Der Auftrag: Thriller (German Edition)
sie irgendwie aufeinander reagiert hätten, solange sie im Park waren. Friedman war mit ihrem Mobiltelefon beschäftigt, Turkekul aber nicht.«
»Vielleicht wollten sie sich treffen, aber …«
»Aber dann ging die Schießerei los, und die Bombe explodierte.«
» Warum wollten sie sich treffen?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber ich bezweifle, dass es darum ging, bin Ladens Nachfolger zu finden.«
»Und was fangen wir mit dieser neuen Betrachtungsweise an?«
»Falls wir versuchen, uns an Friedman heranzumachen, und sie von oben geschützt wird, könnte man uns in den Arsch treten.«
»Also kommen wir nicht an sie heran?«
»Offiziell nicht. Aber möglicherweise gibt es noch einen anderen Weg.«
»Und welchen?«
Stone zog sein Handy hervor und wählte. »Annabelle? Ich habe einen weiteren Auftrag für dich, falls du einverstanden bist.«
* * *
Am nächsten Tag betraten Annabelle und Caleb das Büro von Marisa Friedman. Sie hatten vorher einen Termin vereinbart, und die Lobbyistin erwartete sie. Annabelle hatte ihr Aussehen völlig verändert. Ihr Haar war kurz und blond, sie war stark geschminkt, ihre Kleidung europäisch und ihr Akzent eine authentische Mischung aus Deutsch und Holländisch. Caleb trug Schwarz und hatte sein dünner werdendes Haar mit Gel nach hinten gekämmt. Seine Brille wies rechteckige Gläser auf, und er war unrasiert. In der Hand hielt er eine nicht angezündete Zigarette. Dies sei die einzige Möglichkeit, erklärte er Marisa Friedman, sich das Rauchen abzugewöhnen.
Friedman schob den Ärmel hoch und zeigte ihm ein Nikotinpflaster. »Ich sitze gewissermaßen im selben Boot.«
Die Lobbyistin führte sie in ihr großes Büro in der ersten Etage, dessen Fenster Ausblick auf den Lafayette Park boten. Der Raum war so eingerichtet, dass er seine Benutzerin als weit gereiste Frau mit gutem Geschmack und genug Geld darstellte, um mit diesem erweiterten Horizont auch etwas anfangen zu können.
»Wir sind gerade erst in unsere Büros zurückgekehrt«, erzählte sie.
»Warum das?«, fragte Annabelle.
»Im Park ist eine Bombe explodiert. Und geschossen wurde auch.«
»Mein Gott!«, rief Caleb aus.
»Haben Sie denn nichts davon gehört?« Friedman wirkte überrascht.
»Wie Sie sich vermutlich schon meines Akzents wegen denken können, stamme ich nicht aus den USA«, sagte Annabelle.
»Und ich bin Exilant«, fügte Caleb fröhlich hinzu.
»Aber die Amerikaner lieben ihre Bomben und Schusswaffen«, behauptete Annabelle. »Zumindest erzählt man uns das immer.« Sie zuckte mit den Achseln. »Also war das ganz normal, oder?«
»Nein, Gott sei Dank ist das nicht normal.« Friedman beugte sich vor. »Ich muss sagen, Ihr Anruf hat mich neugierig gemacht. Sie wollen grüne Arbeitsplätze aus Europa in die Vereinigten Staaten exportieren? Darf ich nach dem Grund fragen, wo es bei Ihnen mit den umweltfreundlichen Technologien doch längst losgegangen ist?«
Annabelle verzog das Gesicht. »Es ist die Bürokratie. Der Amtsschimmel. Das macht uns fertig. Die EU lässt uns durch so viele Reifen springen, dass es lächerlich ist. Unser Geschäftsmodell ist gut, unsere Technologie solide. Aber können wir sie umsetzen?« Wieder zuckte sie mit den Achseln. »Ich habe hier einige Erfahrungen gesammelt, obwohl ich schon lange fort bin. Meine Freunde sagen mir, dass die USA grüne Jobs wollen. Dass die bürokratischen Hindernisse nicht so schlimm sind. Dass man Dinge schnell erledigen kann, und dass es von der Regierung sogar finanzielle Anreize gibt.«
»Stimmt. In welchem Land haben Sie sich niedergelassen?«, fragte die Lobbyistin.
»Frankreich.«
Sie stellte eine lange Frage auf Französisch. Caleb antwortete ihr sofort und machte am Ende noch einen Witz, der sie lachen ließ.
Annabelle sagte etwas auf Deutsch, und Caleb antwortete ihr in dieser Sprache.
»Ich fürchte, mein Deutsch ist ausgesprochen schlecht«, meinte Friedman.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Annabelle. »Das war unhöflich.«
»Ihr Europäer sprecht so viele Sprachen, da fühlen wir Amerikaner uns immer ungebildet.«
»Ihr Land ist groß, unsere sind klein«, erwiderte Annabelle. »Fremdsprachen sind da eine Notwendigkeit. Aber Ihr Französisch ist sehr … äh, nett.«
»Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Wir benötigen ein Profil in Washington, eine Präsenz, wie Sie es nennen würden. Wir wollen eine Fabrik bauen, die unsere Waren in den Vereinigten Staaten herstellen soll. Außerdem haben wir IP-Patente
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