Der Auftrag
sich schleiften, was sie hätten tun können. Die Schlucht wurde enger und dunkler, der Himmel war kaum noch zu sehen. Jaryn stolperte immer wieder über Geröll oder spitze Steine. Die Männer schwiegen und drehten sich nicht nach ihm um. Es mochte eine Stunde vergangen sein, als die Felsen zu beiden Seiten niedriger wurden. Der Weg wurde abschüssig, die Schlucht öffnete sich auf eine Lichtung, und Feuerschein fiel durch die Zweige. Jaryn hörte wieder Wasser rauschen.
Hier war das Lager der Schwarzen Reiter. Am Ende einer Schlucht, die niemand freiwillig durchquerte. Jaryn erblickte einige Feuer, an denen dunkle Gestalten saßen. Im Hintergrund standen Zelte. Nur flüchtig überflogen seine Blicke den Platz, er hielt nur Ausschau nach Rastafan. War er wirklich hier, oder hatten die Reiter sich einen Scherz erlaubt? Das wäre schlimm für ihn.
Die Reiter stiegen von ihren Pferden und banden sie an den Bäumen fest. Dann führten sie Jaryn zu einem Zelt, aus dem soeben ein hochgewachsener Mann mit langen krausen Haaren trat, ganz in schwarzes Leder gekleidet.
Jaryn stieß einen erleichterten Schrei aus. »Rastafan!«, keuchte er.
Dieser zog überrascht die Brauen hoch. »Jaryn?« Dann wanderte sein Blick zu den Männern. »Wen bringt ihr mir denn da als Abendüberraschung mit?«
»Wir haben ihn in der Schlucht aufgelesen. Behauptet, er sei ein Bauer aus Carneth namens Hassan und hat eine Botschaft für dich.«
Rastafan grinste. »So, so.« Er trat auf Jaryn zu und nahm ihm die Seilschlinge vom Hals. »Hassan aus Carneth? Kenne ich nicht. Und was für eine Botschaft?«
»Rastafan!«, schrie Jaryn ihn an. »Diese Männer haben mich wie einen Hund an der Leine hinterherlaufen lassen, Meile um Meile. Meine Füße sind zerschunden, meine Knie aufgeschlagen. Und du machst deine Scherze?«
»Mein lieber Freund«, erwiderte Rastafan, nun gar nicht mehr belustigt, »diese Männer haben einen Fremden aufgegriffen, wo er nichts zu suchen hatte, und wenn du dich umschaust, wirst du auch wissen, weshalb. Wir wollen nicht, dass Fremde ihre neugierigen Nasen in unser Lager stecken.«
»Diese Männer? Ich weiß wohl, was das für Männer sind. Es sind die Schwarzen Reiter aus der weißen Wüste. Räuber und Mörder!«
»So wie ich«, erwiderte Rastafan kalt. »Hast du etwas anderes angenommen?«
»So wie du?«, wiederholte Jaryn mit erstickter Stimme. »Aber die Reiter sind Jawendors Feinde!«
»So wie ich«, wiederholte Rastafan unerschütterlich. »Ich bin ein Feind deines Königs und seiner Gefolgsleute, das weißt du.« Er nickte den Männern zu. »Es ist gut, ich kenne den Mann, er ist ungefährlich. Ein harmloser, einfältiger Junge.«
Jaryn ging mit den Fäusten auf Rastafan los, was dieser mühelos und unter Lachen abwehrte. »Beruhige dich und komm mit ins Zelt. Da erzählst du mir, weshalb du wieder einmal allein in finsteren Wäldern umherstreifst. Du weißt doch, was dir dabei passieren kann.« Er grinste hinterhältig.
Jaryn war wütend auf Rastafan. Er wollte von ihm bemitleidet werden, getröstet; er hatte erwartet, dass er die Männer zurechtwies. Ich hasse diesen Mann! , dachte er, als er sich bückte und in das dunkle Zelt trat, wo die Luft stickig war und nur eine Kerze brannte. Der Boden war mit Schaffellen bedeckt, und dort setzten sie sich. Rastafan hielt Jaryn einen Brotkanten hin. »Hunger?«
Jaryn hätte gern abgelehnt, aber sein Magen schrie nach Essen. Er nahm das Brot. »Hast du auch Käse oder Braten?«
»Alles vorhanden.« Rastafan kramte in einem Beutel und reichte Jaryn eine gebratene Hasenkeule. Einen Wasserschlauch legte er daneben. Jaryn trank, als wäre er am Verdursten.
Rastafan betrachtete ihn mit leisem Spott, aber auch unschlüssig. »Kannst du mir nun sagen, was du hier wolltest?«
»Hier?«, fauchte Jaryn ihn an. »Hier gar nichts. Ich wollte nicht in dieses Lager der Wüstensöhne verschleppt werden. Ich wollte dich sprechen, aber in der Rabenhöhle. Du warst nicht da. Und diese Schankdirne hat mich einfach rausgeworfen, meinte, sie kenne dich überhaupt nicht. So lasse ich nicht mit mir umspringen. Wenn ich auch die Kleider eines Bauern trage, ich bin immer noch ein Achayane!«
»Du kannst nicht erwarten, dass die Leute das ahnen, lieber Jaryn. Mariella wollte mich schützen. Sie weiß, dass ich in der Nähe bin, ich und die Schwarzen Reiter. Dich kennt sie nicht. Also, was soll sie tun? Sie hält dich für einen Spion aus Margan.«
»Ja, jetzt wird auch mir einiges
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