Der Auftrag des Aeltesten
Eragon einen Zauber wirken konnte, um ihn zurückzuholen.
Eragons Magen verkrampfte sich, während er versuchte, Blagdens Rätsel zu lösen. Dass irgendjemand in Ellesméra seinen Vater erwähnte, hatte er als Allerletztes erwartet. Schließlich murmelte er: »Es reicht.«
Blagden schnappe ich mir später und schüttele die Wahrheit aus ihm heraus. Jetzt aber... Ich müsste schon ein kompletter Trottel sein, um diese Hinweise nicht zu verstehen.
Er sprang auf und rannte die Treppe hinunter, weckte Saphira und erzählte ihr, was sich zugetragen hatte. Dann holte er den Rasierspiegel aus der Waschkammer und setzte sich so zwischen Saphiras Vorderpfoten, dass sie ihm über den Kopf schauen konnte und sah, was er sah.
Arya wird es nicht gut finden, wenn wir in ihre Privatsphäre eindringen,
warnte Saphira.
Ich muss wissen, dass sie in Sicherheit ist.
Das nahm Saphira widerspruchslos hin.
Wie willst du sie finden? Du hast gesagt, sie hätte nach ihrer Gefangenschaft einen Schutzzauber gewirkt, der ähnlich wie deine Halskette verhindert, dass man sie mit der Traumsicht beobachtet.
Wenn ich jemanden in ihrer unmittelbaren Nähe beobachte, ist vielleicht auch Arya im Bild.
Eragon dachte ganz fest an Nasuada, legte eine Hand über den Spiegel und murmelte: »
Draumr kópa!«
Der Spiegel schimmerte und wurde weiß, und dann sah er neun Personen, die um einen Tisch saßen. Eragon erkannte Nasuada und die Mitglieder des Ältestenrats. Das sonderbare kleine Mädchen mit der schwarzen Kapuze hatte er dagegen noch nie gesehen. Er wunderte sich, denn eigentlich konnte man mit der Traumsicht nur Personen beobachten, die man schon einmal angeschaut hatte, und Eragon war sich sicher, dass sein Blick noch nie auf dieses Mädchen gefallen war. Doch er vergaß sie schnell wieder, als ihm auffiel, dass die Männer und sogar Nasuada Waffen trugen.
Lass uns hören, was sie sagen,
schlug Saphira vor.
Sobald Eragon die nötige Veränderung an dem Zauber vorgenommen hatte, drang Nasuadas Stimme aus dem Spiegel: »Uneinigkeit wird uns zerstören. Unsere Krieger müssen wissen, wer den Oberbefehl hat. Entscheidet, wer das sein soll, Orrin, und zwar schnell!«
Eragon vernahm ein körperloses Seufzen. »Wie Ihr wünscht. Das Amt gehört Euch.«
»Aber Majestät, sie ist völlig unerfahren!«
»Das reicht, Irwin«, befahl der König. »Sie hat mehr Kriegserfahrung als jeder andere hier in Surda. Und die Varden sind die Einzigen, die schon einmal eine von Galbatorix’ Armeen besiegt haben. Wir könnten uns glücklich schätzen, wenn Nasuada einer unserer Generäle wäre, so sonderbar das klingen mag. Und um Autoritätsfragen werde ich mich gerne nach der Schlacht kümmern, denn das würde bedeuten, dass ich dann noch am Leben sein werde. So wie es aussieht, ist der Feind uns zahlenmäßig derart überlegen, dass wir untergehen werden, falls Hrothgar nicht vor dem Wochenende eintrifft. So... Wo ist diese verflixte Schriftrolle mit den Einfuhrlisten? Ah, ich danke Euch, Nasuada. Was, noch drei Tage ohne -«
Als Nächstes wurde über die Knappheit von Bogensehnen gesprochen, was Eragon nicht weiterhalf, daher löste er den Zauber. Der Spiegel klarte auf und Eragon erblickte wieder sein Ebenbild.
Nasuada ist wohlauf,
murmelte er. Seine Erleichterung wurde jedoch überschattet von dem, was sie gehört hatten.
Saphira sah ihn an.
Wir werden gebraucht.
Ja. Warum hat Oromis uns nichts davon erzählt? Er muss es doch wissen.
Vielleicht wollte er unsere Ausbildung nicht vorzeitig abbrechen.
Beunruhigt fragte sich Eragon, welche wichtigen Dinge sonst noch in Alagaësia geschahen, von denen er nichts mitbekommen hatte.
Roran!
Mit einer Anwandlung von Schuldgefühlen wurde Eragon bewusst, dass er seit Wochen nicht an seinen Cousin gedacht und ihn zuletzt auf dem Weg nach Ellesméra mit der Traumsicht beobachtet hatte.
Auf Eragons Befehl offenbarte der Spiegel zwei stehende Gestalten vor einem weißen Hintergrund. Es dauerte einige Sekunden, bis er den Mann zur Rechten als Roran erkannte. Er trug zerschlissene Kleidung, ein Hammer steckte in seinem Gürtel, ein wilder, struppiger Bart verdeckte sein Gesicht und in seinen Augen lag der gehetzte Ausdruck eines verzweifelten Menschen. Der linke Mann war Jeod. Die beiden Männer schwebten auf und ab, untermalt vom Krach herabstürzender Wellen, die alles übertönten, was gesprochen wurde. Nach einer Weile wandte Roran sich um und lief einige Schritte - über ein Schiffsdeck,
Weitere Kostenlose Bücher