Der Aufstand
schäumenden weißen Kielwasser lagen. Die
Anica
war nur noch ein Schatten, der sich über dem dunklen Kai auftürmte. Kein Anzeichen dafür, dass ihnen jemand folgte. Doch sie wusste, dass sie kommen würden; Vampire gaben nicht so leicht auf wie Menschen.
«Hat das Boot noch mehr drauf?», rief sie.
Er deutete auf eine Anzeige auf dem Armaturenbrett. «Ich fahre schon so schnell es geht, aber die haben irgendwas getroffen, denn der Öldruck nimmt ab.»
Keine drei Minuten später entdeckte Alex die Lichter eines zweiten Schnellboots hinter ihnen. Es lag noch ein gutes Stück zurück, holte aber rasch auf.
«Werfen wir ein bisschen Ballast über Bord.» Sie riss einen der zwölf Passagiersitze aus seiner Verankerung und warf ihn ins Wasser, dann noch einen.
«Der Druck fällt weiter», schrie ihr Greg über die Schulter zu.
Nach zwei weiteren Minuten lagen ihre Verfolger nur noch wenige hundert Meter zurück. Alex wartete schon angespannt auf den ersten Schuss. Jenseits des dunklen Wassers war das nächtliche London von Licht und Bewegung erfüllt. In der Ferne leuchteten golden das Parlamentsgebäude und Big Ben. Das Dröhnen der Motoren wurde lauter, als sie unter der Westminster Bridge durchrasten, bevor Alex auf der anderen Seite hoch oben am Himmel die erleuchteten gläsernen Gondeln des London Eye und die winzigen Figuren in ihrem Innern sah.
«Die Maschine macht’s nicht mehr lang», rief Greg.
Alex spürte, wie eine Kugel dicht an ihr vorbeizischte, und drehte sich um. Das zweite Schnellboot war nun bedrohlich nahe. Mündungsfeuer blitzte auf, und ein weiteres mit Nosferol präpariertes Projektil zerschmetterte das Glas des Armaturenbretts fünfzehn Zentimeter neben Gregs Körper.
Fast gleichzeitig begannen die Motoren zu stottern, und schon im nächsten Augenblick waren sie still.
«Das war’s dann wohl», sagte Greg.
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Kapitel 29
K ugeln schlugen neben ihnen ins Wasser, während sie auf den Millenium Pier zutrieben. Inzwischen waren sie nur noch einige Meter vom Ufer entfernt.
«Kommen Sie schon!», rief Alex und sprang auf den Bug des manövrierunfähigen Schnellboots.
Mit einem kräftigen Satz war sie an Land und rannte auf die Menschenmassen zu, die sich am London Eye drängten. Unter dem gewaltigen Riesenrad wurde offenbar eine Party gefeiert, wohl eine Art Betriebsausflug mit Frauen in teuren Kostümchen und Männern mit Anzug und Krawatte. Die Insassen der sich langsam bewegenden Gondeln tranken Champagner, aßen Kanapees, lachten und unterhielten sich angeregt. Sie zogen verwunderte Blicke auf sich, als sie sich ihren Weg durch die Menge bahnten. Eine dicke Frau ließ mit einem wütenden «Also hören Sie mal!» ihr Glas fallen, als Alex sie zur Seite schob.
Die anderen vier Vampire waren nicht weit hinter ihnen. Alex sah, wie ihre Anführerin die Menge absuchte und schnell auf sie zukam. Beim Rennen schlug ihr Schwert wütend gegen ihren Oberschenkel.
Und diese Idioten von Menschen dachten garantiert, das sei nur eine Art Karnevalskostüm.
Alex und Greg schlossen sich einer Gruppe von Leuten an, die in eine der Gondeln drängten, als diese am Ende ihres riesigen stählernen Arms an ihnen vorbeifuhr. Alex tupfte Greg beim Einsteigen das Blut aus dem Gesicht. «Was auch immer geschieht, bleiben Sie ganz nah bei mir.»
«Ich komme schon alleine klar», murmelte er beleidigt.
«Das sind keine Taliban, Greg. Sie sind jetzt in meiner Welt.»
Kurz vor Betreten der Gondel trat ein stämmiger Typ in einem einfachen Anzug auf sie zu. Sein Ohrhörer und sein Mikrophon verrieten Alex, dass er vom Sicherheitsdienst war. «Entschuldigen Sie, aber das hier ist eine private Party. Könnte ich bitte mal Ihre Einladungskarten sehen?»
Alex hob eine Hand. «Verschwinden Sie, aber schnell, sonst reiße ich Ihnen das Rückgrat durch den Mund heraus.» Offenbar hatte sie recht überzeugend geklungen, denn der Mann wurde leichenblass, schluckte schwer und trat einen Schritt zurück. «Kluge Entscheidung», kommentierte sie, als er in der Menge verschwand.
Sie gingen an Bord, und bald erhob sich die Gondel langsam in die Luft. Unter ihnen eröffnete sich ein Panoramablick über London. Alex schaute nach unten und sah, wie sich die schwarzhaarige Frau durch die Menge drängte. Derselbe Sicherheitstyp, der sich soeben noch an ihnen versuchte hatte, trat nun auf sie zu und sprach sie an. Im selben Augenblick bauten sich neben der Frau die drei anderen Vampire auf, und schon
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