Der Auftrag des Aeltesten
als bei ihrer letzten Begegnung, und er musste sich ins Gedächtnis rufen, welch schwere Zeiten sie inzwischen hinter sich hatte: Sie war durchs Beor-Gebirge nach Surda gezogen, musste die Magier der Du Vrangr Gata beaufsichtigen und sich auf einen Krieg vorbereiten.
»Damals konnten wir das Angebot nicht annehmen. Es war der falsche Zeitpunkt.«
Plötzlich änderte sie ihre Strategie und sagte: »Warum ist Nasuada überhaupt der Meinung, dass du uns befehligen sollst? Du und Saphira, ihr seid doch andernorts von viel größerem Nutzen.«
»Nasuada möchte, dass ich die Du Vrangr Gata in die Schlacht führe, also werde ich es tun.« Dass es eigentlich seine Idee gewesen war, behielt er lieber für sich.
Triannas finsterer Blick verlieh ihr ein unheimliches Aussehen. Sie deutete auf die Magier hinter sich. »Wir alle hier haben unser Leben dem Studium der magischen Künste geweiht. Du dagegen kannst erst seit ein paar Monaten Zauber wirken. Warum solltest du für diese Aufgabe also qualifizierter sein als wir? - Wie auch immer, verrate mir deine Strategie! Wie gedenkst du, uns einzusetzen?«
»Mein Plan ist ganz einfach«, sagte er. »Ihr werdet euren Geist vereinen und nach feindlichen Magiern suchen. Wenn ihr einen findet, werde ich euch mit meiner Kraft unterstützen, und wir werden seinen Widerstand gemeinsam brechen. Dann können wir die Soldaten angreifen, die bis dahin von Zaubern geschützt waren.«
»Und was tust du die übrige Zeit?«
»An Saphiras Seite kämpfen.«
Nach einer kurzen Pause sagte einer der Männer hinter Trianna: »Das ist ein guter Plan.« Er zuckte zusammen, als sie ihn wütend anfunkelte.
Dann richtete sie den Blick wieder auf Eragon. »Seit dem Tod der Zwillinge habe ich die Du Vrangr Gata angeführt. Unter meiner Leitung haben wir die Mittel erwirtschaftet, mit denen die Varden diesen Krieg finanzieren. Wir haben die Schwarze Hand ausgeschaltet, eine Gruppe von Spionen, die in Galbatorix’ Auftrag Nasuada umbringen sollten. Und wir haben zahllose andere Dienste erbracht. Ich denke, es ist keine Prahlerei zu behaupten, dass wir bemerkenswerte Arbeit geleistet haben. Und ich bin mir sicher, dass ich auch weiterhin gute Arbeit verrichten werde. Warum in aller Welt will Nasuada mich plötzlich absetzen? Habe ich sie in irgendeiner Weise verärgert?«
Da wurde Eragon alles klar.
Sie hat sich an die Macht gewöhnt und möchte sie nun nicht mehr hergeben. Und nicht nur das, sie fasst es als Kritik an ihrer Führung auf, dass ich sie ablösen soll.
Du musst diesen Konflikt lösen, Eragon, und zwar schnell
, meldete sich Saphira.
Die Zeit wird langsam knapp.
Eragon zermarterte sich das Hirn nach einer Möglichkeit, die Du Vrangr Gata zu übernehmen, ohne Trianna noch mehr zu brüskieren. Schließlich sagte er: »Ich bin nicht gekommen, um Ärger zu machen. Ich möchte euch vielmehr um Hilfe bitten.« Er sprach jetzt zu allen, sah aber nur die Zauberin an. »Ich bin stark, ja. Wahrscheinlich könnten Saphira und ich es mit allen Magiern aufnehmen, die Galbatorix in die Schlacht werfen wird. Aber die Varden können wir nicht auch noch beschützen. Wir können nicht überall sein! Und falls die Magier des Imperiums ihre Kräfte gegen uns vereinen, wird es selbst für uns schwer werden... Wir können diese Schlacht nicht allein ausfechten. Du hast völlig Recht, Trianna: Du hast die Du Vrangr Gata hervorragend geführt, und ich bin nicht hier, um deine Autorität infrage zu stellen. Es ist nur, dass ich als Zauberkundiger mit euch zusammenarbeiten muss, und als Reiter werde ich euch Befehle erteilen müssen, die ihr ohne Widerspruch zu befolgen habt. Die Befehlskette muss stehen! Trotzdem werdet ihr weitgehend eigenständig arbeiten. Die meiste Zeit werde ich viel zu beschäftigt sein, um mich um euch zu kümmern. Auch werde ich euren Rat keinesfalls in den Wind schlagen, denn mir ist bewusst, dass ihr viel erfahrener seid als ich... Also, ich bitte euch noch einmal: Werdet ihr mir helfen, zum Wohle der Varden?«
Trianna überlegte kurz, dann verneigte sie sich. »Natürlich, Schattentöter - zum Wohle der Varden. Es ist uns eine Ehre, dich zum Anführer zu haben.«
»Dann lasst uns anfangen.«
In den nächsten Stunden sprach Eragon mit jedem Einzelnen der versammelten Zauberkundigen, wenngleich einige abwesend waren, da sie bestimmte Aufgaben an anderen Punkten des Lagers übernommen hatten. Er tat sein Bestes, sich mit ihrem Kenntnisstand der Magie vertraut zu machen, und
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