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Der Aufstieg des Hotel Dumort

Der Aufstieg des Hotel Dumort

Titel: Der Aufstieg des Hotel Dumort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Köbele
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entkommen. Das Telefon begann zu klingeln. Dann waren auf dem Flur Stimmen zu hören und sogar der eine oder andere Aufschrei. Er ging hinunter in die Lobby, wo die nackte Panik ausgebrochen war: Menschen rannten mit ihren Koffern nach draußen, sämtliche Telefonzellen waren belegt und in der Ecke weinte ein Mann.
    Draußen auf der Straße war es noch schlimmer. Magnus hörte, wie sich eine Gruppe von Menschen aufgeregt unterhielt.
    »Downtown springen sie aus den Gebäuden, hab ich gehört«, erzählte ein Mann. »Mein Freund arbeitet dort unten und er sagt, sie öffnen einfach die Fenster und stürzen sich hinaus.«
    »Also passiert das gerade wirklich?«, fragte ein anderer Mann, zog seinen Hut vom Kopf und presste ihn ans Herz, wie um sich zu schützen.
    »Passiert gerade? Es ist bereits passiert! Die Banken fangen schon an, die Türen zu verrammeln!«
    Magnus beschloss, dass es wohl am besten war, nach oben zurückzukehren, die Tür abzuschließen und eine Flasche guten Weins zu öffnen.
    Er schaffte es tatsächlich nach oben und sogar bis in seine Suite, aber kaum dass er eingetreten war, tauchte einer der erst kürzlich dazugestoßenen Fremden aus der alten Suite auf seiner Türschwelle auf.
    »Magnus«, rief er. Er hatte eine ziemliche Fahne. »Du musst sofort kommen. Alfie versucht, aus dem Fenster zu springen!«
    »Na, dieser Irrsinn hat sich ja schnell ausgebreitet«, seufzte Magnus. »Wo?«
    »In deinem alten Zimmer.«
    Magnus blieb keine Zeit, sich zu erkundigen, wie lange sie schon von seiner neuen Bleibe wussten. Er folgte dem Mann, der halb taumelte, halb rannte, durch die Flure des Plaza. Über die Hintertreppe gelangten sie zu der drei Etagen höher gelegenen Suite, die sperrangelweit offen stand. Drinnen hatten sich mehrere Leute um die Tür zu Magnus’ altem Schlafzimmer versammelt.
    »Er hat sich da drinnen eingeschlossen und irgendwas vor die Tür geschoben«, erklärte ihm einer. »Wir haben aus diesem Fenster geschaut und ihn auf dem Sims stehen sehen.«
    »Raus mit euch«, kommandierte Magnus. »Sofort!«
    Als sie gegangen waren, streckte Magnus die Hand aus und ließ die Schlafzimmertür aufspringen. Das Schlafzimmerfenster, dem er einst eine wundervolle Aussicht auf den Central Park zu verdanken gehabt hatte – und den Einfall von viel zu viel Sonnenlicht –, bildete nun einen Rahmen um die kauernde Gestalt Alfies. Er hockte auf dem schmalen Betonsims und zog nervös an einer Zigarette.
    »Komm nicht näher, Magnus!«, rief er.
    »Das habe ich nicht vor«, erwiderte Magnus und setzte sich aufs Bett. »Aber könntest du mir vielleicht eine Zigarette geben? Das ist schließlich immer noch mein Zimmer, aus dessen Fenster du dich zu stürzen gedenkst.«
    Das brachte Alfie einen Moment lang aus dem Konzept, doch dann griff er vorsichtig in seine Tasche, zog eine Zigarettenschachtel hervor und warf sie nach drinnen.
    »So«, sagte Magnus, während er sie aufhob und sich eine Zigarette herausnahm. »Bevor du dich verabschiedest – magst du mir nicht vielleicht erzählen, worum es überhaupt geht?«
    Er schnippte mit den Fingern und die Zigarette glomm auf. Das machte er ganz allein Alfie zuliebe, der sich auch prompt ablenken ließ.
    »Du … du weißt genau, worum es geht … was hast du da gerade gemacht?«
    »Eine Zigarette angezündet.«
    »Nein, ich meine, was hast du da gerade gemacht?«
    »Ach, das.« Magnus schlug die Beine übereinander und lehnte sich leicht zurück. »Na, ich denke doch, Alfie, dass du inzwischen gemerkt haben dürftest, dass ich nicht wie die anderen Kinder bin.«
    Alfie wippte in seiner Hocke eine Weile auf und ab, während er sich Magnus’ Antwort durch den Kopf gehen ließ. Sein Blick war klar und Magnus dachte, dass Alfie vermutlich zum ersten Mal seit Wochen vollkommen nüchtern war.
    »Es stimmt also«, sagte er schließlich.
    »Es stimmt also.«
    »Was genau bist du denn?«
    »Ich bin jemand, der nicht möchte, dass du aus dem Fenster springst. Der Rest sind Kleinigkeiten.«
    »Gib mir einen guten Grund, nicht zu springen«, bat Alfie. »Ich habe alles verloren. Louisa. Alles, was ich besessen habe, alles, was ich erschaffen habe.«
    »Nichts ist von Dauer«, antwortete Magnus. »Das weiß ich aus Erfahrung. Aber du kannst dir neue Dinge besorgen. Du kannst neue Leute kennenlernen. Du kannst weitermachen.«
    »Nicht, solange ich mich daran erinnere, was ich alles hatte«, widersprach Alfie. »Wenn du also wirklich … das bist, was auch immer du bist,

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