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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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gesehen.»
    «Das hier ist kein Film, Sam. Das ist die Realität.»
    «Die Realität.»
    «Absolut. Ich habe sie gesehen. Und das nicht zum ersten Mal.»
    «Nicht zum ersten Mal.»
    «Willst du eigentlich weiterhin alles wiederholen, was ich sage, oder würdest du mir vielleicht erklären, was du davon hältst?»
    Carter starrte ihn an. «Das ist dein voller Ernst, stimmt’s? Ist dir überhaupt klar, was du mir da zumutest?»
    «Du kennst mich doch schon lange. Habe ich dich je verarscht?»
    «Nein, aber das hier –»
    «Du hältst das für verrückt, stimmt’s?»
    «So würde ich das nicht formulieren. Blühender Unsinn vielleicht, aber verrückt trifft die Sache nicht ganz.»
    «Danke.»
    Carter zeigte mit dem Finger auf ihn. «Jetzt hör mir bitte mal zu. Erzähl bloß keinem auch nur ein Wort davon, hast du mich verstanden? Sonst bleibt es nicht bei der Suspendierung. Dann lassen sie dich gleich in die Klapsmühle einweisen, Kumpel.»
    «Glaubst du vielleicht, mir käme das nicht auch verrückt vor?»
    «Sei jetzt bitte ganz ehrlich zu mir. Trinkst du in letzter Zeit zu viel? Oder nimmst du Drogen? Das kommt von diesem Scheißjob. Ich hätte weiß Gott auch manchmal Lust, in eine Flasche Jack Daniel’s einzutauchen und für den Rest des Lebens glücklich und zufrieden da drin rumzuschwimmen. Tue ich aber nicht, Joel. Ich mache weiter, jedes beschissene Mal, weil man das eben so macht.»
    «Ich trinke nicht und nehme keine Drogen, das weißt du doch.»
    «Ja, und ich weiß auch, dass die Trennung von Tania dich viel schwerer getroffen hat, als du zugeben wolltest.»
    Joel seufzte. «Das war vor fast sieben Monaten. Darüber bin ich längst hinweg.»
    «Gut, dann lass dir eines raten. Such dir ein nettes Mädchen, fahr mit ihm irgendwo hin, wo es jede Menge Sonne und Sand und Cocktails gibt, und vögle dir eine oder zwei Wochen lang das Hirn aus dem Leib.»
    «Ich hasse Strände», sagte Joel.
    «Ach ja. Ich hatte ganz vergessen, dass du zu den Verrückten gehörst, die in ihrer Freizeit lieber an irgendeiner Felswand hängen oder Eistauchen gehen. Aber egal – ich glaube einfach, dass du hier mal wegsolltest. Ein bisschen Abstand zu dem Ganzen kriegen. Und tu dir vor allem selbst den Gefallen und schlag dir diese verfluchte Vampirgeschichte aus dem Kopf, Joel.»
    Joel schüttelte den Kopf. «Das kann ich nicht. Ich muss auf meine eigene Art damit weitermachen.»
    «Ich hatte schon befürchtet, dass du das sagen würdest.» Carter seufzte. «Also gut. Du bist mein Freund. Wenn du mich brauchst, weißt du ja, wo du mich findest.» Er schaute auf die Uhr. «Scheiße, ich muss weg.» Er trank sein Bier aus, stand auf und klopfte Joel auf die Schulter. «Pass auf dich auf, ja?»
    «Ich komm schon klar.»
    «Wirklich?»
    «Hau schon ab, du kommst sonst noch zu spät.» Joel sah zu, wie Carter zur Tür hinausging, leerte sein Glas und bestellte noch eines. Ein paar Minuten saß er nur da, trank und starrte ins Nichts.
    Vielleicht stimmte es ja. Vielleicht hatte er wirklich den Verstand verloren.
    Er hoffte von ganzem Herzen, dass er tatsächlich bloß phantasierte. Und vor allem sehnte er sich nach Ruhe, hoffte, seine Suspendierung nutzen zu können, um zu entspannen, es mal ruhiger angehen zu lassen und dann eines Tages aufzuwachen mit der Erkenntnis, dass diese Wahnvorstellungen einfach aus seinem Kopf verschwunden waren.
    Aber er wusste, dass das nicht geschehen würde. Diese Sache würde sich nicht einfach so verflüchtigen. Alles konnte nur noch schlimmer werden, und er musste mit all dem ganz allein fertigwerden.
    Oder vielleicht doch nicht.
    Vielleicht hätte ich Ihnen helfen können.
    Als ihm diese Worte wieder einfielen, griff er in seine Brieftasche und holte die Visitenkarte hervor, die Alex Bishop ihm im Krankenhaus gegeben hatte.
    Wie hatte sie das gemeint? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Also wählte er ihre Nummer, aber der automatische Antwortdienst erklärte ihm, dass ihr Handy ausgeschaltet sei.
Verdammt.
    «Ich muss etwas unternehmen», murmelte er vor sich hin.
    Dann wusste er plötzlich, was dieses Etwas war.
    Er ließ sein noch halb volles Glas auf dem Tisch stehen und ging.

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    Kapitel 44
    90  km von Norilsk, zentralsibirische Hochebene
    18.45  Uhr Greenwich-Zeit/ 1.45  Uhr Ortszeit
    D ie Reise war fast doppelt so lang wie die Entfernung zwischen London und Moskau, und Gabriel Stone hatte die meiste Zeit, in der Jeremy Lonsdales geliehene Gulfstream

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