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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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akzeptieren, dass die Menschen und Zwerge einem gewaltigen Trugschluss unterlagen, wenn die Elfen ihrerseits Recht hatten, fiel ihm allerdings nicht leicht. 
So viele Leute können sich doch nicht irren,
 sagte er sich immer wieder.
    Als er Saphira darauf ansprach, erklärte sie: 
Mich kümmern diese Dinge nicht, Eragon. Drachen haben nie an höhere Mächte geglaubt. Warum sollten wir das auch tun, wenn die Hirsche und Rehe in uns eine höhere Macht sehen?
 Darüber musste er herzhaft lachen. 
Man darf die Realität allerdings nie aus den Augen verlieren, nur weil man irgendwo Trost sucht. Denn wenn man einmal damit anfängt, wird man schnell manipulierbar.
    In dieser Nacht hielten die Ungewissheiten, mit denen Eragon sich seit Tagen herumplagte, Einzug in seine Wachträume, die wie verwundete Bären durch seinen Geist polterten, zusammenhanglose Bilder aus seiner Erinnerung rissen und zu einem so chaotischen, lärmenden Gemenge vermischten, sodass er sich wieder in die Schlacht von Farthen Dûr zurückversetzt fühlte. Er sah Garrow tot in Horsts Haus liegen, dann Broms Leichnam in der Sandsteinhöhle, und danach sah er das Gesicht von Angela, der Kräuterheilerin, die flüsterte: »Gib Acht, Argetlam, der Verräter ist nahe. Und er wird aus deiner eigenen Familie kommen. Gib Acht, Schattentöter!« Dann riss der blutrote Himmel auf und Eragon erblickte wieder die beiden Armeen aus seiner Vision im Beor-Gebirge. Die beiden Streitmächte prallten aufeinander, Schwerter klirrten, schwarze Pfeile sirrten durch die Luft. Der Boden selbst schien zu brennen. Grüne Flammen schossen aus Erdlöchern empor und verkohlten die Leichen der Soldaten, die im Kampfgetümmel gestorben waren. Weit über ihm vernahm er das Brüllen eines riesigen Tiers, das rasend schnell -
    Eragon fuhr im Bett auf und griff nach der Halskette, die im Begriff war, ihm die Brust zu verbrennen. Um die Hand vor der Hitze zu schützen, umwickelte er sie mit seinem Wams und zog sich dann erst den silbernen Hammeranhänger von der Haut. Er blieb im Dunkeln sitzen und wartete. Sein Herz klopfte wie wild. Er spürte, wie seine Kräfte schwanden, während Gannels Schutzzauber denjenigen abwehrte, der ihn und Saphira mit der Traumsicht zu beobachten versuchte. Er fragte sich einmal mehr, ob Galbatorix persönlich dahinter steckte oder ob es einer seiner Handlanger war.
    Stirnrunzelnd ließ Eragon den Anhänger los, als das Metall wieder abkühlte. 
Irgendetwas ist im Gange, das spüre ich schon seit geraumer Zeit, genau wie Saphira.
 Zu aufgeregt, um in den tranceartigen Zustand zurückzukehren, der neuerdings seinen Schlaf ersetzte, schlich er leise aus dem Zimmer, um Saphira nicht zu wecken, und stieg die Wendeltreppe zum Arbeitszimmer hinauf. Dort klappte er die Blenden einer weißen Laterne auf und las bis zum Morgengrauen in einem von Alalísias Epen, um wieder zur Ruhe zu kommen.
    Als Eragon die Schriftrolle beiseite legte, kam Blagden durch das Landeportal hereingeflogen und landete auf dem Schreibtisch. Der weiße Rabe richtete seine glänzenden Knopfaugen auf Eragon und krächzte: 
»Wyrda!«
    Eragon legte den Kopf schräg. »Und mögen die Sterne über dich wachen, Meister Blagden.«
    Der Rabe kam näher herangehüpft. Er streckte den Hals und stieß ein bellendes Husten aus, als würde er sich räuspern, dann rezitierte er mit seiner heiseren Stimme:
    Überm Schnabel spitz und fein
 
Die Äuglein, schwarz wie Stein,
 
Seh’n Schurken, finstre Brut
 
Und Bäche voller Blut!
    »Was soll das bedeuten?«, fragte Eragon.
    Blagden zuckte bloß kurz mit den Flügeln und wiederholte den Vers. Als Eragon ihn anschließend erneut nach einer Erklärung fragte, bauschte der Vogel verärgert die Federn und krächzte: »Wie der Vater, so der Sohn, beide blind wie Fledermäuse.«
    »Warte!«, rief Eragon und sprang auf. »Du kennst meinen Vater? Wer ist er?«
    Blagden krächzte erneut. Diesmal schien er zu lachen.
    Zwei von zwei ist eins
 
Und eins von zwei ist auch eins,
 
Doch eins kann auch zwei sein!
    »Einen Namen, Blagden! Nenn mir einen Namen!« Als der Rabe weiter nichts sagte, schickte Eragon seinen Geist aus, um das Gedächtnis des Vogels zu durchforsten.
    Doch Blagden war zu gerissen. Er wehrte Eragons Eindringen mit einem flinken Gedanken ab. Er kreischte: 
»Wyrda!«,
 sprang vor, zog den gläsernen Stöpsel aus dem Tintenfass und flog mit seiner Trophäe im Schnabel nach draußen. Er war schon im Morgengrauen verschwunden, bevor

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