Der Auftrag: Thriller (German Edition)

Friedman und Turkekul hatten den Park bereits verlassen. Padilla hatte seinen mühsamen Zickzacklauf um sein Leben begonnen und war im Baumloch gelandet.
    Bumm.
    Stone öffnete wieder die Augen und warf Chapman einen Blick zu. Sie hatte ihn die ganze Zeit beobachtet, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Alle Schüsse schlugen auf der Westseite des Parks ein«, sagte er.
    »Richtig. Sie erwähnten, dass alle weißen Fähnchen auf der linken Seite standen, haben aber nicht erklärt, was Sie damit gemeint haben.«
    »Weil ich nicht wusste, was es zu bedeuten hat. Aber warum alle Schüsse auf dieser Seite?«
    Chapman zeigte auf das Regierungsgebäude. »Wegen des Standorts des Schützen. Dort gab es freies Schussfeld. Man konnte über die Bäume schauen.«
    »Das war auch auf der rechten Seite möglich. Außerdem hätten sie auch durch die Baumwipfel schießen können. Wozu brauchten sie freies Schussfeld? Offensichtlich zielten sie auf niemanden.«
    Chapman wollte etwas erwidern, hielt dann aber inne.
    »Aber das ist nicht die wichtigste Frage«, stellte Stone fest.
    »Sondern?«
    »Worin bestand der Test?«
    Chapman sah verwirrt aus. »Welcher Test?«
    »Ich glaube, ich weiß, wonach Tom Gross Steve Garchik fragen wollte. Garchik sagte, dass Bombenleger ihre Konstruktion gern testen, um sich zu vergewissern, dass sie funktioniert. Ich glaube, der Lafayette Park war der Test. Aber was wurde getestet? Zuerst sind wir davon ausgegangen, dass die Bombe für einen anderen Zeitpunkt bestimmt war, eine andere Veranstaltung, und dann aus Versehen gezündet wurde. Dann hielten wir es für eine mögliche Testsprengung. Aber diese beiden Hypothesen sind nicht miteinander vereinbar. Entweder ist es das eine oder das andere. Nicht beides.«
    Chapman wollte erneut etwas erwidern, hielt aber wieder inne.
    »Ein Testdurchlauf? Wie Garchik sagte, die Bombenteile funktionieren immer. Es sind die Kabelverbindungen, die versagen. Aber würden Sie es riskieren, eine Bombe im Lafayette Park hochzujagen, nur um die Verkabelung zu testen?«
    »Nein«, sagte Chapman. »Da hat man sich viel zu viel Mühe gemacht.«
    »Stimmt. Viel zu viel Mühe.«
    »Also was dann? Sie haben gesagt, es ging um die Hunde. Ich nehme an, Sie meinten die Bombensuchhunde?«
    »Genau. Wo ist Ihr Laptop?«
    Chapman öffnete ihre Tasche und zog ihn heraus. Sie gingen zu einer Bank und setzten sich.
    »Wir brauchen das Video vom Abend der Explosion.«
    Sie holte es auf den Schirm.
    »Die Aufnahme, kurz bevor die Schüsse fielen.«
    Chapman betätigte ein paar Tasten.
    »Stoppen Sie da.«
    Sie drückte die Pausentaste.
    Stone stand auf und zeigte auf die nordöstliche Parkecke. »An dieser Stelle hat Padilla den Park betreten.«
    Chapman warf einen Blick auf den Bildschirm und schaute dann zu der Stelle, auf die Stone zeigte. »Stimmt.«
    »Warum gerade da?«
    »Warum nicht?«
    »Es gibt viele Möglichkeiten, den Park zu betreten. Carmen Escalante hat doch gesagt, dass ihr Onkel in seinem Lieblingsrestaurant auf der Sixteenth Street essen wollte. Das ist an der Westseite des Weißen Hauses, nicht an der Ostseite. Wäre er von der Sixteenth Street gekommen, hätte er zuerst die Westseite des Parks erreicht und nicht die Ostseite. Warum also kam er auf der Ostseite herein?«
    »Vielleicht war er vorher woanders. Wir haben uns nie dafür interessiert, in welchem Restaurant er tatsächlich gegessen hat. Vielleicht hat er auch dort gegessen und ging dann noch in ein anderes Lokal an der Ostseite des Parks, um dort noch was zu trinken.«
    Stone zeigte auf den Bildschirm. »Vielleicht musste er deshalb den Park von Osten betreten.«
    Chapman folgte der Richtung des Fingers. »Sie meinen, weil dort die Polizei stationiert war?«
    »Nein, weil dort der Bombenhund war.«
    Chapman tippte auf die Playtaste. Padilla ging keine dreißig Zentimeter an dem Hund vorbei. Tatsächlich hatte es den Anschein, als wählte er absichtlich diese Richtung.
    »Warum sollte das eine Rolle spielen? Der Hund hat doch nichts gemacht.«
    »Sie sind doch Britin. Haben Sie jemals die Sherlock-Holmes-Geschichte Silberstern gelesen?«
    »Tut mir leid, das hat sich nie ergeben.«
    »In dieser Geschichte hat Holmes sich auf den seltsamen Zwischenfall von dem Hund in der Nacht gestützt.«
    »Warum? Was hat der Hund getan?«
    »Absolut nichts. Holmes verwies darauf, dass genau das der seltsame Zwischenfall war.«
    »Jetzt bin ich erst recht verwirrt.«
    »Mary, der Test bestand darin, an dem Hund