Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
Vom Netzwerk:
wiederzusehen,
Krajzok
», erklärte der Meister unter Verwendung eines Begriffs, der in etwa mit «Jüngling» zu übersetzen wäre.
    «Ihr ehrt mich», erwiderte Stone liebenswürdig.
    «Später werden wir speisen. Aber erst, Jüngling, erzählst du mir, welche Fortschritte du machst.»
    «Ich hoffe, Ihr werdet mit Freuden hören, wie weit unsere Pläne schon gediehen sind.» Stone berichtete in allen Einzelheiten von der Zerstörung der Fabrik in Terzi, der Beschaffung der Medikamentenvorräte und der Vernichtung zahlreicher feindlicher Agenten. Der Begriff «Föderation» war tabu, wenn von der Opposition die Rede war, denn schon seine bloße Erwähnung hätte den Zorn der Meister erregt. Und dem Zorn der Meister wollte Stone sich lieber nicht aussetzen.
    «Jetzt sind die Verräter stark geschwächt», fasste er zusammen. «Schon bald werden wir sie mit ihren eigenen Waffen angreifen und vernichtend schlagen.»
    Der Meister dachte eine Weile nach. «Ich bin hier nicht der Einzige, Jüngling, den angesichts deiner Rückgriffe auf diese abscheulichen Technologien tiefes Unbehagen befällt. Gibt es denn gar keine andere Möglichkeit?»
    Stone formulierte seine Antwort mit Bedacht. «Ich teile Euer Unbehagen, Meister, und doch finde ich es auf gewissen Weise angemessen – zumal es nur als Ironie des Schicksals empfunden werden kann, wenn dieser Abschaum durch dieselben Mittel vernichtet wird, welche er gegen seine würdigeren Brüder und Schwestern eingesetzt hat. Sobald unser Auftrag vollständig erfüllt ist, dürft Ihr versichert sein, dass diese bösartigen Erzeugnisse ebenso wie ihre Erschaffer für immer der Vergangenheit angehören werden.»
    Der Meister nickte bedächtig. «Was du da sagst, entbehrt nicht einer gewissen Weisheit, Jüngling. Du hast unser Vertrauen nicht enttäuscht. Dank deiner großen Bemühungen wird unsere Nation bald wieder ihren rechtmäßigen Platz einnehmen.»
    «Für immer Euer Diener», erwiderte Stone und verneigte sich.
    Der Meister schaute ihm tief in die Augen, und ihm war, als würde ein Suchscheinwerfer sein Gehirn durchleuchten.
    «Ich spüre, dass du uns noch mehr zu berichten hast», sagte der Meister mit einem dünnen Lächeln. «Etwas Wichtiges.»
    Während der ganzen langen Reise nach Russland hatte Stone in seiner Kiste heftig mit der Frage gerungen, ob er die mögliche Entdeckung des Kreuzes von Ardaich durch einen Menschen erwähnen sollte. Doch dann würde er auch Erklärungen vorbringen müssen, die er lieber vermied. Er hatte diesen Menschen entkommen lassen, und das war ein Zeichen von Schwäche, das er sich nicht erlauben konnte.
    «Nun?», bohrte der Meister nach.
    «Ich habe Euch alles gesagt, was zu sagen ist», log Stone und setzte dabei alle seine geistigen Kräfte ein, um seine wahren Gedanken zu verbergen. Der Meister war ein hervorragender Gedankenleser, und sein Zorn würde unermesslich sein, wenn er merkte, dass man ihn zu täuschen versuchte.
    «Bist du sicher?»
    «Ich bin sicher.»
    Der Meister schien zufrieden. Er legte Stone seine Klauenhand auf die Schulter.
    «Komm. Du hast einen langen Rückweg. Speise mit uns, bevor du abreist, und lass uns unsere weiteren Pläne besprechen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 45
    V or dem Fenster von Bill Andrews’ Büro in der Rothwell-Privatklinik bei Wallingford war es dunkel. Auf seinem Schreibtisch lag Kate Hawthornes Krankenakte. Die Worte verschwammen allmählich vor seinen Augen, so lange starrte er sie schon an. Er nahm die Brille ab und rieb sich das Gesicht. Er konnte vor Müdigkeit keinen klaren Gedanken mehr fassen, und kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er griff nach dem kleinen Tablettenfläschchen in der Brusttasche seines weißen Kittels und schluckte eine der Pillen.
    Der Nachmittag war schrecklich gewesen. Die meiste Zeit hatte er mit dem aussichtslosen Unterfangen zugebracht, die Familie Hawthorne zu trösten. Er hatte Gillians hemmungsloses Schluchzen ertragen müssen und vergeblich versucht, eine halbwegs plausible Erklärung dafür zu finden, warum ihre reizende, gesunde Tochter ohne erkennbaren Grund einfach so dahingewelkt war, und das innerhalb weniger Tage.
    Er war mit seinem Latein am Ende.
    «Fang nochmal von vorne an, Bill», murmelte er. Er blätterte zurück zur ersten Seite und ging ihre Krankenakte zum tausendsten Mal durch, um vielleicht doch noch einen Grund für das scheinbar Unerklärliche zu finden.
    Aber wie sollte er etwas erklären, das aus wissenschaftlicher

Weitere Kostenlose Bücher