Der Aufstand
sind Sie an der Reihe.»
«Das kann ich nicht.»
«Sie müssen. Machen Sie’s einfach genauso wie ich. Es ist ganz leicht.»
«Aber das ist furchtbar.»
«Es ist so natürlich wie das Schwimmen für einen Hai. Sie müssen es lernen, sonst schaffen Sie es nicht.»
«Ich weiß. Aber ein andermal, okay?»
Alex seufzte. «Also gut. Lehnen Sie ihn an die Wand da.» Sie setzte sich auf den Boden, holte die Vambloc-Spritze heraus und stieß sie dem Menschen in den Hals. Er zuckte, bevor er seitwärts umfiel und mit dem Kopf auf den Gehsteig krachte.
«Jetzt können wir gehen», sagte sie.
Der Jaguar stand nicht weit von ihnen entfernt.
«Ich habe Sie enttäuscht, nicht wahr?», murmelte Greg, als sie in den Wagen stiegen.
«Vergessen Sie’s.» Alex fuhr an, bog in die St. James Street ein und hinterließ Gummistreifen auf der Straße, als sie die Anhöhe zum Piccadilly Circus hochfuhr.
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Kapitel 26
A ls Joel die Augen wieder öffnete, fuhr er erschreckt hoch. Er war tatsächlich eingeschlafen. Seine Kleider waren klamm, und er begann heftig zu zittern. Es fing an zu regnen. Er stöhnte auf, als er sah, wie spät es war. Wie hatte ihm das nur passieren können?
In diesem Augenblick bemerkte er, dass sich auf Kates Balkon etwas tat.
Er erstarrte. Sein Herz setzte aus, um gleich darauf umso heftiger zu schlagen.
Die Gestalt war in der Dunkelheit kaum auszumachen. Joel sah zu, wie sie zum Rand des Balkons schlich, und hörte die Tür zum Zimmer des Mädchens einschnappen, als die Kreatur sie hinter sich schloss. Einen Moment lang hielt sie am Balkongeländer inne, bevor sie sich in einer einzigen flüssigen Bewegung – so schnell, dass Joels Augen ihr kaum folgen konnten – mühelos über das Geländer schwang und fast geräuschlos unten im Garten landete.
Joel wagte es nicht, sich zu bewegen oder auch nur zu atmen. In diesem Augenblick kehrten all die Ängste aus seiner Kindheit wieder zurück. Für mehrere Sekunden, die ihm wie Stunden erschienen, war er wie gelähmt. Nur mit größter Mühe konnte er sich dazu zwingen, an den Rand des Schuppens zu krabbeln, um zu verfolgen, wie die Gestalt den dunklen Garten durchquerte.
Durch den Nebel erkannte er, dass es sich um einen großgewachsenen Mann handelte, der, ganz in Schwarz gekleidet, ruhig und zielstrebig erst auf das hintere Gartentor zuging und dann auf den schmalen Weg zwischen den Gärten hinter den Häusern einbog.
Joel rappelte sich auf. Er taumelte hinter dem Schuppen hervor, wobei sein Herz so laut pochte, dass er sicher war, dass der Mann es aus fünfundzwanzig Metern Entfernung hören musste. Inzwischen hatte es richtig zu regnen begonnen, und die Sicht war schlecht. Als Joel auf den Weg trat, sah er die schattenhafte Gestalt gerade noch um die Ecke biegen. Sie war bereits fünfzig Meter vor ihm und ging schnell. Joel begann zu joggen und sah den Mann nach der Ecke wieder.
Joels Magen verkrampfte sich.
War das Wesen, dem er folgte, überhaupt ein Mann?
Er schluckte seine Angst hinunter und begann zu rennen. Das war womöglich das Dümmste, was er je im Leben getan hatte, aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
«Ich bin Polizist und bewaffnet!», schrie er, ohne den schrillen Beiklang der Angst in seiner Stimme verbergen zu können. «Bleiben Sie stehen, Sie sind umzingelt.»
Und die Gestalt blieb tatsächlich stehen und drehte sich zu ihm um.
Es goss jetzt in Strömen. Joel konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, spürte aber, wie er ihn anstarrte; sein Blick fühlte sich so durchdringend an, dass er sich wie nackt vorkam.
Und irgendwie wusste er, was das Wesen dachte.
Du bist allein, Mensch.
Es trat auf ihn zu, und obwohl sein Gesicht noch immer im Dunkeln lag, glaubte Joel, ein Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen. Es trat einen weiteren Schritt vor.
Joel zwinkerte sich den Regen aus den Augen und schluckte schwer. Er überlegte verzweifelt und versuchte, zwanzig Jahre zurückzudenken. Was hätte sein Großvater jetzt getan?
«Das Kreuz», rief er. «Ich habe es. Das Kreuz …» Joel spürte, wie ihm das Blut in den Adern stockte, als er sich zu erinnern versuchte. Doch da war das Wort plötzlich wieder in seinem Kopf, und er schrie es fast heraus: «Das Kreuz von Ardaich!»
Die Gestalt erstarrte und neigte den Kopf fast unmerklich zur Seite.
«Ich habe es», sagte Joel erneut und legte alle Kraft, die er aufbringen konnte, in seine Stimme. «Es ist hier. Ich habe das Kreuz, Vampir.»
Und
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