Der Auftrag: Thriller (German Edition)
Chapman griff nach seinem Arm. »Vielleicht will sie einen Augenblick allein sein.«
»Das ist das Letzte, was sie jetzt braucht.« Stone öffnete die Tür und verließ den Aufenthaltsraum.
Er holte Annabelle ein, als sie vor einem Fenster stehen blieb und auf die untergehende Sonne schaute.
»Ich kann das nicht glauben, Oliver«, sagte sie mit bebender Stimme. »Weck mich und sag mir, dass das alles nicht passiert ist.«
»Aber er ist noch bei uns. Er ist zäh. Wir müssen daran glauben, dass er es übersteht.«
Annabelle ließ sich auf einen Stuhl sinken. Stone blieb neben ihr stehen. Als sie zu weinen anfing, reichte er ihr Papiertücher, die er sich geschnappt hatte, bevor er ihr gefolgt war.
Schließlich ließ ihr Schluchzen nach. »Die Ärzte schienen nicht besonders optimistisch zu sein.«
»Das sind sie nie. Es ist ihr Job, die Hoffnungen zu dämpfen und keine Erwartungen zu schüren. Überlebt der Patient, erscheinen sie plötzlich viel kompetenter, als sie tatsächlich sind. Aber sie kennen Alex nicht so wie wir.«
»Er ist ein Held. Jemanden mit seinem Mut trifft man nicht alle Tage.«
»Das stimmt«, sagte Stone.
»Du hast ihm eine Mail geschickt? Ihn über die Bombe informiert?«
Stone nickte, und mit jeder Bewegung seines Kopfes wuchs sein Schuldgefühl. Ich habe ihm eine Mail geschickt. Ich habe ihn dazu gebracht, das Problem anzugehen. Ich bin der Grund, warum er im Koma liegt.
Er setzte sich neben Annabelle. »Ich war ihm gegenüber nicht sehr mitteilsam, was diese Sache angeht.« Er erinnerte sich an den Abend, an dem er und Chapman das Büro von Marisa Friedman verlassen hatten. Alex war gekommen und hatte offensichtlich reden wollen.
Ich habe ihn abblitzen lassen. Und jetzt liegt er im Koma.
Obwohl er sich Annabelle gegenüber zuversichtlich gegeben hatte, hatte er mit den Ärzten unter vier Augen gesprochen. Sie hatten keine große Hoffnung, dass Alex sich erholte.
»Gibt es einen Hirnschaden?«, hatte er gefragt.
»Es ist noch zu früh, um das sagen zu können«, hatte die Antwort gelautet. »Wir versuchen erst einmal, ihn am Leben zu erhalten.«
»Oliver?«
Er bemerkte, dass Annabelle ihn anstarrte. »Was hast du gerade gedacht?«
»Dass ich meinen Freund im Stich gelassen habe. Dass er etwas Besseres verdient hätte als mich.«
»Hättest du ihn nicht informiert, wäre die Bombe mitten in der Menge explodiert. Es hätte viele Tote gegeben.«
»Der logisch denkende Teil von mir weiß das.« Er berührte seine Brust. »Aber nicht dieser Teil hier.« Er hielt inne. »Milton. Und jetzt Alex. Das muss aufhören, Annabelle.«
»Wir alle haben gewusst, worauf wir uns einlassen.«
»Nein. Ich glaube nicht, dass jemand sich richtig im Klaren darüber war. Aber das spielt keine Rolle.«
»Ich will herausfinden, wer das getan hat, Oliver. Ich will die Verantwortlichen bezahlen lassen.«
»Sie werden bezahlen, Annabelle, das schwöre ich dir.«
Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Du wirst sie aufspüren?«
»Ich oder sie, nur einer von uns wird überleben. Das schulde ich Alex. Zumindest das schulde ich ihm.«
Plötzlich richtete er den Blick auf den Flur. Er schien es zu spüren, bevor es geschah.
Annabelle bemerkte es. »Was ist?«
»Sie kommen.«
»Wer?«
Stone zog sie auf die Beine und umarmte sie. »Ich verspreche dir, dass ich herausfinde, wer das getan hat. Ich verspreche es dir.«
»Allein kannst du das nicht schaffen, Oliver.«
»Dieses Mal geht es nicht anders.«
Als er sich von ihr löste, glänzten Tränen in seinen Augen. Annabelle schien es die Sprache zu verschlagen. Sie hatte Stone noch nie weinen gesehen.
»Oliver?«
Er küsste sie auf die Stirn, wandte sich ab und setzte sich in genau dem Augenblick in Bewegung, als die Männer in den Anzügen um die Ecke bogen und auf ihn zuhielten.
KAPITEL 87
Zwei Minuten später fuhren Stone und Chapman in einem Wagen der Regierung in Richtung Innenstadt. Der Wagen stoppte beim Washingtoner Field Office des FBI, und man eskortierte sie in einen kleinen Konferenzraum. Es überraschte Stone nicht, dort den Direktor des FBI und Agentin Ashburn vorzufinden. Nicht einmal Agent Garchik und den Direktor des ATF. Aber es überraschte ihn dann aber doch, als Riley Weaver hereinkam und sich neben den FBI-Direktor setzte.
»Ich habe Agent Ashburn bereits alles berichtet«, sagte Stone.
»Ich bin mir durchaus bewusst, dass Sie und Agent Ford befreundet sind«, erwiderte der FBI-Direktor, dem Stones bissiger Tonfall
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