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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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plötzlich aufzublähen und irrwitzige Ausmaße anzunehmen. Sollte Anamarna mehr im Sinn gehabt haben, als nur eine bestimmte Person zu finden? ›Wenn du ihm begegnest, wirst du es spüren.‹ War es das, was er gemeint hatte: dass er das Böse suchen, finden und erkennen sollte? Und hatte nicht auch Rastafan davon gesprochen, dass das Böse bereits in Jawendor herrschte? Gab es womöglich gar keinen Prinzen? Er fühlte sich verunsichert. Und ausgerechnet von diesem jungen Gecken musste er sich das sagen lassen.
    »Was hattest du denn im Sinn?«, brummte er.
    »Noch nichts.« Caelian packte seine restlichen Vorräte wieder in die Tasche, holte aus ihren Tiefen ein Kissen hervor und platzierte es sorgfältig auf dem Boden. »Wir sollten gemeinsam nachdenken, ob uns etwas einfällt. Dieser Orchan, ich könnte ihn eine Weile hinhalten – aber nicht lange genug. Lass uns morgen weiter reden, jetzt bin ich müde.«
    Jaryn beobachtete mit einem gewissen Neid, wie sich Caelian auf das weiche Kissen bettete und bald eingeschlafen war. Er selbst war hellwach und wusste, er würde die ganze Nacht kein Auge zutun. Was Caelian ihm gesagt hatte, das nagte an ihm wie ein Wurm an den Wurzeln eines mächtigen Baumes oder einer wunderschönen Blume. Doch ständiges Nagen fällt den starken Baum und lässt die schöne Blume welken. So wie seine Überzeugungen fielen und welkten.
    Schlaf fand er nicht, dafür genug Zeit zum Nachdenken. Und als das erste Morgenlicht sich durch die Zweige stahl, hatte er eine verwaschene Vorstellung davon, wie man diese Knaben retten konnte. Nicht, dass ihm das am Herzen gelegen hätte. Aber dass es ein Unrecht war, was der König vorhatte, das leuchtete ihm ein. Ein Unrecht jedoch durfte jemand, der unterwegs war, um gegen Razoreth zu kämpfen, nicht zulassen, auch da musste er Caelian recht geben. Wohl fühlte er sich bei der Sache nicht. Der Thron und die Tempel waren bisher immer eine Einheit gewesen. Eins konnte nicht ohne das andere bestehen. Und nun sollte er sich gegen den König stellen? Aber der musste ja nichts davon wissen, und außerdem – Jaryn lächelte vor sich hin. Außerdem hatte er noch einen anderen Grund, der Sache nachzugehen, und die lag in Carneth. Besser gesagt, in der Rabenhöhle, wo Rastafan offensichtlich häufiger Gast war. Jaryn hatte vor, Rastafan für die Befreiung der Knaben zu begeistern. Er wollte ihm dafür etwas versprechen. Etwas von Wert wie die Kette mit dem Feuerauge, nur nicht so auffällig.
    Bei dem Gedanken, Rastafan wiederzusehen, klopfte ihm stürmisch das Herz. Er wollte sich einreden, er täte es für die Knaben, aber es war lächerlich, sich so zu belügen. Er wollte nur ihn, sein Herz und sein Körper sehnten sich nach ihm, es war schrecklich, aber er konnte nichts dagegen tun. Er rüttelte Caelian an der Schulter. »Wach auf! Ich habe einen Plan.«
    Caelian blinzelte ihn schlaftrunken an. »Was für einen Plan?«, nuschelte er und schlug die Augen ganz auf. Er bemerkte, wo er sich befand und fuhr sich erschrocken durch das Haar. »Bei meiner Seele, ich muss ja furchtbar aussehen. Schnell, dreh dich um. Ich bin noch nicht frisiert.«
    »Das stört mich nicht. He Caelian! Lass doch deine Haare, ich muss dir etwas sagen.«
    »Mein Stirnband, wo ist es bloß? Ach, es hängt mir am Ohr. Ich muss ja grauenvoll aussehen. Und meine Morgensalbe, hoffentlich habe ich sie eingepackt.« Er kramte in seiner Tasche herum. »Ah, da ist sie ja.« Er öffnete einen kleinen Tiegel und bestrich sein Gesicht mit einer weißen Salbe. »Morgens ist die Haut vom Schlaf immer so schwammig. Findest du nicht?«
    »Nein, und mein Zopf, der gewiss eine größere Bedeutung hat als deine ungeordneten Locken, ist auch nicht mehr ganz korrekt geflochten. Aber ich dachte, wir wollten irgendwelche Bauernbengel retten?«
    »Bauernbengel? Oh ja, natürlich. Das werden wir. Aber deshalb muss ich doch nicht auf meine Schönheitspflege verzichten.« Er bändigte seinen Haarschopf mit dem Stirnband und kämmte seine Locken mit den Fingern. »So, bin ja schon fertig. Also, was wolltest du mir sagen?«
    »Ich kenne jemanden, der kann uns helfen. Ich will ihn darum bitten, aber dazu muss ich nach Carneth zurück.«
    »Er wohnt in Carneth? Wer ist es denn?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Und du kannst auch nicht mitkommen.«
    »Das geht nicht. Suthrannas Order …«
    »Ich pfeife auf seine Order. Entweder ich gehe allein, oder wir lassen die ganze Sache.«
    »Wir sollen aber gemeinsam

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