Der Auftrag: Thriller (German Edition)
an die Osteuropäer wenden. Den Russen ist es scheißegal, mit wem sie sich anlegen. Oder vielleicht auch an die Ostasiaten.«
»Das heißt, wir müssen herausfinden, ob in den letzten paar Tagen ein halbes Dutzend oder mehr von denen unerkannt ins Land geschlüpft sind. Kannst du das herausfinden?«
»Selbst an einem schlechten Tag«, erwiderte Knox. Er hielt inne und betrachtete seine Hände. »Wie ist Alex’ Prognose?«
»Nicht sehr gut«, gestand Stone.
»Er ist ein erstklassiger Agent und feiner Kerl.«
»Ja«, sagte Stone, »das ist er.«
»Er hat uns den Hintern gerettet.«
»Und das bedeutet, dass wir es auf die richtige Weise zu Ende bringen müssen. Für ihn.«
Knox stand auf. »Innerhalb der nächsten sechs Stunden habe ich etwas für dich.«
Nachdem sein Freund gegangen war, verließ Stone sein Häuschen und spazierte über die Wege zwischen den Gräbern. Er kam zu einer Bank unter einer weit ausladenden Eiche und setzte sich. Einen engen Freund hatte er bereits verloren. Jeden Augenblick konnten es zwei sein.
Er betrachtete einen der alten Grabsteine. Auf einem Friedhof gar nicht weit von hier entfernt lag Milton Farb unter der Erde. Vielleicht würde Alex ihm bald folgen.
Marisa Friedman oder er. Sie würden das nicht beide überleben. Nicht nach dem, was diese Frau getan hatte.
Entweder würde Stone dieses Schlachtfeld lebend verlassen oder Friedman. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
KAPITEL 91
Sie hatten das Büro der Frau durchsucht, aber nichts gefunden. Das war nicht überraschend, da man sie offiziell gefeuert hatte, sodass sie aus dem Gebäude ausgezogen war. Als sie ihr Haus in Falls Church durchsuchten, fanden sie dort auch nichts – und da war sie garantiert nicht ausgezogen. Aber es war offensichtlich, dass sie es in aller Eile verlassen hatte; zweifellos war ihr Zeitplan vom Secret Service, der nach Stones Informationen schnell gehandelt hatte, durcheinandergebracht worden.
Stone und Chapman gingen noch einmal die drei Etagen des Stadthauses ab, das in den frühen 1980-ern erbaut worden war. Marisa Friedman wohnte hier seit 2000.
»Ashburn hat mir eine Inventarliste gegeben mit den Sachen, die sie mitgenommen haben. Es war nicht viel«, sagte Stone zu Chapman, als die britische Agentin sich auf einen Stuhl setzte und den Blick durchs Zimmer schweifen ließ. »Aber es gibt kein persönliches Foto, keine Erinnerungsalben, keine Jahrbücher, nichts, das darauf hindeutet, dass sie Familie hat. Sie hat sich von allem befreit.«
»Sie ist Spionin, da gehört so was zum Job.«
»Selbst Spione haben ein Leben«, beharrte Stone. »Ein großer Teil ihrer Geschichte mag ja erfunden sein, aber für gewöhnlich besitzen sie ein paar persönliche Dinge.«
»Was wissen wir über ihren Hintergrund?«
»Geboren wurde sie in San Francisco. Einzelkind. Beide Eltern sind ums Leben gekommen.«
»Wie?«
»Bei einem Hausbrand.«
»Glauben Sie etwa …«
»Sie war erst vier. Nein, ich glaube nicht, dass man sie umgebracht hat. Ihre Eltern waren wohlhabend, aber die Grundsteuern haben ein großes Loch ins Vermögen gerissen, und die Verwandten, die sie aufnahmen, waren offenbar nicht besonders großzügig. Aber ihre Intelligenz konnten sie nicht ignorieren. Sie ging nach Stanford, an die Harvard Law School. Dann wurde sie von der CIA rekrutiert. Lange Zeit war sie eine der besten Außenagentinnen. Die Tarnung als Lobbyistin war brillant. So konnte sie auf der ganzen Welt umherreisen und Informationen sammeln, niemand hat sich etwas dabei gedacht.«
»Anscheinend ist niemand auf die Idee gekommen, sie könnte die Seiten wechseln. Weaver schien sich in die Hose machen zu wollen.«
Stone betrachtete die bescheidene Einrichtung des Hauses. »Nicht gerade ein Herrenhaus.«
»Also geht es hier nur um Geld, nicht wahr?«, sagte Chapman verächtlich. »In der Minute, in der ich dem Miststück das erste Mal begegnet bin, wusste ich, dass ich sie nicht ausstehen kann.«
»Hier geht es um sehr viel Geld«, sagte Stone. »Eine Milliarde kann fast jeden dazu bringen, so gut wie alles zu tun und sich später darum zu sorgen, wie man es verarbeitet.«
»Ich kann nicht glauben, dass Sie diese Frau verteidigen.«
»Ich stelle mir nur eine Frage. Wenn ich sie finde … kann ich mich beherrschen und sie nicht töten?«
»Ist das Ihr Ernst?«
Stone schaute sich noch einmal um. »Hier ist nichts, das uns helfen könnte«, sagte er ausweichend.
»Wo steckt sie wirklich? Was glauben
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