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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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Sie schläft.»
    «Dann fehlt ihr also nichts?»
    Gillian runzelte die Stirn. «Ich sagte doch, dass es ihr gutgeht. Ihr fehlt rein gar nichts. Und jetzt lassen Sie uns bitte in Ruhe und hören Sie auf, uns anzurufen.» Sie legte das Telefon auf, biss sich auf die Lippe und kaute an einem Fingernagel.
    Sie war fest entschlossen, Solomon nicht wissen zu lassen, welche Angst sie in Wahrheit um ihre Tochter hatte. Kate hatte am Morgen sehr krank ausgesehen. Ihr Gesicht war seltsam blass gewesen. Ihre Haut hatte fast durchscheinend gewirkt, sodass die Adern an ihren Schläfen und ihrem Hals auf beunruhigende Weise sichtbar geworden waren. Gillian war bei ihrem Anblick erschrocken zurückgezuckt. Ihre Tochter sah aus wie eine Tote.
    Nur wenige Augenblicke, nachdem sie das Gespräch mit Joel Solomon beendet hatte, griff Gillian erneut zum Telefon und wählte Dr. Andrews’ Nummer.
    Bill Andrews war schon seit Kates frühester Kindheit der Hausarzt der Familie Hawthorne. Der freundliche alte Mann war fast wie ein Onkel für sie, und er klang tief besorgt, als Gillian ihn bei sich zu Hause anrief und Kates Symptome beschrieb.
    «Versuchen Sie nicht, sie ins Krankenhaus zu bringen. Ich komme vorbei und schaue sie mir mal an.»
     
    Um genau 8.45  Uhr hob Jeremy Lonsdales Gulfstream-Jet von der Startbahn eines Privatflugplatzes in Surrey ab und stieg steil in den wolkenverhangenen Himmel. Seine aus drei Personen bestehende Besatzung hatte überstürzt von ihrem Arbeitgeber die Anweisung erhalten, nach Russland zu fliegen und dabei die seltsame Fracht mitzunehmen, die per Helikopter zum Flugplatz gebracht worden war. Diese Fracht bestand lediglich aus einer schweren, gut zwei Meter langen und an den Kanten mit Stahl eingefassten Kiste, doch was sie enthielt, wussten allenfalls Mr. Lonsdale und die beiden wortkargen, einschüchternd wirkenden Männer in dunklen Anzügen, deren Aufgabe ganz offensichtlich darin bestand, die Kiste nicht aus den Augen zu lassen. Die beiden Männer hatten mit kaum jemandem ein Wort gewechselt, und als die Besatzung mitbekam, wie sie sich miteinander unterhielten, taten sie dies in einer ganz und gar unverständlichen, slawisch klingenden Sprache. Aber Mr. Lonsdale hatte die Crew angewiesen, keine Fragen zu stellen, und daran hielten sie sich auch.
     
    Lavender Close, Wallingford
    8.47  Uhr
    H allo, Kate», sagte Dr. Andrews freundlich, als Gillian ihn ins Zimmer ihrer Tochter führte.
    Kate hatte sich unter der Bettdecke verkrochen. Als sie seine Stimme hörte, linste sie misstrauisch hervor.
    «Es ist dunkel hier drinnen», stellte der Arzt mit Blick auf die zugezogenen Vorhänge fest.
    «Sie will es so. Anscheinend kann sie das Licht nicht ertragen.»
    «Dann wollen wir doch mal sehen.» Dr. Andrews ging ans Fenster und öffnete die Vorhänge einen Spalt. Kate stöhnte laut auf und zog sich blitzartig wieder unter die Decke zurück, als ein paar Sonnenstrahlen ins Zimmer fielen und sie im Gesicht trafen.
    Dr. Andrews runzelte die Stirn, schloss den Vorhang wieder und setzte sich auf Kates Bettkante.
    «Darf ich?» Er schaltete die Nachttischlampe ein. «Deine Mutter sagt, du hast schlimme Kopfschmerzen. Stimmt das?»
    Kate antwortete nicht.
    «Schon gut, du musst nicht antworten.» Er zog sanft die Bettdecke zurück. «Ich tue dir nicht weh, Kate», sagte er, als sie kraftlos protestierte. «Ich will nur einen kurzen Blick auf dich werfen, damit wir –»
    Er brach mitten im Satz ab, als er die Male am Hals des Mädchens sah.
    «Damit wir dir helfen können», brachte er den Satz zu Ende. Er drehte sanft ihren Kopf, um sich die merkwürdigen Wunden näher anzusehen. Als er ihr ein Fieberthermometer in den Mund schob und bemerkte, wie blass ihre Lippen waren, schüttelte er befremdet den Kopf.
    Mit vor der Brust verschränkten Armen schaute Gillian Hawthorne zu, wie er Kate wortlos untersuchte. Als er fertig war, verkroch Kate sich leise stöhnend sofort wieder tief unter der Bettdecke.
    Dr. Andrews wandte sich an Gillian. «Hat sie in letzter Zeit zu wenig gegessen?»
    «Erst, seit sie krank geworden ist. Sonst isst sie wie ein Scheunendrescher. Ein Wunder, dass sie dabei so schlank bleibt.»
    «Und sie hat keinen Ernährungstick, macht keine Diät? Sie ist nicht zur Veganerin geworden oder so?»
    «Nein. Sie ist ein vollkommen normales Mädchen.» Gillian warf ihrer Tochter einen kurzen Blick zu. «Oder zumindest
war
sie das.»
    Der Arzt registrierte den Beiklang in ihrer Stimme,

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