Der Auftrag des Aeltesten
das Leben der Elfe. Er erfuhr von Aryas Kindheit, von ihren Freunden und ihrer Familie und von ihren Erlebnissen bei den Varden, über die sie ganz offen sprach. Sie erzählte von Angriffen und Schlachten, in denen sie gekämpft, von Verträgen, die sie ausgehandelt hatte, von ihren Disputen mit den Zwergen und von bedeutsamen Ereignissen, die sie während ihrer Zeit als Botschafterin aus nächster Nähe miterlebt hatte.
Wenn er mit ihr und Saphira zusammen war, fühlte Eragon sich entspannt und ausgeglichen, doch dieser Zustand war nicht von Dauer, denn schon das kleinste Zucken im Rücken konnte ihn wieder aus dem Gleichgewicht bringen. Die Zeit selbst war sein Feind, denn Arya würde Du Weldenvarden nach der Blutschwur-Zeremonie verlassen. Darum genoss Eragon jeden Moment mit ihr in vollen Zügen und sah dem Tag ihrer Abreise mit Furcht entgegen.
Die ganze Stadt flirrte vor Geschäftigkeit, während die Elfen den
Agaetí Blödhren
vorbereiteten. Eragon hatte sie noch nie so aufgeregt gesehen. Sie dekorierten den Wald mit bunten Girlanden und Lichtern - besonders die Umgebung des Menoa-Baums, während die riesige Kiefer selbst mit unzähligen magischen Laternen behangen wurde, die aussahen wie leuchtende Tränen. Sogar die Pflanzen und Blumen schmückten sich für das nahende Fest mit unzähligen neuen Blüten, wie Eragon auffiel; oft hörte er die Elfen spätabends zu ihnen singen.
Täglich trafen hunderte von Elfen aus anderen Städten in Ellesméra ein, denn keiner würde freiwillig die Gedenkfeier zum Friedensschluss mit den Drachen versäumen, die nur einmal alle hundert Jahre stattfand. Zu seinem Leidwesen merkte Eragon, dass die Neuankömmlinge vor allem an Saphira interessiert waren.
Es kommt mir vor, als täte ich nichts anderes, als ihre Grüße nachzuplappern,
dachte er verdrossen. Die Elfen, die wegen wichtiger Verpflichtungen nicht kommen konnten, würden zum gleichen Zeitpunkt eigene Feste veranstalten und die Zeremonie in Ellesméra mit der Traumsicht verfolgen.
Eine Woche vor der großen Feier, als Eragon und Saphira am Ende des Tages von den Felsen von Tel’naeír nach Ellesméra zurückkehren wollten, sagte Oromis: »Ihr solltet euch überlegen, welches Geschenk ihr zur Zeremonie mitnehmen wollt. Falls ihr für die Herstellung nicht unvermeidlich Magie gebrauchen müsst, schlage ich vor, dass ihr von
Gramarye
abseht. Man würde eure Gabe nicht respektieren, wenn sie Produkt eines Zaubers wäre und nicht das eurer Hände. Außerdem schlage ich vor, dass jeder von euch sich ein eigenes Geschenk ausdenkt: eins vom Drachen und eins vom Reiter. So ist der Brauch.«
In der Luft fragte Eragon Saphira:
Hast du schon eine Idee?
Vielleicht. Aber bevor ich sie dir erzähle, möchte ich erst herausfinden, ob es funktioniert.
In ihrem Geist erhaschte er einen kurzen Blick auf ein Bild von einem blanken Felsbrocken, der aus dem Waldboden aufragte. Dann verbarg sie das Bild rasch wieder.
Er grinste.
Gibst du mir wenigstens einen kleinen Hinweis?
Feuer. Jede Menge Feuer.
Zurück im Baumhaus, ging Eragon im Geiste seine Fertigkeiten durch.
Am meisten weiß ich über Ackerbau, aber das hilft mir nicht weiter. Und mit der Magie der Elfen konkurrieren oder das Niveau ihrer Kunstwerke erreichen kann ich mit meinen anderen Fähigkeiten auch nicht. Ihr Talent überragt das der bedeutendsten Künstler im Imperium um Längen.
Aber du hast etwas, das kein anderer hat,
sagte Saphira.
Was denn?
Dich. Deine Identität. Deine Geschichte, deine Taten, deine gegenwärtige Situation. Denk daran - dann wird aus deinem Werk etwas Einzigartiges. Was immer du auch erschaffst, es sollte auf dem basieren, woran dir am meisten liegt. Nur dann hat es Tiefgang und Bedeutung und nur dann werden die Elfen es wertschätzen und auch emotional anerkennen.
Er sah sie überrascht an.
Mir war nicht klar, dass du so gut über Kunst Bescheid weißt.
Nun, ich habe ein bisschen was gelernt,
sagte sie.
Dir ist wohl entfallen, dass ich kürzlich Oromis beim Bemalen seiner Schriftrollen zugesehen habe, während du mit Glaedr geflogen bist. Oromis hat sich dabei lang und breit über Kunst ausgelassen.
Das hatte ich wirklich ganz vergessen.
Saphira flog los, um ihrer Idee nachzugehen, während Eragon vor dem offenen Wandportal im Schlafzimmer auf und ab ging und über ihre Worte nachgrübelte.
Was ist mir wichtig?,
fragte er sich.
Natürlich Saphira und Arya und dass ich ein guter Drachenreiter werde, aber
Weitere Kostenlose Bücher