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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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hinter ihm untergehenden Sonne in die Augen fiel. Sie knurrte ihn an wie ein wilder Hund, dann kroch sie tiefer in die Höhle hinein; dabei hob sie den linken Flügel und offenbarte eine lange, blutige Risswunde am linken hinteren Oberschenkel. Bei dem Anblick stockte Eragon der Atem.
    Er wusste, dass sie ihn nicht an sich heranlassen würde, daher tat er, was Oromis mit Glaedr getan hatte: Er setzte sich zwischen die zerbrochenen Knochen auf den Boden und wartete. Er wartete, bis ihm die Beine einschliefen und seine Hände vor Kälte taub wurden. Aber es machte ihm nichts aus. Er nahm es gerne in Kauf, wenn er dadurch Saphira helfen konnte.
    Nach einer Weile sagte sie: 
Ich bin dumm gewesen.
    Das sind wir alle von Zeit zu Zeit.
    Das macht es in meinem Fall aber leider nicht besser.
    Da hast du wohl Recht.
    Ich habe immer gewusst, was ich tun musste. Als Garrow starb, wusste ich, dass wir die Ra’zac verfolgen mussten. Als Brom starb, wusste ich, dass wir nach Gil’ead und danach zu den Varden gehen mussten. Und als Ajihad starb, wusste ich, dass du Nasuada deine Gefolgschaft schwören solltest. Mir war immer klar, welchen Weg es zu beschreiten galt. Jetzt nicht mehr. In dieser Angelegenheit weiß ich nicht mehr weiter.
    Was ist passiert, Saphira?
    Statt zu antworten, wechselte sie das Thema und fragte ihn: 
Weißt du eigentlich, warum dieser Ort »Monolith der Tränen« heißt?
    Nein.
    Weil im Krieg zwischen den Drachen und Elfen Letztere hierher kamen und uns im Schlaf umbrachten. Sie haben unsere Nester zerstört und unsere Eier mit Magie zerschlagen. An jenem Tag regnete Blut auf den Wald herab. Seitdem hat hier nie wieder ein Drache genistet.
    Eragon schwieg. Dies war nicht der Grund, warum er hier war. Er würde so lange warten, bis sie imstande war, über das eigentliche Thema zu sprechen.
    Sag doch etwas!,
 rief Saphira.
    Darf ich deine Wunde heilen?
    Nein, darfst du nicht!
    Dann bleibe ich eben stumm und reglos sitzen wie eine Statue, bis ich zu Staub zerfalle. Ich habe schließlich von dir gelernt, geduldig wie ein Drache zu sein.
    Als sie endlich mit der Sprache herausrückte, klangen ihre Worte traurig und verbittert: 
Es beschämt mich, es zugeben zu müssen. Als wir in Du Weldenvarden ankamen und ich Glaedr sah, habe ich mich so gefreut, dass außer Shruikan noch ein anderer Angehöriger meines Volkes lebt! Ich hatte davor noch nie einen anderen Drachen gesehen, außer in Broms Erinnerungen. Und ich habe gedacht
... 
Ich habe gedacht, Glaedr würde sich über mich genauso freuen wie ich mich über ihn.
    Aber das hat er doch!
    Du verstehst nicht, was ich meine. Ich dachte, er würde sich mit mir paaren und mit mir das Drachenvolk wieder auferstehen lassen.
 Sie schnaubte und aus ihren Nüstern stieg eine kleine Flamme auf. 
Ich habe mich getäuscht. Er will mich nicht!
    Eragon wählte seine Worte mit Bedacht, um sie nicht zu verletzen und um ihr Trost zuzusprechen. 
Er weiß eben, dass du für jemand anderen bestimmt bist, für eines der Jungen in den beiden verbliebenen Eiern. Außerdem wäre es unschicklich von ihm als deinem Lehrer, sich mit dir zu paaren.
    Oder er findet mich hässlich.
    Saphira, kein Drache ist hässlich, und du bist wahrscheinlich die schönste Drachendame, die es je gegeben hat.
    Ich bin ein dummes Ding,
 sagte sie. Doch sie hob den linken Flügel und erteilte ihm damit die Erlaubnis, sich um ihre Wunde zu kümmern.
    Eragon trat zu Saphira und betrachtete die blutige Verletzung. Er war froh, dass Oromis ihm die Anatomie der Drachen eingeschärft hatte. Der Schlag - ob von einer Klaue oder einem Zahn, wusste er nicht - hatte Saphiras Beinmuskel zerrissen, zum Glück aber nicht bis auf den Knochen. Die Wunde einfach zu schließen, würde allerdings nicht ausreichen. Die Muskelfasern mussten wieder zusammenwachsen.
    Der Zauberspruch, den Eragon benutzte, war lang und kompliziert, und er verstand nicht alles davon, weil er ihn lediglich aus einem uralten Text kannte, der keine Erklärungen gab, außer der Feststellung, dass »dieser Zauber jede Verletzung heilt, die von einer gewalttätigen Auseinandersetzung stammt« - und das auch nur, solange keine Knochen gebrochen und die inneren Organe intakt waren. Nachdem er die Worte gesprochen hatte, sah Eragon fasziniert zu, wie sich Saphiras Muskel unter seiner Hand schloss, wie die Blutbahnen, Nervenstränge und Fasern miteinander verschmolzen und heilten. Die Wunde war so groß, dass er es in seinem geschwächten Zustand nicht

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