Der Auftrag des Aeltesten
Alarmhörner erschallten, brüllte Nasuada: »Jetzt, Eragon! Orrin soll angreifen! Und ihr, meine Krieger, kämpft, um eure Heimat zurückzuerobern! Kämpft für eure Frauen und Kinder! Stürzt Galbatorix! Greift an und taucht eure Klingen ins Blut eurer Feinde! Zum Angriff!« Sie trieb ihr Ross voran und mit einem ohrenbetäubenden Aufschrei folgten ihr die Männer und schwangen die Waffen über ihren Köpfen.
Eragon gab Nasuadas Befehl an Bärden weiter, den Magier, der mit König Orrin ritt. Im nächsten Moment vernahm er dumpfes Hufgetrappel, als von Osten Orrin und seine Kavallerie, begleitet von den restlichen Kull, die so schnell waren wie die Pferde, herangaloppiert kamen. Sie stürmten auf die Flanke der gegnerischen Armee zu und hielten die Soldaten am Jiet-Strom auf, damit die Varden genug Zeit hatten, das letzte Stück des Niemandslands ohne Gegenwehr zu überqueren.
Die beiden Armeen prallten mit gewaltigem Getöse aufeinander. Spieße krachten gegen Speere, Hämmer gegen Schilde, Schwerter gegen Helme, und über allem kreisten die ausgehungerten Raubvögel und stießen ein schauerliches Gekrächze aus, angestachelt vom Geruch des frischen Fleischs unter ihnen.
Eragon klopfte das Herz wie wild.
Ich muss jetzt töten oder werde getötet.
Fast augenblicklich spürte er, wie die Schutzzauber an seinen Kräften zehrten, als sie Angriffe auf Arya, Orik, Nasuada und Saphira abwehrten.
Saphira blieb ein Stück hinter der vordersten Sturmreihe, denn dort wären sie und Eragon den direkten Attacken von Galbatorix’ Magiern ausgesetzt gewesen. Eragon holte tief Luft und schickte seinen Geist auf die Suche nach ihnen. Unterdessen schoss er einen Pfeil nach dem anderen ab.
Die Du Vrangr Gata fand den ersten feindlichen Magier. Sobald Eragon alarmiert war, schickte er seinen Geist in die Frau, die die Entdeckung gemacht hatte, und über sie in den Feind, mit dem sie rang. Mit der vollen Kraft seines Willens brach Eragon den Widerstand des Magiers, übernahm die Kontrolle über dessen Bewusstsein, fand heraus, welchen Truppenteil er unter sich hatte, und tötete ihn anschließend mit einem der zwölf Todesworte. Danach lokalisierte Eragon das Bewusstsein der nun ungeschützten Soldaten und streckte auch sie nieder. Die Varden jubelten lautstark, als vor ihnen ein ganzes Bataillon von Feinden erschlafft zusammenbrach.
Es erstaunte Eragon, mit welcher Leichtigkeit er seine Gegner ausschaltete. Die Soldaten hatten keine Gelegenheit zur Gegenwehr oder Flucht.
Es ist ganz anders als in Farthen Dûr,
dachte er. Obwohl er sich über seine unglaublichen Fähigkeiten freute, erfüllte es ihn auch mit Trauer, all diese Menschen töten zu müssen. Aber ihm blieb keine Zeit, lange darüber nachzudenken.
Als sie sich vom ersten Ansturm der Varden einigermaßen erholt hatten, besetzten die Soldaten des Imperiums ihre Katapulte und Steinschleudern und bombardierten die Angreifer mit langen Lanzen, schweren Steingeschossen und Fässern, die mit flüssigem Feuer gefüllt waren. Vor allem Letztere richteten beim Aufschlag schreckliche Verwüstungen an. Eines der Fässer explodierte keine zehn Schritte von Saphira entfernt. Bevor Eragon sich hinter seinen Schild ducken konnte, kam ein zersplittertes Holzstück auf seinen Kopf zugesaust und wurde im letzten Moment von seinem Schutzzauber in der Luft angehalten. Er sackte wegen des plötzlichen Kraftverlustes kurz zusammen.
Bald schon brachten die Katapulte den Vormarsch der Varden zum Erliegen und verwüsteten alles, worauf sie zielten.
Wir müssen sie zerstören, wenn wir die Schlacht durchstehen wollen
, wurde Eragon klar. Es wäre für Saphira ein Kinderspiel gewesen, die Katapulte in Schutt und Asche zu legen, doch aus Furcht vor magischen Angriffen wagte sie es nicht, zwischen den Feinden herumzufliegen.
Acht Soldaten durchbrachen die Verteidigungslinie der Varden und stürmten mit ihren Speeren auf Saphira los. Noch ehe Eragon auch nur sein Schwert zücken konnte, hatten die Zwerge und Kull die Angreifer unschädlich gemacht.
»Guter Kampf!«, brüllte Nar Garzhvog.
»Guter Kampf!«, brüllte Orik grinsend zurück.
Eragon setzte gegen die Katapulte keine Magie ein; sie waren vermutlich mit zahllosen Zaubern geschützt.
Es sei denn...
Er schickte seinen Geist aus und fand das Bewusstsein eines Soldaten, der ein Katapult bediente. Obwohl er sich sicher war, dass der Mann von einem Magier geschützt wurde, gelang es Eragon, ihn unter Kontrolle zu bekommen
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