Der Auftrag: Thriller (German Edition)
Annabelle.
»Und was hat das alles jetzt genau gebracht?«, fragte Chapman. »Ich weiß, wie gut ihr in diesem Geschäft seid, aber so, wie es jetzt aussieht, haben wir bei der Frau keinerlei Ansatzpunkt.«
»Den haben wir sehr wohl«, verkündete Annabelle. Sie öffnete die Tasche, klappte eine Plastikdose auf und gab den Blick auf einen Schlüsselabdruck in einer nachgiebigen Masse frei. »Als Caleb sie gebeten hat, ihm das Gemälde im Foyer zu zeigen, habe ich mich entschuldigt, um zur Damentoilette zu gehen. Bei der Gelegenheit habe ich ihren Büroschlüssel aus der Handtasche genommen. Ich kann den Schlüssel problemlos nachmachen lassen.«
»Sie verfügt über ein Sicherheitssystem«, meinte Caleb.
»Aber die Tastatur ist neben dem Eingang«, fügte Annabelle hinzu. »Wir haben das Büro gestern Abend beobachtet. Friedman ging um sieben, als Letzte, und tippte die Nummer ein. Ich habe sie vom Park aus fotografiert, während ich so tat, als würde ich die Statuen knipsen.«
Chapman blickte Stone an. »Also brechen wir bei ihr ein?«
»Sie nicht. Ich.«
»Warum ich nicht?«
»Sie arbeiten für eine Behörde.«
»Sie tragen doch auch eine Dienstmarke.«
»Das betrachte ich als befristet. Für Sie ist es eine Lebensstellung.«
»Wann wollen Sie es machen?«, fragte Chapman.
»Warum?«
»Damit ich den Cops sagen kann, wo sie auf Sie warten sollen.«
Annabelle starrte die Agentin finster an. »Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich, Lady?«
»Wenn Sie mich mitgehen lassen, verpfeife ich Sie auch nicht«, meinte Chapman.
»Das gefällt mir nicht«, erwiderte Stone.
»Sie predigen doch ständig über Partner und Loyalität.«
Stone schwieg. »Okay«, sagte er dann. »Also Sie und ich.«
»Aber …«, protestierte Annabelle.
Stone legte ihr die Hand auf die Schulter. »Bitte, Annabelle, lass es.«
»Aber wir haben die ganze Schwerarbeit gemacht, und ihr könnt dort einbrechen und habt den ganzen Spaß«, meinte Caleb.
Annabelle musste lächeln. »Du hast dich wirklich weiterentwickelt, Bibliothekar. Bei Friedmans Besuch hat mir übrigens dein metrosexueller Look gefallen.«
Calebs Miene hellte sich auf. »Vielen Dank. Ich war schon immer der Ansicht, dass …« Er unterbrach sich und starrte sie an. »Metro was?«
»Viel Glück«, wünschte Annabelle Stone. Sie wandte sich der Agentin zu. »Halten Sie ihm den Rücken frei. Das ist mein Ernst.«
»Mach ich«, versprach Chapman.
* * *
Stone und Chapman gingen zügig über den Bürgersteig. Stone trug einen Anzug und hielt einen Aktenkoffer. Chapman trug einen Rock und Stöckelschuhe. Auf ihren Schultern lag ein Tuch. Sie hielt eine große Tasche. Sie durchquerten den Park und betraten den Jackson Place. Stone steckte den Schlüssel in das Schloss von Marisa Friedmans Büro. Sie traten ein, und Chapman tippte den Code in die Tastatur. Das Piepen verstummte augenblicklich. Stone schloss hinter ihnen die Tür.
Von draußen fiel genug Licht hinein, dass sie sich im Büro zurechtfanden, doch Chapman stieß gegen einen Schreibtisch.
»Annabelle zufolge ist Friedmans Büro die Treppe hinauf und dann ganz hinten«, sagte sie und rieb sich den Oberschenkel.
Eine Stunde stand beiden die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Stone hockte auf Friedmans Schreibtischkante und ließ den Blick schweifen. Sie hatten sämtliche Akten durchgesehen, aber Stone ging davon aus, dass viele Dinge ausschließlich im Computer zu finden waren. Das System war mit einem Passwort geschützt. Sie hatten ein paar ausprobiert, jedoch ohne Erfolg.
»Irgendwelche brillanten Ideen?«, fragte Chapman.
»Nein. Wir hätten Harry mitnehmen sollen. Er hätte uns vermutlich Zugang zum Computer verschaffen können.«
»Wir sollten von hier verschwinden.«
Sie eilten die Stufen hinunter. Stone warf einen Blick aus dem Fenster, ging zur Tastatur, schaltete den Alarm wieder ein und zog die Agentin in eines der Büros im Untergeschoss der Bürosuite.
Im nächsten Augenblick öffnete sich die Tür, und das Sicherheitssystem piepste los. Marisa Friedman drückte die nötigen Tasten, und das Piepen verstummte. Sie schloss die Tür und stieg die Treppe hinauf.
Stone öffnete die Tür einen Spalt breit und spähte hinaus. Chapman stand direkt hinter ihm.
»Verschwinden wir, solange sie beschäftigt ist?«, flüsterte sie.
»Nein, wir warten.«
Zwanzig Minuten später hörten sie Schritte auf der Treppe. Stone schloss lautlos die Tür. Das Sicherheitssystem wurde eingeschaltet.
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