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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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krampfte sich zusammen, als hätte man ihm in den Bauch geschlagen, und er vergaß einige Sekunden lang zu atmen.
    Er lebt!
    Als seine erste Erleichterung abflaute, spürte Roran, wie in ihm die alte Wut auf Eragon aufstieg, der der Zerstörung ihres Hofes und dem sterbenden Garrow einfach den Rücken gekehrt hatte. Gleichzeitig wollte er brennend gern erfahren, warum das Imperium Eragon ergreifen wollte. 
Es muss etwas mit dem blauen Stein und dem ersten Besuch der Ra’zac in Carvahall zu tun haben!
 Erneut fragte sich Roran, in welch finstere Machenschaften er und die anderen Dorfbewohner wohl hineingeraten waren.
    Statt einer Belohnung stand ein kurzer Text auf Eragons Aushang. »Was wirft man ihm vor?«, fragte Roran Gertrude.
    Gertrude starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das Brett. »Hochverrat. Das gilt für euch beide. Da steht, dass Galbatorix denjenigen, der Eragon fängt, mit einem Fürstentum entlohnen will. Jeder, der es versucht, soll sehr vorsichtig sein, weil Eragon außerordentlich gefährlich ist.«
    Roran blinzelte erstaunt. 
Eragon... gefährlich?
 Es war unvorstellbar, bis ihm bewusst wurde, wie sehr er selbst sich in den letzten Wochen verändert hatte. 
In unseren Adern fließt dasselbe Blut. Wer weiß, vielleicht hat Eragon ja noch mehr vollbracht als ich, seit er fortgegangen ist.
    »Wenn für deine Ergreifung zehntausend Kronen ausgesetzt sind«, sagte Baldor leise, »was muss man dann erst anstellen, um ein ganzes Fürstentum wert zu sein?«
    »Dem König persönlich aufs Dach steigen«, sagte Larne.
    »Das reicht jetzt«, meinte Horst. »Hüte deine Zunge, Baldor, sonst enden wir noch im Kerker! Und du, Roran, errege bloß keine Aufmerksamkeit! Bei einer so hohen Belohnung sehen sich die Leute jeden Fremden genau an und schauen, ob irgendjemand deiner Beschreibung gleicht.« Horst fuhr sich mit der Hand durchs Haar und zog den Hosenbund hoch. »Also gut. Jeder weiß, was er zu tun hat. Kehrt gegen Mittag hierher zurück und erstattet Bericht!«
    Sie teilten sich auf: Darmmen, Larne und Hamund gingen Verpflegung für die Dorfbewohner kaufen, für den sofortigen Verzehr wie auch als Proviant für die nächste Etappe ihrer Reise. Gertrude marschierte los, um - wie sie den Wachen gesagt hatte - ihren Vorrat an Heilkräutern, Salben und Tinkturen aufzustocken. Roran, Horst und Baldor begaben sich zum Hafen, wo sie ein Schiff zu finden hofften, das die Dorfbewohner nach Surda oder doch wenigstens bis nach Teirm bringen würde.
    Als sie die verwitterte Uferpromenade erreichten, blieb Roran stehen und starrte auf den Ozean hinaus, der grau war unter den tief hängenden Wolken und mit weißen Schaumkronen gesprenkelt vom sprunghaften Wind. Roran hätte nie gedacht, dass der Horizont so flach sein konnte. Das hohle Schwappen, mit dem das Wasser gegen die Pfeiler unter ihm schlug, gab einem das Gefühl, man stünde auf einer riesigen Trommel. Der Gestank nach Fisch, frischem, ausgenommenem und verwesendem Fisch, überlagerte alle anderen Gerüche.
    Horst schaute von Roran zu Baldor, der ebenfalls fasziniert schien. »Das ist ein Anblick, was?«
    »Ja«, meinte Roran.
    »Da kommt man sich plötzlich ganz winzig vor, stimmt’s?«
    »Ja«, erklärte Baldor.
    Horst nickte. »Das ging mir auch so, als ich den Ozean zum ersten Mal sah.«
    »Wann war das?«, fragte Roran. Neben den über der Bucht kreisenden Möwenschwärmen bemerkte Roran noch andere merkwürdige Vögel, die auf dem Pier hockten. Die Tiere hatten einen plumpen Körper, einen gestreiften Schnabel, den sie wie ein aufgeblasener alter Wichtigtuer an die Brust drückten, einen weißen Kopf und Hals und einen rußschwarzen Körper. Als einer der Vögel den Schnabel hob, entblößte er darunter einen ledrigen Hautsack.
    »Bartram, mein Meister«, erklärte Horst, »starb, als ich fünfzehn war, ein Jahr vor dem Ende meiner Lehrzeit. Ich musste mir einen Schmied suchen, der bereit war, die Arbeit eines anderen zu beenden. Also bin ich nach Ceunon gereist, einer Stadt am Nordmeer, und begab mich zu Kelton, einem launigen alten Furzkopf, der allerdings sein Handwerk verstand. Er hat eingewilligt, mich auszubilden.« Horst lachte. »Als es vorüber war, wusste ich nicht, ob ich ihm danken oder ihn verfluchen sollte.«
    »Danken, finde ich«, erwiderte Baldor. »Ohne ihn hättest du Mutter nie kennen gelernt.«
    Roran runzelte die Stirn, als er den kleinen Hafen betrachtete. »Besonders viele Boote sind das ja nicht«, stellte er fest.

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