Der Auftrag des Aeltesten
welchem Preis?«, fragte Nasuada. »Eure Herndall möchte doch bestimmt eine Gegenleistung.«
»Blut. Galbatorix’ Blut. Und falls das Imperium fallen sollte, bitten wir Euch um Land, von dem wir in Ruhe leben können.«
Noch bevor sie antwortete, konnte Eragon Nasuadas Entscheidung an ihrem Gesichtsausdruck ablesen. Offenbar ging es Jörmundur genauso, denn er beugte sich zu ihr hinab und sagte: »Nasuada, das könnt Ihr nicht tun! Das ist gegen die Natur!«
»Die Natur kann uns nicht helfen, das Imperium zu besiegen. Wir
brauchen
Mitstreiter.«
»Die Männer desertieren eher, als dass sie mit Urgals kämpfen.«
»Das werden wir verhindern. Eragon, werden sie ihr Wort halten?«
»Nur solange wir einen gemeinsamen Feind haben.«
Mit scharfem Kopfnicken hob Nasuada abermals die Stimme. »Also gut, Nar Garzhvog. Du und deine Krieger, ihr könnt an der Ostflanke unserer Armee kampieren, weit entfernt von der Kerntruppe, und wir werden die Bedingungen für unseren Pakt festlegen.«
»Ahgrat ukmar«,
brummte der Kull und schlug sich mit der Faust vor die Stirn. »Ihr seid eine weise Herndall, Nachtjägerin.«
»Warum nennst du mich so?«
»Herndall?«
»Nein, Nachtjägerin.«
Garzhvog gab einen bellenden Laut von sich, den Eragon als Lachen interpretierte. »Nachtjäger ist der Name, den wir Eurem Vater gaben, weil er uns in den dunklen Tunneln unter dem Zwergenberg gejagt hat und weil seine Haut schwarz war. Als seiner Tochter steht es Euch zu, denselben Namen zu tragen.« Damit wandte er sich um und marschierte aus dem Lager.
Nasuada erhob sich und verkündete: »Jeder, der die Urgals angreift, wird bestraft, als hätte er einen Menschen attackiert. Teilt allen Kompanien diese Order mit!«
Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, sah Eragon König Orrin mit wallendem Umhang herbeieilen. Als er nah genug war, rief er: »Nasuada! Stimmt es, dass Ihr mit einem Urgal verhandelt habt? Was hat das zu bedeuten und warum habe ich nicht früher davon erfahren? Ich kann nicht -«
Er wurde von einem Wachsoldaten unterbrochen, der zwischen den grauen Zelten hervorgestürmt kam und brüllte: »Ein Reiter des Imperiums nähert sich!«
Augenblicklich vergaß König Orrin seinen Ärger und eilte mit Nasuada zum Nordrand des Lagers, gefolgt von wenigstens hundert Leuten. Statt sich der Menge anzuschließen, kletterte Eragon auf Saphiras Rücken und ließ sich von ihr zu ihrem Ziel bringen.
Als sie an den Erdwällen, Gräben und Reihen von angespitzten Holzpflöcken angekommen waren, die das Vardenlager schützten, sah Eragon einen einzelnen Soldaten in schnellem Galopp über das Niemandsland heranpreschen. Über ihm stießen die Raubvögel herab, in der Vorahnung, dass der erste Gang ihres Leichenschmauses eingetroffen war.
Dreißig Meter vor der Brustwehr zügelte der Soldat seinen schwarzen Hengst und rief den Varden zu: »Indem ihr Galbatorix’ großzügige Kapitulationsbedingungen abgelehnt habt, habt ihr euch für den Tod entschieden. Wir werden nicht mehr verhandeln. Die Hand der Freundschaft hat sich in eine Faust des Krieges verwandelt. Wer von euch noch euren rechtmäßigen Souverän, den allwissenden und allmächtigen Galbatorix, anerkennt, soll nun fliehen! Wir werden niemanden schonen, wenn wir erst einmal damit angefangen haben, Alagaësia von allen Schurken, Verrätern und Umstürzlern zu befreien. Und obwohl es unseren Herrn schmerzt, weil er weiß, dass die meisten dieser aufständischen Akte von verbitterten und fehlgeleiteten Heerführern angezettelt wurden, werden wir das widerrechtlich besetzte Territorium namens Surda von Grund auf säubern und es wieder der gnädigen Herrschaft von Galbatorix zuführen, der sich Tag und Nacht für das Wohl seines Volkes aufopfert. Also flieht oder geht mit euren Knechten unter!«
Dann öffnete der Soldat einen Stoffbeutel und holte einen abgetrennten Kopf heraus. Er schleuderte ihn in hohem Bogen ins Vardenlager, riss seinen Hengst herum, gab ihm die Sporen und galoppierte zurück in die dunkle Masse von Galbatorix’ Armee.
»Soll ich ihn töten?«, fragte Eragon.
Nasuada schüttelte den Kopf. »Wir lassen noch früh genug Gerechtigkeit walten. Ich werde die Unantastbarkeit von Abgesandten nicht verletzen, selbst wenn das Imperium sie schickt.«
»Wie du -« Er klammerte sich mit einem überraschten Seufzer an Saphiras Hals fest, als sie sich aufbäumte und die Vorderbeine auf einem Erdwall absetzte. Dann riss sie das Maul auf und stieß ein lang gezogenes,
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