Der Auftrag meines Lebens! (German Edition)
immer akkurat glatt zurecht gemacht sind, leicht gelockt. Ärgerlich, doch nicht zu ändern.
Jetzt, wo ich bis zu den Knien wieder trocken bin, befinde ich mein Äußeres dennoch als vorzeigbar genug. Meinem Gesicht sieht man die sechsunddreißig Jahre nicht an, die ich bin. Meine Statur ist dank einem regelmäßigen Fitnessprogramm noch immer schlank und nicht wenig muskulös. Bei manchen Aufträgen kommt mir das sehr gelegen. Mit der Hoffnung auf einen lukrativen Auftrag, trete ich aus dem Waschraum heraus.
Das unangenehm nasse Sakko halte ich in der Hand. Mit leicht quietschenden Schuhen verlasse ich kurz darauf den Toilettenbereich. Der Barkeeper begegnet mir auf meinem Rückweg. Während meiner Abwesenheit hat dieser die bestellten Cocktails gebracht – eine rötlich schimmernde Flüssigkeit – und das Rotweinglas mitgenommen. Mein Gesprächspartner hat sich zwischenzeitlich die Anzugjacke abgestreift und sitzt nun beinahe lässig am Tisch. Das nasse Sakko lege ich auf den leeren Nachbarstuhl, bevor ich mich erneut setze.
„Also, was soll ich finden?“, frage ich frei raus.
„Zuerst“, sagt mein Gegenüber und hebt dabei das Glas, „stoßen wir an.“
Ich komme der Aufforderung nach und hebe ebenfalls das Glas mit dem mir unbekannten Getränk. Es klirrt dezent, als wir die Gläser gegeneinander stoßen. Ich nehme einen Schluck und der Geschmack ist mir nicht unangenehm. Verschiedene Aromen stellen eine Herausforderung für meine Geschmacksnerven dar. Unverkennbar ist ein Hauch von Absinth. Dazu Whisky, welcher vermutlich Hauptbestandteil des Cocktails ist. Eine leicht herbe Note liegt ebenfalls darin. Obendrein ein Geschmack, den ich nicht zuordnen kann.
Mit leichter Verwirrung stelle ich fest, dass mein Gegenüber mich aufmerksam mustert. Sein ebenmäßiges und doch markantes Gesicht zeugt von leichter Spannung, als erwarte er, dass jeden Moment etwas passiert. Wache blaue Augen, die viel älter zu sein scheinen als ihr Träger, sehen mich an. Es kommt mir fast so vor, als sehe er in mich hinein. Langsam lasse ich das Glas sinken.
„Nenn mich Maurice, die Förmlichkeiten lassen wir jetzt einfach außen vor“, sagt er schließlich.
Ich nicke. „Das ist mir nicht unrecht. Also, was soll ich finden?“
„Einer von der schnellen Sorte – das mag ich. Gleich auf den Punkt kommen, nicht wahr?“
„Zeit ist Geld. In diesem Fall deins“, erwidere ich und zucke mit den Schultern.
„Ich beginne am Besten von vorne. Als ich von dir und deiner Arbeit gehört habe, bin ich alles durchgegangen, was ich finden konnte. Jede Information, die das Internet über dich bereithält, habe ich mir angesehen. Im Übrigen – diese Locken sehen besser an dir aus, wie diese auf Perfektion getrimmte Frisur, die man im Internet zigfach findet.“ Maurice stoppt seine Ausführung und zeigt erneut den Anflug eines Lächelns.
„Danke. Die gefundenen Informationen werden dich überzeugt haben, sonst wärest du wohl kaum hier.“
„Richtig. Dein Ruf ist exzellent, wie ich schon sagte. Daher, was ich suche, ist nicht leicht zu finden. Dennoch glaube ich, dass du dazu in der Lage bist. Egal was es kostet und wie lange es dauert – ich habe Zeit. Mehr als mir lieb ist“, den letzten Satz murmelt er kaum hörbar.
Mit leichter Verwirrung betrachte ich ihn. Da er nicht weiterspricht, nehme ich einen weiteren Schluck des Cocktails. Von Neuem sieht Maurice mich auf diese eigenartige Weise an.
„Sag mal, ist diese Mixtur so stark, dass deine Gesprächspartner reihenweise umfallen, oder weshalb beäugst du mich so?“, platze ich heraus.
„So ähnlich“, weicht er aus. „Wenn ich dir jetzt sage, was ich suche, möchte ich, dass du unvoreingenommen zuhörst, bis ich fertig bin. Klar?“
Jetzt ist sein Blick bohrend. Ich nicke nur und schweige. Unvoreingenommen bin ich immer! Es gibt Menschen, die suchen die eigenartigsten Sachen, überraschen kann mich kaum noch etwas. Ich nehme einen weiteren Schluck von meinem Sazerac – den Namen muss ich mir unbedingt merken. Diese Geschmackskombination ist echt gut.
„Rene“, beginnt Maurice und ich erschaudere. Wie er meinen Namen ausspricht – seine Stimme hat fast einen sinnlichen Klang.
„Ich suche eine Frau. Eine ganz bestimmte. Und da beginnt das Problem …“, Maurice legt einen Arm auf dem Tisch ab und nähert sich mir mit dem Oberkörper. Als er weiterspricht, gleicht seine Stimme einem Flüstern.
„Diese Frau, die ich finden muss, ist nicht leicht
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