Der Auftrag meines Lebens! (German Edition)
nicht – eher im Gegenteil …“, wieder breche ich ab. Das Gefühl ist mir wirklich unangenehm.
„Du merkst es nicht. Ein Tropfen meines Blutes in deinem Sazerac, dadurch bist du für mich zu lesen wie ein Buch. Du hast keine Angst, was du auch nicht bräuchtest, du fühlst instinktiv - bist aber klar im Kopf. Nicht beeinflusst, denn ich kann dir meinen Willen nicht aufzwingen.“
„Aha.“
„Es ist deine Entscheidung. Eine freie Entscheidung. Gehe zurück in dein altes Leben – oder geh mit mir. Ganz wie du willst.“
„Meine Wahl, ja. Dafür hast du aber sehr ausgesucht gewählt, wem du den Auftrag überhaupt anbietest. Du weißt sicher alles von mir, meine Hintergründe, mein Leben, meine Arbeit – einfach alles. Da ist keiner, der meine Wahl beeinflusst. Niemand außer mir. Du wusstest das.“
Maurice nickt, langsam. „Was ich nicht wissen, nicht ahnen konnte, ist deine Reaktion auf mich. Ich muss zugeben, es schmeichelt mir.“
„Mir macht es Angst!“
„Nein. Du hast das falsche Wort gewählt. Ich höre nicht nur, was du denkst, ich spüre, was du spürst. Fälle deine Entscheidung. Jetzt.“
Er spürt …, oh!
Meine Augen suchen seine. Trotz schummrigem Licht sehe ich wiederholt in diese Tiefen hinein. Wörter schwimmen durch diesen See. Mut, Angst, Loyalität, Lust, Durst, Leben, Blut, Gier, Leidenschaft.
Ich schließe meine Augen, atme tief ein. „Ich nehme an.“
„Nun, so hast du gerade den Auftrag deines Lebens bekommen. Trink deinen Sazerac aus, mein Freund. Und dann gehen wir auf mein Zimmer …“
Meine Augenlider heben sich schlagartig. War da etwa ein Unterton in seiner Stimme? Was …?
„Dein neues Leben beginnt hier und heute. Lass dein altes Leben zurück, hier an diesem Tisch“, sagt er und steht auf. „Trink“, wiederholt er.
Ich seufze, greife nach dem Glas und leere den Rest in einem Zug. Anschließend stelle ich es kraftvoll zurück auf den Tisch. „Good Bye, Leben.“
Die Wahl ist getroffen. Jetzt erst kommt mir ein Gedanke; das wäre mir besser früher eingefallen! Ich stehe auf und greife mein Jackett. Gerade als ich ansetzen will, Maurice diese Frage zu stellen, die mir in den Sinn kam, stoße ich unerwartet mit ihm zusammen. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er auf mich zugetreten ist. Dinge fluten meinen Geist, die Frage vergessen … sein Geruch, seine Größe, die Wärme seines Körpers. Direkt vor mir. Greifbar.
Maurice greift unter mein Kinn, zwingt mich so, ihn anzusehen. Ein Lächeln umspielt seinen Mund.
„Nein. Es wird nicht wehtun. Ganz im Gegenteil. Zumindest war es so bei mir – ich bin ja nicht als Vampir geboren.“
Ob das nun zu meiner Beruhigung beitragen soll, weiß ich nicht. Ich weiß nur eins. Der Rene, der ich war, bleibt hier. Was ich werde, kann ich noch nicht beurteilen.
„Bereit?“, fragt Maurice.
Ich nicke. Er dreht sich weg, geht zur Tür. Ich folge ihm, ohne zu zögern. Die nächsten Minuten, bis wir im Hotelzimmer angekommen sind, kommen mir vor wie ein Film. Alles erscheint so unreal und doch ist es echt. Wir sprechen nicht. Auch nicht, als die Tür hinter uns zufällt. Ich blicke ihn nur an. Maurice bleibt mitten im Raum stehen, dreht sich langsam zu mir um. Ein Funkeln liegt in seinem Blick. Ich fühle mich wie ein Magnet, der magisch von ihm angezogen wird. Langsam trete ich auf ihn zu. Ich habe eine Ahnung, was nun folgt. Ob mich das erschrecken oder erfreuen soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Am liebsten würde ich meine Gedanken abschalten …
Jetzt stehe ich vor ihm, so nah, dass nicht mal eine Handbreit zwischen uns passt. Seine Hände umfassen meinen Kopf. Wie in Zeitlupe nähert sich sein Gesicht. Ich versinke in den Tiefen dieser blauen Augen. Schließlich ist er da, der Moment, vor dem ich mich gefürchtet und ihn ebenso ersehnt habe. Seine Lippen streifen meine. Sanft, nur ein Hauch.
Kurz darauf ändert sich die Situation schlagartig. Auch wenn ich es nie für möglich gehalten hätte, dieser Mann entfacht eine Leidenschaft in mir, die ich bei einer Frau nie verspürt habe. Wir fallen regelrecht übereinander her. Gierig küssen wir uns, ich spüre die Spitzen der Fänge in seinem Mund. Meine Hände wandern über seinen Körper, erkunden die fremde Haut. Ein Kleidungsstück nach dem anderen fällt. Warme Haut, feste Muskeln, die breite Brust unter meinen Fingerspitzen.
Ich akzeptiere, was er in mir geweckt hat. Vielleicht war es schon immer da, ich weiß es nicht. Die Erregung, die er in mir
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