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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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hatte ein menschlicher Drachenreiter eine Gefährtin unter den Elfen gefunden. Soweit er aus den eher kryptischen Andeutungen der Texte schlau wurde, endeten die meisten dieser Beziehungen tragisch, entweder weil die Liebenden unfähig waren, sich wirklich auszutauschen, oder weil die Menschen alterten und starben, während die Elfen vom nagenden Zahn der Zeit unberührt blieben.
    Neben den Sachtexten gab Oromis dem jungen Reiter Abschriften der berühmtesten Elfenlieder, ihrer Gedichte und Epen, die Eragons Fantasie ungemein anregten, da er bisher nur die Geschichten kannte, die Brom in Carvahall vorgetragen hatte. Eragon schwelgte in den Werken, so wie er eine köstliche Speise genossen hätte, und hockte nächtelang über 
Gëdas Heldentaten
 und der 
Ballade von Umhodan
, sosehr fesselten ihn diese Erzählungen.
    Auch Saphiras Ausbildung schritt rasch voran. Da sie mit Eragon verbunden war, erlebte er mit, wie Glaedr sie durch Lektionen führte, die genauso anstrengend waren wie seine eigenen. Sie übte, aus der Luft Felsbrocken anzuheben und Sturzflüge, halsbrecherische Überschläge und andere akrobatische Flugmanöver durchzuführen. Um ihre Ausdauer zu trainieren, ließ Glaedr sie Feuer auf eine natürliche Felssäule speien, um sie zum Schmelzen zu bringen. Zunächst konnte Saphira die Flammen nur ein paar Minuten speisen, doch schon bald schossen sie ihr über eine Stunde lang ohne Unterlass aus den Nüstern und erhitzten die Felssäule, bis der Stein Blasen warf und weiß glühte. Eragon erfuhr auch einiges von den alten Drachenlegenden, die Glaedr Saphira erzählte. Es waren Einzelheiten über das Leben und die Geschichte der Drachen, die Saphiras angeborenes Wissen ergänzten. Das meiste jedoch blieb Eragon verschlossen. Er vermutete, dass Saphira ihm bestimmte Geheimnisse ihrer Spezies absichtlich vorenthielt, da Drachen dieses Wissen nur mit ihresgleichen teilen durften. Aber eine für Saphira sehr wichtige Information, die er erfuhr, waren der Name ihres Vaters, Iormúngr, und der ihrer Mutter, Vervada. Letzterer bedeutete in der alten Sprache »Sturmspalter«. Iormúngr hatte sich an einen Reiter gebunden, Vervada jedoch war eine frei lebende Drachendame gewesen, die viele Eier gelegt, aber nur eines davon den Reitern anvertraut hatte: Saphira. Beide Drachen waren in der Schlacht gestorben.
    Manchmal flogen Eragon und Saphira zusammen mit Oromis und Glaedr und übten den Luftkampf oder besuchten verfallene Ruinen, die über ganz Du Weldenvarden verstreut lagen. An anderen Tagen kehrten sie ihren gewohnten Tagesablauf um: Dann begleitete Eragon Glaedr, während Saphira bei Oromis auf den Felsen von Tel’naeír blieb.
    Morgens kämpfte Eragon mit Vanir, was jedes Mal eine oder sogar mehrere Schmerzattacken auslöste. Schlimmer jedoch war die hochmütige Verachtung, die der Elf Eragon entgegenbrachte. Seine beiläufigen Bemerkungen verletzten jedoch nie die formellen Grenzen der Höflichkeit, und er selbst ließ sich durch nichts aus der Fassung bringen, ganz gleich, wie sehr Eragon gegen ihn stichelte. Eragon verabscheute ihn und seine kühle, vornehme Arroganz. Es kam ihm vor, als wollte Vanir ihn mit seiner bloßen Gegenwart beleidigen. Vanirs Gefährten - die, soweit Eragon es beurteilen konnte, einer jüngeren Elfengeneration angehörten - teilten seine unverhohlene Ablehnung gegenüber Eragon, obwohl sie Saphira immer äußerst respektvoll behandelten.
    Ihre Rivalität erreichte den Höhepunkt, als Vanir bei einem Kampf das Schwert sinken ließ, nachdem er Eragon sechsmal hintereinander getroffen hatte. »Schon wieder tot, Silberhand. Wie langweilig. Möchtest du wirklich fortfahren?« Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er es für sinnlos hielt.
    »Ja«, knurrte Eragon. Er hatte gerade einen Anfall gehabt und war nicht in der Stimmung für Wortgefechte.
    Da fragte Vanir: »Eines musst du mir verraten: Wie hast du eigentlich Durza getötet, wo du doch so langsam bist? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie dir das gelungen sein soll.« Trotz seines Vorsatzes ließ sich Eragon zu einer Antwort provozieren: »Ich habe ihn überrascht.«
    »Natürlich. Ich hätte mir denken können, dass du eine List angewendet hast.«
    Eragon widerstand dem Impuls, auf die Zähne zu beißen. »Wäre ich ein Elf und du ein Mensch, hättest du meiner Klinge nichts entgegenzusetzen.«
    »Vielleicht«, erwiderte Vanir. Er nahm die Grundstellung ein und entwaffnete Eragon mit drei schnellen Schlägen.

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