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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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Jungs uns zeigen wollten, finden wir auch selber.»
    Und so betraten sie die
Anica
über eine knarrende Gangway.
    Das Deck des Schiffes war etwa so lang und breit wie ein Fußballfeld und so gut wie leer; nur hier und da sah man einige Ölfässer, Rollen von dickem Tau und ein paar zerbeulte Container. Die Aufbauten ragten wie ein dunkler Turm in den Nachthimmel. In keinem einzigen Fenster brannte Licht. Es war wie auf einem Geisterschiff. Alex führte ihr Team über klappernde Stufen hinauf zu einem maschendrahtumzäunten Steg hoch über dem Wasser. Sie stiegen durch eine offene Luke ein und fanden sich in dunklen, engen Gängen wieder, die sich durch die Eingeweide des Schiffes wanden.
    «Man sollte doch meinen, dass wenigstens eine Nachtwache an Bord sein müsste», sagte Greg. «Sie haben alles offen gelassen.» Alex antwortete nicht, dachte aber dasselbe. Nach ein paar weiteren Richtungsänderungen und ein paar weiteren offenen Luken kamen sie in eine verlassene Kantine mit Plastikstühlen und -tischen.
    «Hier war kürzlich noch jemand», stellte Mundhra fest und deutete auf die noch halb mit Essen gefüllten Teller auf einem der Tische. Ein Stuhl war umgefallen. «Und offensichtlich sind sie überstürzt aufgebrochen», fügte er hinzu.
    «Sehen wir uns noch ein bisschen um», schlug Alex vor.
    Eine Ebene tiefer hörten sie das hallende Knarren des Schiffsrumpfes, der beinahe lebendig schien, so, als würde er atmen. Alex kam sich vor wie im Innern eines riesigen Wals. Rohre und Leitungen wanden sich an den schmierigen Wänden und den niedrigen Decken entlang.
    «Ich rieche etwas», murmelte sie und folgte ihrer Nase ein Stückchen weiter. Mit der linken Hand öffnete sie sachte eine Luke mit der Aufschrift « LADERAUM », während sie mit der rechten ihre Pistole zog.
    Dann konnte auch Greg es riechen, und er kannte den Geruch nur zu gut. Wäre er noch ein Mensch gewesen, hätte er sich übergeben.
    Sie hatten die Schiffscrew gefunden. Und bis jemand eine neue Mannschaft zusammengestellt hatte, war nicht davon auszugehen, dass die
Anica
den Hafen von London übereilt verlassen würde.
    Durch ein einziges Bullauge strömte mattes Licht in den Raum. Auf dem Boden lagen eine kaputte Motorwinde, Glieder alter Ketten und Kabel, Berge rostiger Schrauben und Rohre von Gerüsten. Die Schiffsmannschaft hatte den Raum offenbar als Lager für allen möglichen Schrott benutzt. Doch Alex betrachtete nicht den angehäuften Schrott. Der Lagerraum sah aus, als wäre er mit Blut ausgespritzt worden. Eimerweise Blut. An den Wänden klebte es in getrockneten, braunvioletten Wirbeln. In den Mulden des Fußbodens hatten sich ganze Pfützen angesammelt, von denen die größeren noch feucht schimmerten. Über den ganzen Boden verstreut lagen Körperteile herum, derart übel zugerichtet, dass manche von ihnen kaum noch als solche zu erkennen waren. Und diejenigen, welche noch als menschliche Arme und Beine, Köpfe und Rumpfteile identifiziert werden konnten, waren blass und ausgedörrt, fast wie mumifiziert.
    «Klarer Fall», sagte Alex gelassen. «Ausgesaugt. Und dann haben die Täter sie zerfetzt.» Sie trat über einen halb aufgegessenen Brustkorb. «Das hier waren fünf, vielleicht auch sechs Männer. Wahrscheinlich die Jungs, die wir hier treffen sollten.»
    Greg wollte gerade etwas sagen, als der bedrückend enge Raum um sie herum plötzlich von einem lauten Knall erfüllt wurde.
    Becker hatte direkt neben ihm gestanden und sich wie die anderen den Ort der grausamen Tat angesehen. Mit einem Mal fiel er nach vorn aufs Gesicht, verzweifelt schreiend und mit den Beinen um sich tretend.
    Sein Fleisch begann auf groteske Weise anzuschwellen, sein Gesicht verzerrte sich, und seine Adern quollen hervor. Es dauerte bloß ein paar Sekunden, dann platzte er wie eine reife Tomate, die man in einen Schraubstock gespannt hatte. Dafür gab es nur eine Erklärung: Nosferolpatronen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 28
    A us den finsteren Ecken des Korridors kamen sechs Gestalten angerannt, und mit einem Mal war die Dunkelheit vom Aufflammen gelblich weißen Mündungsfeuers erfüllt. Alex warf sich auf den Boden und sah, wie die anderen es ihr gleichtaten. Projektile zischten an ihnen vorbei und schlugen in die Wände hinter ihnen ein. Im stroboskopartigen Licht aus den Läufen der Automatikwaffen erhaschte Alex kurze Blicke auf ihre Gegner.
    Der Anführer war weiblich. Ihr langes Haar war rabenschwarz und wild, und ihr roter lederner

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