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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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wurde hager. Er schlurfte nur noch und bewegte sich langsam und behutsam, um seine Kräfte zu schonen. Es fiel ihm schwer, klar zu denken und konzentriert Oromis’ Lektionen zu folgen. Er hatte unerklärliche Gedächtnislücken. In seiner Freizeit beschäftigte er sich wieder mit Oriks Spielring und brütete lieber über den ineinander verschlungenen Goldreifen, statt über seinen Zustand nachzudenken. Wenn Saphira bei ihm war, bestand sie darauf, dass er auf ihr ritt, und sie tat alles, was in ihrer Macht stand, um es ihm bequem zu machen und ihm unnötige Mühen zu ersparen.
    Ich habe ein neues Wort für ›Schmerzen‹ gefunden,
 sagte Eragon eines Morgens, als er auf ihrem Rücken saß und sich an ihrem Halsstachel festhielt.
    Wie lautet es?
    Martyrium. Wenn man Schmerzen hat, existiert nichts anderes mehr. Kein Gedanke, kein Gefühl. Nur der Drang, ihnen zu entfliehen. Sind sie sehr stark, nimmt uns das Martyrium alles, was unsere Persönlichkeit ausmacht, bis wir zu Geschöpfen herabsinken, die noch unter den Tieren stehen, Kreaturen mit nur einem Bedürfnis und einem einzigen Ziel: dem Martyrium zu entfliehen.
    Es ist ein guter Begriff.
    Ich breche zusammen, Saphira. Wie ein alter Ackergaul, der zu viele Felder gepflügt hat. Gib Acht auf mich, sonst verliere ich noch den Verstand und vergesse, wer ich bin.
    Hab keine Angst, Kleiner! Ich bin bei dir.
    Wenig später erlitt Eragon drei Anfälle, während er gegen Vanir kämpfte, und zwei beim Rimgar. Nach der Kranichhaltung lag er schmerzgekrümmt am Boden, und als er sich vorsichtig streckte, befahl Oromis: »Noch mal, Eragon! Du musst die Balance verbessern.«
    Eragon schüttelte den Kopf und knurrte leise: »Nein.« Er verschränkte die Arme, um sein Zittern zu verbergen.
    »Wie bitte?«
    »Nein!«
    »Steh auf, Eragon, und versuch es noch einmal!«
    »Nein! Ich kann nicht mehr!«
    Oromis kniete sich neben Eragon hin und legte dem jungen Drachenreiter eine kühle Hand auf die Wange. Er schaute ihn so gütig an, dass Eragon begriff, wie gern ihn der Elf hatte und dass Oromis bereitwillig den Schmerz auf sich genommen hätte, um ihn von seinem Leid zu erlösen. »Gib die Hoffnung nicht auf«, sagte Oromis. »Niemals.« Durch die Elfenhand schien Kraft in Eragon zu strömen. »Wir sind Drachenreiter. Wir stehen zwischen dem Licht und der Dunkelheit und halten sie im Gleichgewicht. Unwissenheit, Angst und Hass sind unsere Feinde. Bekämpfe sie mit aller Macht, Eragon, sonst sind wir verloren.« Er erhob sich und reichte Eragon die Hand. »Jetzt steh auf, Schattentöter, und beweise, dass du die Schmerzsignale deines Körpers ignorieren kannst!«
    Eragon holte tief Luft, stemmte sich mit einem Arm vom Boden, zitterte vor Anstrengung. Er zog die Beine an und hielt kurz inne, dann sprang er auf und sah Oromis an.
    Der Elf nickte anerkennend.
    Eragon sagte kein Wort, bis sie den Rimgar beendet hatten und zum Bach gingen, um dort zu baden. »Meister?«
    »Ja, Eragon?«
    »Warum muss ich dieses Martyrium erleiden? Ihr könntet mich doch mit Magie umformen, so wie Ihr es mit den Bäumen und Pflanzen tut.«
    »Das könnte ich. Aber dann würdest du deinen Körper nicht mehr verstehen und wüsstest nicht, wie du ihn und die ihm gegebenen Fähigkeiten erhalten kannst. Auf dem Weg, den du beschreitest, gibt es keine Abkürzungen, Eragon.«
    Eragon legte sich in den Fluss und ließ das kalte Wasser über sich hinwegströmen. Er tauchte den Kopf unter, hielt sich an einem Felsbrocken fest, damit er nicht forttrieb, und streckte sich wie ein durchs Wasser zischender Pfeil im Flussbett aus.
     
     

NARDA
    R oran hockte da und kratzte sich am Bart, während er auf Narda hinabschaute. Die Häuser waren an der Küste aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur. Dahinter glitzerte die See weinrot im Lichtschein der untergehenden Sonne. Das Wasser faszinierte ihn - es war so anders als die Landschaft, die er gewohnt war.
    Wir haben es geschafft!
    Roran verließ den Felsvorsprung und kehrte zu seinem notdürftig errichteten Zelt zurück, sog genüsslich die salzige Seeluft ein. Sie hatten ihr Lager weit oben in den Ausläufern des Buckels aufgeschlagen, damit die Männer des Imperiums sie nicht entdeckten.
    Als er unter den Bäumen an den Gruppen der Dorfbewohner vorbeiging, sah Roran besorgt und wütend, in welch erbärmlichem Zustand sie waren. Auf dem langen Marsch aus dem Palancar-Tal waren viele krank geworden. Sie waren alle mitgenommen und völlig erschöpft. Ihre ausgemergelten

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