Der Auftrag: Thriller (German Edition)
Sie taucht zwischen Millionen anderer Menschen unter. Sie wird abwarten, wie die Sache ausgeht. Sobald sie es einschätzen kann, multiplizieren sich ihre Möglichkeiten.«
»Und wie wollen wir sie erwischen? Wir können nicht in jede große Stadt im Norden fahren, um nach ihr zu suchen. Vielleicht hat sie das Land ja schon verlassen. Vielleicht ist sie in Kanada.«
»Das glaube ich nicht. Wenn sie es zu eilig hat, wird sie selbst mit einer vorher arrangierten Fluchtstrategie Fehler machen. Und vergessen Sie nicht, ihr Ausstieg beruhte auf dem erfolgreichen Abschluss der Mission. Nein, sie wird sich jetzt Zeit lassen.«
»Und wenn sie doch im Zug nach Miami sitzt, und die Feds schnappen sie?«
»Schön für sie. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es so läuft.«
»Okay. Wo fangen wir an zu suchen?«
»Wir brauchen Informationen.«
»Welche?«
Stone dachte darüber nach, was Friedman gesagt hatte. Dass die CIA sämtliche Profite ihres lukrativen Lobbyistengeschäfts einbehalten hatte. Dass sie sich als wohlhabende Frau hätte zur Ruhe setzen können, hätte das Geschäft tatsächlich ihr gehört. »Sie hat das nicht umsonst getan. Was bedeutet, dass wir dem Geld folgen müssen. Und den Bodyguards.«
»Bodyguards?«
»Wenn ihr jemand wie Carlos Montoya im Nacken sitzt, wird sie sich mit Profis eindecken. Zu ihrem Schutz. Um sie zu erwischen, müssen wir zuerst an ihnen vorbei.«
Chapman lächelte. »Das ist schon eher nach meinem Geschmack.«
KAPITEL 89
Annabelle nahm Stone gegenüber in seinem Häuschen Platz.
»Ich durfte ihn besuchen«, sagte sie. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
»Alex?«
Sie nickte, strich sich mit einem Finger über die Stirn. »Genau hier hat ihn ein Stück Granit getroffen. Drei Zentimeter weiter links, und es hätte ihn verfehlt. Dann läge er jetzt nicht im Koma.«
»Ist sein Zustand unverändert?«
»Er hat sich verschlechtert.« Sie unterdrückte ein Schluchzen. »Seine Werte waren heute gar nicht gut.«
Stone griff über den Schreibtisch hinweg nach ihrer Hand. »Wir können nur hoffen und beten, Annabelle.«
»Er ist so ein guter Mensch, Oliver. Wie ein Fels. Immer da, wenn man ihn braucht. Sogar wenn ich mich ihm gegenüber wie ein Miststück benommen habe.«
»Wenn es um Alex geht, haben wir alle etwas zu bedauern, ich vielleicht noch mehr als alle anderen.« Stone ließ sie los und lehnte sich zurück.
»Oliver, wir müssen sie erwischen«, sagte Annabelle. Ihre Augen schimmerten nicht mehr feucht. Ihr Blick war ernst.
»Ich weiß. Das werden wir auch.«
Annabelle zog ein paar Seiten aus ihrer Tasche. »Nach deinem Anruf wegen der Geldspur habe ich mit meinem Kontaktmann auf den Bermudas gesprochen.«
»Konnte er helfen?«
»Weißt du, wie viel illegales Geld täglich durch die karibischen Banken geschleust wird? Hunderte von Milliarden.«
»Also ist es eine Nadel im Heuhaufen«, sagte Stone zweifelnd.
»So wäre es, gäbe es da nicht eine Sache.« Sie warf einen Blick auf eine der Seiten. »Vor einem Monat wurden 500 Millionen Dollar auf das Konto einer Bank auf den Caymans überwiesen. Sie lagen da und blieben gesperrt. Vor etwas mehr als einer Woche gab man sie frei. Eine Stunde später überwies man weitere 500 Millionen auf dasselbe Konto. Sie blieben die ganze Woche dort deponiert. Dann wurden sie freigegeben. Aber man überwies sie nicht auf ein anderes Konto weiter. Sie gingen zurück.«
»Zurück an den Absender?«
»Genau. Die Überweisung wurde storniert.«
»An welchem Tag war das?«
»An dem Tag, an dem Alex beinahe gestorben wäre.«
»Als sie erfuhren, dass Friedman versagt hat?«
»Richtig.«
»Also bekam sie die Hälfte des Geldes, nachdem gewisse Ziele erreicht wurden. Vermutlich die Explosion im Lafayette Park, Tom Gross’ Tod und die Beseitigung loser Enden wie Sykes, Donohue und die Latinos.«
»Was ist mit Turkekul?«
»Er ist ein Sonderfall. Zuerst glaubte ich, sie hätte nur eine sich bietende Gelegenheit ergriffen, aber da bin ich mir nicht mehr so sicher.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Das weiß ich selbst nicht genau. Wir müssen abwarten, was sich ergibt. Kann man herausfinden, wo das Geld gelandet ist?«
Annabelle schüttelte den Kopf. »Die Behörden haben Schweizer Banken unter Druck gesetzt, um Einsicht in ihre Kundenkonten zu bekommen. Das hat viele illegale Transaktionen in die Karibik verlagert. Und dort ist man nicht zur Zusammenarbeit bereit wie in der Schweiz. Für diese Antworten
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