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Der Aufstieg des Hotel Dumort

Der Aufstieg des Hotel Dumort

Titel: Der Aufstieg des Hotel Dumort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Köbele
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gekommen.«
    »Nicht direkt«, erwiderte Magnus. Er trat ein wenig näher, hielt sich aber weiter von der riesigen Blutlache und den Leichen fern, die zwischen ihnen lagen.
    »Nicht direkt?«
    »Ich fühle mich manchmal fehl am Platz, sicher, aber alles in allem betrachte ich mich doch als Teil dieser Welt. Wo sollte ich denn sonst hin?«
    »Du magst hier geboren sein, aber du stammst aus einer anderen Dimension.«
    »Du meinst, aus dem Raum zwischen den Welten, der Großen Leere?«
    »Ganz genau. Ich gedenke, dorthin zurückzukehren, wo ich hingehöre. Ich will an den Ort zurückkehren, den ich als mein einzig wahres Zuhause empfinde. Ich will ins Große Chaos. Ich war gerade dabei, ein Portal zu öffnen, um dorthin zu gelangen.«
    »Und diese Leute hier?«
    »Diese Leute glaubten, ihnen gehöre die Welt. Sie glaubten, ihr Geld gebe ihnen das Recht, alles zu kontrollieren. Als sie von mir hörten, suchten sie mich auf, damit ich ihnen einen Weg zeige, sich dieses Recht ohne Krieg, ohne den Einsatz von Gewalt zu nehmen. Und ich erzählte ihnen, ich würde ihnen eine Macht zeigen, die sie nie für möglich gehalten hätten, wenn sie mir im Gegenzug gäben, was ich dafür benötigte. Also haben sie mir dieses Hotel zur Verfügung gestellt. Ich arbeite nun schon seit einigen Monaten daran, den Durchgang fertigzustellen. Das ganze Gebäude ist inzwischen ein Gitterwerk aus Zaubern und Beschwörungen. Die Wände sind mit einem Geflecht aus Elektrum und Dämonenmetall durchzogen. Es ist ein regelrechter Kanal. Und es wird das perfekte und stärkste Portal von jeher abgeben.«
    »Und sie sind hierhergekommen …«
    »Um einer Vorführung beizuwohnen. Ich habe sie gewarnt, dass es riskant sein würde. Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich dachte, das hätte ich …«
    Er lächelte leise.
    »Sie waren Monster, Magnus. Sie durften nicht weiterleben. Diese dummen Irdischen dachten, sie könnten unsere Macht missbrauchen, um ihre Welt damit zu regieren. Falsch gedacht. Sie waren binnen kürzester Zeit tot.«
    »Nachdem sie Höllenqualen und Todesängste ausstehen mussten, nehme ich an?«
    »Möglicherweise. Aber nun leiden sie ja nicht länger. Und ich bald auch nicht mehr. Komm mit mir.«
    »Ich soll dich begleiten? In die Große Leere? Ins Chaos? Und ich dachte schon, die Einladung, den Sommer in New Jersey zu verbringen, sei die schlimmste gewesen, die ich jemals erhalten habe.«
    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für dumme Witze, Bane.«
    »Aldous«, sagte Magnus. »Du sprichst davon, ins Pandämonium überzusiedeln. Von dort gibt es kein Zurück. Und du weißt, welche Schrecken dich dort erwarten würden.«
    »Wir wissen nicht, wie es dort zugeht. Wir wissen gar nichts. Ich möchte es aber gerne erfahren. Mein letzter Wunsch ist es, diesen rätselhaften Ort kennenzulernen, mein wahres Zuhause. Die letzte Zutat, um diesen Zauber zu vollenden«, erklärte er, während er den Knauf von seinem Gehstock streifte und ein Messer hervorzog, »sind einige Tropfen vom Blut eines Hexenmeisters. Eine kleine Menge reicht schon aus. Nur ein winziger Schnitt in die Handfläche.«
    Nachdenklich betrachtete Aldous das Messer, dann blickte er zu Magnus.
    »Wenn du hierbleibst, wird sich das Portal öffnen und du wirst mit hineingesogen. Wenn du mich nicht begleiten willst, dann verschwinde jetzt.«
    »Aldous, du kannst doch nicht …«
    »Ich kann nicht nur, ich werde auch. Entscheide dich, Magnus. Bleib oder geh, aber wenn du gehen willst, dann jetzt.«
    Magnus war sich nun absolut sicher, dass Aldous den Verstand verloren hatte. Man plante keine Ausflüge in die Große Leere, wenn man noch alle Sinne beisammenhatte. In die Leere zu gehen, war noch folgenschwerer und schrecklicher als Selbstmord – man schickte sich selbst zur Hölle. Allerdings war es wirklich sehr, sehr schwer, mit Menschen zu reden, die verrückt geworden waren. Alfie hatte er seinen Fenstersprung mit vernünftigen Argumenten ausreden können. Bei Aldous würde es nicht so einfach werden. Physische Gewalt schien aber auch keine Lösung. Welchen Zug Magnus auch unternahm – Aldous würde ihn vermutlich vorhersehen und mühelos abwehren.
    »Aldous …«
    »Du bleibst also hier? Und kommst mit mir?«
    »Nein. Ich will nur … ich …«
    »Mach dir keine Sorgen um mich«, besänftigte Aldous. »Du glaubst, ich wüsste nicht, was ich da tue.«
    »So würde ich es nicht direkt ausdrücken …«
    »Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht,

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