Der Aufstand
huschte ihm über die Lippen, und das Funkeln in seinen Augen war mehr als nur die Widerspiegelung des Feuerscheins. «Sie klingen nervös, Jeremy. Stimmt etwas nicht?»
«Ich habe mir meine Optionen noch einmal vor Augen geführt», erklärte Lonsdale.
Stone zog eine Braue hoch. «Von welchen Optionen sprechen Sie, mein Freund?»
Lonsdale stieß einen tiefen Seufzer aus und sagte ohne Umschweife: «Ich kündige unseren Vertrag und will mein Geld wiederhaben.»
Stone schwieg einen Augenblick. «Dann möchten Sie sich also nicht mehr unserem Kreis anschließen.»
«Nein. Offen gesagt versetzt mich schon die bloße Vorstellung in Angst und Schrecken.» Lonsdale räusperte sich und versuchte verzweifelt, das Zittern in seiner Stimme in den Griff zu bekommen. «Also, wenn Sie so freundlich wären, das Geld wieder auf mein Privatkonto zurückzuüberweisen, abzüglich einer Verwaltungsgebühr von zehn Prozent, die ich Ihnen gerne zubillige. Damit betrachte ich die Angelegenheit als erledigt. Es hat mich gefreut, dass ich Ihnen durch meine Beziehungen und meinen Einfluss behilflich sein konnte. Ich hoffe, wir bleiben auch weiterhin freundschaftlich verbunden, und vielleicht kommen wir ja wieder einmal ins Geschäft.»
Er stand auf und streckte Stone die Hand entgegen.
Stone schaute die Hand nur reglos an.
«So, ich muss jetzt gehen», sagte Lonsdale schnell. «Man erwartet mich in London. Die Betreffenden wissen, dass ich hier bin», fügte er hinzu.
Stone lachte leise vor sich hin. «Damit wollen Sie mir wohl sagen, dass Ihnen nichts zustoßen darf. Also wirklich, halten Sie mich etwa für ein Ungeheuer?»
«Das habe ich nicht gesagt.»
Stone ging zu seinem Schreibtisch und drückte einen Knopf. «Bitte setzen Sie sich, Jeremy. Ich kann Sie doch nicht gehen lassen, ohne Ihnen zum Abschied noch einen Drink anzubieten.»
Lonsdale zögerte, biss sich auf die Unterlippe und blickte demonstrativ auf seine Uhr. «Aber nur auf einen schnellen. Dafür müsste die Zeit gerade noch reichen.»
Finch betrat die Bibliothek mit einem Tablett, auf dem zwei Gläser und eine Flasche Champagner standen. Er stellte das Tablett ab, füllte feierlich die Gläser und zog sich wieder zurück. Stone reichte Lonsdale ein Glas.
«Auf die Zukunft», sagte er und hob sein eigenes.
«Auf die Zukunft», wiederholte Lonsdale unsicher, kippte seinen Champagner hinunter und wollte erneut aufstehen. «Das war sehr freundlich von Ihnen, aber jetzt …»
«Warum so eilig?», sagte Stone ruhig. «Trinken Sie doch noch ein Glas. Das ist ein sehr guter Jahrgang, finden Sie nicht auch?» Er hielt inne, während er Lonsdales Glas nachfüllte. «Wissen Sie, Jeremy, mir war bereits klar, was Sie mir heute Abend sagen wollten. Deswegen habe ich etwas zu unserer Unterhaltung vorbereitet.» Er holte eine kleine Fernbedienung aus der Tasche seines Umhangs und richtete sie auf das Bücherregal rechts vom Kamin, das sich plötzlich teilte, bis ein riesiger Bildschirm zum Vorschein kam. «Wir beide sehen uns jetzt einen kleinen Film an.»
«Ich habe keine Zeit für einen Film.»
«Ich glaube, er wird Ihnen gefallen», erwiderte Stone mit einem Funkeln in den Augen, dem Lonsdale so hilflos ausgeliefert war, dass er sich wieder setzte.
«Ich nehme an, der Schauplatz kommt Ihnen bekannt vor», sagte Stone, als der Bildschirm hell wurde. Der warnende Blick war aus seinem Gesicht gewichen, und nun wirkte er fast schon jovial.
Lonsdale riss erschrocken die Augen auf, als er sich selbst auf dem Bildschirm erkannte – bei seiner Initiationszeremonie in der Halloween-Nacht. Voller Entsetzen ließ er die albtraumhaften Bilder an sich vorüberziehen. Das Mädchen, das an der Kette hing; die Klinge, die ihr den Hals aufschlitzte wie einem Tier auf der Schlachtbank; das wasserfallartig herabstürzende Blut, das sein Haar benetzte und sein Hemd am Körper kleben ließ. Und während dieses ganzen orgiastischen Wahnsinns war die Kamera voll auf ihn gerichtet.
«Hören Sie auf damit», keuchte Lonsdale, dem das Herz zu zerspringen drohte. «Hören Sie auf.»
Stone hob die Fernbedienung, und der Film auf dem Bildschirm erstarrte zu einer Nahaufnahme von Lonsdales blutgebadetem Gesicht und seinen weißen, rollenden Augen hinter der Maske.
«Wie Sie sehen, Jeremy, haben Sie keine Optionen. Sie müssen den Vertrag einhalten. Ob es Ihnen nun gefällt oder nicht – Sie gehören bereits zu unserer Familie.»
«Hinter der Maske könnte doch jeder stecken»,
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