen, oder, Jeremy?»
«Dieser Kerl kann doch niemals Finchs Platz einnehmen», fauchte Anton verächtlich. «Sieh es dir doch mal an, dieses erbärmliche Stück Scheiße. Er hat uns schon mal enttäuscht.»
«Schon wahr», sagte Stone und lächelte zu Lonsdale herab. «Aber er ist Politiker, und das fasziniert mich. Noch nie ist mir ein so köstlich korrupter und absolut unmoralischer Mensch über den Weg gelaufen. Er hat nur eine weiche Stelle, seine Liebe zu diesem Bastard von einem Sohn – aber das wird sich auch bald legen. Ich bin mir sicher, dass aus ihm im Lauf der Zeit ein äußerst brauchbarer Ghul wird.»
Lonsdale war zutiefst schockiert; die Haare standen in alle Richtungen ab, und sein Gesicht glänzte vor Tränen und Blut.
«Mei-meine Karriere», stammelte er. «Ich hätte es zum Premierminister bringen können.» Er verschränkte die Hände. «Denken Sie doch mal darüber nach, wie nützlich ich Ihnen mit so viel Macht sein könnte.»
Alle lachten.
«Du hast dich gerade aus der Politik zurückgezogen, du kleiner Wichser», sagte Zachary.
«Du wirst noch ganz verrückt danach sein, mit uns zusammenzuleben,
lieber Jeremy
», schnurrte Anastasia.
«Er scheint seinen letzten Besuch im Schloss ja sehr genossen zu haben», murmelte Anton mit einem verschlagenen Blick auf Lillith. Zachary unterdrückte ein Kichern.
«Zu essen kriegst du, was bei uns übrig bleibt», erklärte Lillith. «Nach einer gewissen Zeit wirst du genauso scharf darauf sein wie Seymour.»
«Und vielleicht kann er ja Toby überreden, auch zu uns zu ziehen», fügte Anastasia hinzu, die sich allmählich mit dem Gedanken anfreundete. «Die jungen Dinger mag ich besonders.»
Sie leckte sich die Lippen. «Sie sind ja so zart und süß. Hmmmm.»
Stone packte Lonsdale am Haar und zog ihn in den Stand. «Schluss mit deinem selbstmitleidigen Gejammer, Ghul. Ruf jetzt die Mannschaft deines Flugzeugs zusammen.»
Lillith schlang die Arme um ihren Bruder und küsste ihn zärtlich auf den Mund. «Damit wären wir also bei Stufe zwei», flüsterte sie.
Er nickte und lächelte. «Wir lassen dich und Zachary wie geplant unterwegs raus.»
«Auf den Teil freue ich mich am meisten», sagte sie.
[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel 68
S chleudernd brachte Joel den Ford vor dem Haus der Maddons zum Stehen. Er rannte über die Einfahrt und hämmerte gegen die Haustür. Abgesehen vom Regen, der auf das nasse Pflaster prasselte, war es in der Straße fast vollkommen still. Nach wenigen Augenblicken sah er, wie hinter blauen Vorhängen oben ein Licht eingeschaltet wurde. Sekunden später ging auch das Licht unten im Flur an, und eine Gestalt erschien hinter der Milchglasscheibe der Tür.
«Wer ist da?», fragte jemand mit schnarrender Stimme.
«Polizei», antwortete Joel. «Machen Sie bitte auf.»
Die Tür ging langsam auf. Hinter ihr stand ein Mann, der wie eine ältere und übergewichtige Version von Dec aussah. Er steckte in einem schottengemusterten Morgenmantel und wirkte nicht allzu erfreut darüber, aus dem Schlaf gerissen worden zu sein.
«Mr. Maddon?»
Decs Vater musterte Joel von Kopf bis Fuß. «Wie ein Polizist sehen Sie für mich nicht gerade aus», sagte er schroff. «Zeigen Sie mir erst mal Ihren Dienstausweis.»
«Mr. Maddon, ich würde mich gerne mal mit Dec unterhalten.»
«Aha. Und wo ist Ihr Ausweis?»
«Mein Name ist Joel Solomon.»
«Ist mir doch egal, wie Sie heißen. Zeigen Sie mir Ihren Dienstausweis oder verpissen Sie sich. Es ist mitten in der Nacht, da versuchen manche Menschen zu schlafen. Wir müssen morgen nämlich wieder unser Geld verdienen.»
Eine Frau mittleren Alters erschien mit verschränkten Armen im Flur. Mrs. Maddon, wie Joel vermutete. Sie war etwa einen halben Meter kleiner als ihr Mann, sah aber doppelt so hart aus.
«Wer ist das, Liam?»
«Irgend so ein Witzbold, der behauptet, er wär ein Bulle», antwortete Liam Maddon, der noch immer Joel anstarrte. Mrs. Maddon legte die Stirn in Falten.
«Geht es um Dec? Ist was passiert?»
«Ist er denn nicht da?», fragte Joel sie.
«Wir sagen Ihnen gar nichts, Mister, bis wir einen Ausweis sehen. Der Kerl könnte sonst wer sein, Beth.» Er drehte sich wieder zu Joel um. «Kapiert? Und jetzt verschwinden Sie.» Dann schlug er ihm die Tür vor der Nase zu.
Joel blieb noch einen Augenblick auf der Türschwelle stehen, bevor er sich seufzend wieder auf den Weg zu seinem Auto machte und sich fragte, was er als Nächstes tun
Weitere Kostenlose Bücher