Der Aufstand
Specials, und zwar pronto.»
«Red Juice Specials?», fragte Greg leicht verunsichert.
«Spezialität des Hauses», sagte Rudi. Er blinzelte Alex zu. «Frisch vom Hals des Knaben direkt an deine süßen Lippen, Darling.»
Daisy kam in Netzstrümpfen und mit hohen Absätzen ins Büro gestöckelt. Auf ihrem Tablett standen drei hohe Gläser mit einem eisgekühlten dicken, schaumigen, roten Saft, aus dem Cocktailschirmchen ragten. Greg starrte sie an und wurde blass.
«Was ist denn mit dem?», fragte Rudi.
«Greg muss sich an unsere Sitten und Gebräuche erst noch gewöhnen», erklärte Alex.
Rudi strahlte. «Hab ich’s doch gleich gewusst. Du saugst noch nicht, Kleiner? Soldaten sind doch sonst nicht so zimperlich!»
«Einen Feind aus der Distanz zu erschießen ist eben immer noch was anderes, als einem die Zähne in den Hals zu stoßen und ihm das Blut auszusaugen», murmelte Greg, der die Drinks noch immer voller Unbehagen beäugte.
«Ganz locker, du sollst ja niemanden umbringen», krächzte Rudi. «Du knallharter Typ schnappst dir einfach ein geiles Stück Frischfleisch – entschuldige meine Direktheit, Alex –, beißt ihm in den Hals und benutzt danach das Vambloc. Das desinfiziert und bewirkt, dass dein Opfer sich an nichts erinnert, wenn es aufwacht. Es wird nicht einmal mehr die Bisslöcher entdecken, weil die ruck, zuck wieder verschwunden sind.» Er brüllte vor Lachen. «Wirst schon sehen, das wird dir gefallen, Killer. Wenn du erst mal auf den Geschmack gekommen bist, gibt es auch für dich kein schöneres Gefühl, als wenn der warme Saft die Kehle runterläuft.»
Alex nippte an ihrem Red Juice Special. Das Blut war tatsächlich zapffrisch. «Wir sind nicht gekommen, um über das Ernährungsverhalten von Vampiren zu diskutieren», erinnerte sie Rudi. «Du hast gesagt, du hättest was für uns.»
Rudi nickte. «Ja, da braut sich was zusammen, Darling. Mir ist da was zu Ohren gekommen. Erinnerst du dich noch an Paulie Lomax – großer Typ, sieht aus wie ein Truthahn?»
«Der vierfingrige Paulie.»
«Genau der. Kennst du die Kaschemme in den Docks, wo er immer rumhängt?»
Alex nickte. «Ja, leider.»
«Also, Paulie Lomax hat mir erzählt, dass er und sein Kumpel Vinnie da irgendwann letzte Woche mal mit ein paar Matrosen ins Gespräch gekommen sind. Die Typen konnten praktisch kein Englisch, aber Paulie und Vinnie hatten trotzdem das Gefühl, dass die wegen irgendwas fix und fertig waren. Nach einiger Zeit haben sie dann rausgefunden, dass die Jungs auf einem Schiff aus Osteuropa angekommen sind. Kaum Ladung an Bord, nur ein paar komische Kisten. Und jetzt das Verrückteste: kein Papierkram. Der Zoll hat sie einfach so durchgelassen. Ganz unbürokratisch. Da hätten glatt Kokain, Waffen oder Plutonium drin sein können. Waren aber nicht, so was kennen die Jungs. Was auch immer drin war, hat den Jungs eine Scheißangst eingejagt. Die halbe Mannschaft ist krank geworden.»
«Wie krank?»
«So eine Art Fieber, aber kein gewöhnliches. Die Jungs hatten Albträume und wurden angeblich nachts in ihren Kojen von irgendwas heimgesucht. Und jede Nacht ging es ihnen schlechter. Und am Hals hatten sie solche Wunden, genau da. Der Schiffsarzt meinte, das wären entzündete Mückenstiche. Oder Flohbisse, irgend so ein Quatsch.»
«Das ist tatsächlich interessant», meinte Alex und hörte auf, an ihrem Drink zu nippen.
«Da sagst du was. Und die Geschichte geht noch weiter. Nach dem, was Paulie und Vinnie verstanden haben, hat ein Hubschrauber die Ladung abgeholt, noch bevor sie in den Hafen eingelaufen sind. Das Schiff liegt immer noch in den Docks. Der Kapitän will wieder nach Hause fahren, aber von der Mannschaft fehlen zwei Leute, und die anderen wollen nicht mehr an Bord, weil sie sagen, das Schiff sei verflucht.»
«Was heißt, zwei Leute fehlen?», hakte Greg nach.
«Verschwunden. Und jetzt ratet mal, welche: die zwei, die von den Stichen am schlimmsten krank geworden waren. Gerade noch todkrank in der Koje, und dann plötzlich auf und davon. Klingelt da nicht was bei euch?»
«Ich muss mit diesen Matrosen sprechen», sagte Alex.
Rudi lächelte. «Schon eingefädelt. Paulie hat Vinnie losgeschickt, um ihnen von so einer Frau zu erzählen, die sich mit dieser Art von Scheiße auskennt, eine echte Expertin. Die wollen sich heute Abend mit dir am Hafen treffen. Haben angeblich was gefunden.»
«Gefunden? Was denn?»
Rudi zuckte die Schultern. «Was auch immer es ist, es klingt
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