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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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was ungeheure Konzentration erforderte, um die magischen Ströme auf die Zielobjekte gerichtet zu halten und nicht zwischen ihnen hin und her zu wechseln.
    Oromis widmete viele Stunden der Kunst, Gegenstände mit Energie aufzuladen, die entweder später wieder entnommen werden sollte oder dem Objekt bestimmte Eigenschaften verlieh. »Auf diese Weise hat Rhunön die Schwerter der Reiter verzaubert, damit sie niemals brechen oder stumpf werden«, erklärte der Elf. »So lassen wir unsere Pflanzen in bestimmte Formen wachsen oder verbergen in einem Kasten eine Falle, die erst zuschnappt, wenn man den Kasten öffnet. Die Zwerge und wir stellen damit die 
Erisdar
 her, unsere Laternen, und man heilt damit Verletzungen, nur um einige Anwendungen zu nennen. Es sind die mächtigsten Zauber, die es gibt, denn sie können tausende von Jahren in den Dingen schlummern und sind ebenso schwer aufzuspüren wie abzuwenden. Sie durchdringen einen großen Teil von Alagaësia und formen das Land und das Schicksal seiner Bewohner.«
    »Kann man diese Techniken auch dazu benutzen, den Körper zu verändern?«, wollte Eragon wissen. »Oder ist das zu gefährlich?«
    Oromis lächelte unmerklich. »Da bist du über die größte Schwäche von uns Elfen gestolpert, nämlich unsere Eitelkeit. Wir lieben die Schönheit in all ihren Formen und versuchen, diesem Ideal natürlich auch äußerlich zu entsprechen. Deshalb nennt man uns auch ›das schöne Volk‹. Jeder Elf sieht exakt so aus, wie er oder sie es gerne möchte. Wenn die Elfen die Zauber für Wachstum und Formgebung erlernen, beschließen viele, ihr Äußeres zu verändern, um ihre Persönlichkeit besser zur Geltung zu bringen. Einige Elfen sind sogar über rein ästhetische Veränderungen hinausgegangen und haben ihre Anatomie verändert, um sich ihrer Umgebung besser anzupassen. Sie ähneln oft eher Tieren als Elfen. Du wirst es bei der Blutschwur-Feier sehen.
    Doch diese Kräfte auf ein lebendes Geschöpf zu übertragen, funktioniert etwas anders, als sie auf ein unbelebtes Objekt zu richten. Nur sehr wenige Materialien eignen sich dafür, Energie zu speichern. Die meisten lassen sie rasch entweichen oder laden sich so auf, dass einen ein Blitz trifft, wenn man sie berührt. Die geeignetsten Materialien für diesen Zweck sind Edelsteine. Quarze, Achate und andere Halbedelsteine sind zwar nicht so wirkungsvoll wie zum Beispiel ein Diamant, aber im Prinzip funktioniert es mit jedem Edelstein. Darum steckt im Schwertknauf unserer Reiter stets ein Juwel. Und das ist auch der Grund, warum eine Zwergenkette, die nur aus Metall besteht, ihren Zauber mit deiner Lebenskraft speist, denn sie selbst kann keine Energie in sich halten.«
    Wenn Eragon nicht bei Oromis war, lernte er allein weiter, indem er die Schriftrollen studierte, die der Elf ihm mitgegeben hatte, und bald wurde ihm diese Pflicht zur lieb gewonnenen Gewohnheit. Garrows spärliche Erklärungen hatten Eragon nur das Wissen vermittelt, das man brauchte, um einen Hof zu bewirtschaften. Die Informationen, die er in den endlos langen Papierbahnen fand, sickerten in ihn ein wie Regen in eine verdörrte Wüste und stillten einen Durst, dessen er sich bisher gar nicht bewusst gewesen war. Er verschlang Texte über Geographie, Biologie, Anatomie, Philosophie und Mathematik genauso gierig wie Aufsätze, Biografien und Geschichtsabhandlungen. Wichtiger als die Kenntnis der bloßen Tatsachen war ihm jedoch, dass er dadurch andere Denkweisen kennen lernte. Sie rüttelten an seinen Überzeugungen und zwangen ihn, seine Ansichten über viele verschiedene Dinge zu überdenken, angefangen von den Rechten des Individuums in der Gesellschaft bis hin zu der Frage, welche Kraft die Sonne über den Himmel trieb.
    Viele der Texte handelten von den Urgals und ihrer Kultur. Eragon las sie, gab jedoch keinen Kommentar dazu ab. Auch Oromis brachte das Thema nicht zur Sprache.
    Bei seiner Lektüre lernte Eragon auch viel über die Elfen. Dieses Thema verfolgte er am eifrigsten, weil er sich davon erhoffte, Arya besser zu verstehen. Zu seiner Überraschung las er, dass die Elfen nicht heirateten, sondern sich bloß Gefährten nahmen, entweder für einen Tag oder für ein ganzes Jahrhundert. Kinder waren sehr selten, und ein Kind zu bekommen, galt unter den Elfen als wertvollster Liebesschwur.
    Eragon erfuhr auch, dass es nur eine Hand voll gemischter Paare gegeben hatte, seit die Elfen und Menschen zum ersten Mal aufeinander getroffen waren: Meistens

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