Der Auftrag meines Lebens! (German Edition)
annähernd, weshalb ich ihn so anziehend finde!
Er lächelt. Diesmal erreicht das Lächeln auch seine Augen. „Ahnst du das nicht? Meine Person wirkt auf viele Menschen anziehend. Allerdings nur dann, wenn sie tief in ihrem Inneren bereit dazu sind – in den meisten Fällen sind es Frauen. Doch auch so mancher Mann hat schon mit mir das Bett geteilt …“
Ach du Scheiße! , meine Gedanken überschlagen sich.
Ich suche einen Ausweg, um mir nicht darüber den Kopf zerbrechen zu müssen. Lieber zurück zu der geheimnisvollen Frau. Ja – das ist viel besser! Meine Gedanken können sich nicht damit anfreunden, dass ich schwul sein könnte!
„Ganz wie du magst. Ich erkläre es dir. Ich brauche von dieser Frau eine Strähne ihres Haares und einen einzigen Tropfen ihres kostbaren Blutes. Nur das kann mir geben, was ich seit langem Ersehene.“
Es ist unheimlich, das er weiß, was ich denke. Ich raufe mir die Haare. „Mal angenommen, ich würde sie finden … wenn ich ihr sage, weshalb ich sie aufsuche und was ich von ihr möchte – die erklärt mich doch für verrückt!“
Maurice winkt ab. „Es reicht, wenn du sie aufspürst. Um die Details kümmere ich mich dann. Keine Sorge, ich tue ihr nichts an – ich bin kein Freund von willkürlichen Tötungen.“
„Wie beruhigend“, gebe ich murmelnd zurück.
Mein Blick senkt sich auf das Tischtuch. Im Grunde besteht in meinem Kopf schon die Anfangsplanung, ohne dass ich den Auftrag definitiv angenommen hätte. Geburtenregister sind etwas Feines … bloß beginnt daraufhin erst die eigentliche Arbeit. Jede dieser Frauen, die infrage kommen würden, aufzuspüren und herauszufinden, ob sie ihre Unschuld noch besitzen. Das wird bestimmt nicht leicht. Schließlich kann ich wohl kaum hingehen und frei heraus fragen: Sind Sie noch Jungfrau? Das hätte vermutlich einige Ohrfeigen zur Folge ...
„Ich brauche deine Hilfe. Selbst wenn ich schon alt bin, viel gesehen habe und ebenso viel erlebt … ich bin immer auf der Flucht! Nie kann ich lange Zeit an einem Ort verharren, daher habe ich keine Möglichkeit, diese Suche selbst zu organisieren. Ich habe es versucht – ohne Ergebnis. Seit über einhundert Jahren!“
Mein Blick hebt sich. Maurice sieht mich an und in seinem Blick liegt etwas, das ich nicht deuten kann.
„Was bewirken diese beiden Dinge der jungen Frau – was ist diese Kostbarkeit, die du haben willst?“, frage ich ernst.
„Meine Seele“, erwidert er. Kaum gesprochen, nur gehaucht.
Alles, was ich an Mythen und Geschichten über die Vampire gehört und gelesen habe, schwirrt mir durch den Sinn. Immer für Hirngespinste gehalten, nie geglaubt, dass es sie gibt … doch sitzt mir einer gegenüber. Erstaunlicherweise bin ich weder schockiert noch verängstigt; er könnte mich aussaugen und mir mein Leben nehmen. Vermutlich.
Im Grunde denke ich klar, wie immer, wenn es um die Arbeit geht. Das ist die Voraussetzung in meinem Job. Fakten sammeln, abwägen, planen, ohne Beeinflussung arbeiten … aber stimmt das in diesem Fall? Der Auftrag, wenn auch immer noch nicht definitiv angenommen, der meine Gedanken beschäftigt. Bin ich tatsächlich frei, oder sind meine Überlegungen durch Maurice manipuliert? Welche Wege und Möglichkeiten sind da, um den Auftrag zu erledigen? Wenn ich ihn aus freien Stücken annehmen sollte.
Auf der anderen Seite baue ich mir ein Bild zusammen, aus den Dingen, die Maurice gesagt hat und denen, die ich aus Geschichten kenne. Seine Seele – ich möchte gar nicht darüber nachdenken! Das geht in Bereiche, die ich eigentlich nicht betreten möchte. Dennoch drängt mich meine natürliche Neugier, das zu ergründen. Wobei es mich nichts angeht.
„Ich verstehe, weshalb du etwas verwirrt bist. Würde mir auch so gehen“, erklärt er und zwinkert mir zu. Dabei grinst er leicht und die Spitze eines Fangzahns blitzt hervor.
Muss anstrengend sein, die Dinger immer zu verstecken … , schießt mir in den Sinn. Bescheuert, angesichts unserer Situation.
„So ist es. Was andere Dinge betrifft – die meisten Geschichten bestehen nur aus Halbwahrheiten und Unterstellungen. Rene, ich bin kein Monster, nur anders. Ich will meine Seele wiederhaben, ich weiß, dass es möglich ist. Dieses Dasein ist schon schwer genug – auch wenn es nicht so scheinen mag.“
Ich betrachte ihn erneut. Wobei ich das eher lassen sollte – ich kann kaum still sitzen. Nur mit Mühe bewahre ich Ruhe. So wenig ich es mir eingestehen möchte, mich am
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