Der Auftrag meines Lebens! (German Edition)
liebsten dafür verachten würde, ist es trotzdem da. Das Gefühl lässt sich nicht vertreiben. Dieser Kerl – Vampir – beeinflusst mich auf eine Weise, die ich nie für möglich gehalten hätte. Leugnen ist zwecklos – ich bin scharf auf diesen Kerl! Was in Anbetracht der Situation nicht nur unpassend ist, sondern obendrein wenig von meiner Professionalität zeugt.
„Ich glaube kaum, dass deine Professionalität darunter leidet … zu begehren und zu empfinden zeigt doch nur, dass du ein Mensch mit Herz und Seele bist. Weshalb ich meine Seele zurückgewinnen will.“
„Hör auf damit. Meine Gedanken zu lesen ist nicht nur peinlich, sondern obendrein sehr unhöflich!“
„Es tut mir leid, doch ich höre sie, als würdest du alles laut aussprechen.“
„Toll! Wann lässt die Wirkung deiner Extrazutat in dem Cocktail nach?“
„Das kommt darauf an. Es gibt jetzt zwei Wege, zwei Möglichkeiten. Entweder, du lehnst ab – ich sorge dafür, dass du dich weder an mich noch an den Inhalt unseres Gesprächs erinnerst …“, er beugt sich mir entgegen, „oder du wählst den zweiten Weg.“
„Der wäre?“, frage ich, obwohl ich es schon ahne.
„Mich bei meiner Suche zu unterstützen. Dadurch immer in Gefahr zu schweben, denn wie gesagt, ich bin auf der Flucht. Doch zugleich würdest du das Abenteuer deines Lebens eingehen – in jeder Hinsicht.“
„Äh – Abenteuer, gut und schön. Hatte ich schon genügend in meinem Job. Aber Flucht? Vor wem läuft jemand wie du davon?“
Maurice lehnt sich zurück. „Jemand wie ich? Das klingt schmeichelhaft. Doch mein Leben, mein Dasein, ist kein Zuckerschlecken. Um das zu verstehen, musst du noch viel erfahren … doch dazu muss erst deine Entscheidung gefällt sein.“
„Das ist unsinnig. Wenn ich bei einer Ablehnung eh alles vergesse – wie auch immer das funktionieren soll. Raus damit, ich denke das Wissen steht mir zu – in Anbetracht unserer Situation. “
Maurice zieht die Brauen zusammen. Ich sehe, dass er mit sich hadert. Seine Mimik ist deutlich, die wachen Augen scheinen mich abzuschätzen. Mir stellen sich die Nackenhaare auf, Schauer rasen über meine Haut. Ich bin mir der Spannung zwischen uns bewusst, akzeptiere einfach, was da ist. Wehren ist zwecklos - wobei leugnen noch immer das bessere Wort wäre. Ich kann mir nicht selbst vormachen, die Situation wäre normal. Schon immer bin ich Realist gewesen, habe die Dinge genommen, wie sie eben sind. Greifbar, wenn auch manches unverständlich, aber unwiderlegbar da. Ich glaube nicht, obwohl ich getauft bin. Für mich existieren Dinge dann, wenn ich sie mit den Sinnen erfassen kann. Das ist bei Maurice der Fall. Erfasst mit allen Sinnen; zweitrangig, dass mir das ehrlich unangenehm ist.
Das er mir etwas von Gewicht verschweigt, ist offensichtlich. Es ist mein Beruf, solche Dinge zu erkennen. Ich bin Ermittler, Detektiv oder Spion, wie man es nimmt. Ich habe gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen. Sonst wäre ich nicht gut in dem, was ich tue.
Geschichten und Sagen beschäftigen meine Gedanken. Vampire auf der Flucht, vor Jägern? Möglich. Nicht jede Geschichte wird erfunden sein. Aber sollte Maurice nicht übermenschliche Fähigkeiten haben? Von diesem Gedankenlese-Ding mal abgesehen … er müsste stark sein, wenn die Erzählungen wahr sind. Welche Waffen muss es geben, um jemandem wie ihm schaden zu können? Noch will ich keine Entscheidung fällen. Erst die Fakten auf den Tisch – hinterher sehen wir weiter.
Maurice seufzt. Daraufhin streckt er mir seine Hand entgegen. „In Ordnung, Hand drauf. Ich lege alles offen hin – danach entscheidest du, ob du mir hilfst oder lieber verschwindest.“
Ich nicke. Das ist ein Angebot. Ohne Bedenken greife ich zu. Kaum hat er meine Hand in seiner, greift er fest zu und zieht an meinem Arm. Dadurch bewegt sich mein Oberkörper auf ihn zu. In der Mitte des Tisches treffen wir fast auseinander. Unsere Nasenspitzen berühren sich beinahe. Wäre nicht der Tisch zwischen uns, säße ich jetzt vermutlich auf seinem Schoß! So viel zum Thema Fähigkeiten. Mit solchen Reflexen kann ich nicht prahlen, ich hatte ja nicht einmal die Chance, mich gegen den Zug zu wehren.
Der Blick dieser blauen Augen ist durchdringend und scheint mich von innen zu beleuchten. Der Händedruck, fest aber nicht unangenehm. Ich bemerke, dass ich den Handschlag mit gleicher Festigkeit erwidere.
„Wenn du mich begleitest, bist du auf gewisse Weise ebenso auf der Flucht wie
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