Der Auftrag: Thriller (German Edition)
brauchen wir einen Spezialisten.«
»Ich glaube, ich könnte da eine Möglichkeit finden«, sagte Stone.
»Aber Friedman steht eine halbe Milliarde Dollar zur Verfügung. Damit kann man einen ausgezeichneten Fluchtplan in die Tat umsetzen.«
»Stimmt. Aber sie hat Probleme.«
»Ihr Auftraggeber?«
»Wenn sie jetzt zu fliehen versucht, wird ihm das möglicherweise nicht verborgen bleiben. Sie könnte der Ansicht sein, nur abwarten zu müssen, damit man das Interesse an ihr verliert und sich anderen Dingen zuwendet.«
»Aber sie könnte auch ein oder sogar mehrere Kartelle mit den Attentatsversuchen in Verbindung bringen«, erwiderte Annabelle. »Sie werden das niemals auf sich beruhen lassen. Sie ist jetzt zur potenziellen Zeugin gegen sie geworden.«
»Sie ist eine sehr kluge Frau, und das weiß sie. Ein weiterer Grund, dass sie es langsam angeht. Und das ist nur eine Seite der Gleichung.«
»Auf der anderen Seite sind die Behörden, die hinter ihr her sind.«
»Ja. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie längst weiß, dass wir sie enttarnt haben.«
Als Annabelle ihre Sachen einsammelte, um zu gehen, sagte sie: »Wenn Alex es nicht schafft … wie sollen wir ohne ihn weitermachen?«
Sie schien jeden Augenblick wieder in Tränen ausbrechen zu wollen. Stone schloss sie in die Arme und hielt sie fest. Annabelle Conroy, die begabteste Hochstaplerin ihrer Generation, eine Frau mit großem Herzen und einem unerschütterlichen Sinn für Loyalität, weinte sich an seiner Schulter aus.
Als sie fertig war, sagte er: »Wir werden ohne ihn nicht weitermachen können wie bisher, Annabelle. Wir können nur jeden Tag aufs Neue überleben. Ich glaube, du und ich verstehen das besser als die meisten Menschen.«
Sie nickte wie betäubt und ging. Stone sah zu, wie sie wegfuhr, dann ging er zurück ins Haus und rief jemanden an, den er erst vor Kurzem kennengelernt hatte, dem er aber eng verbunden war. Joe Knox meldete sich am anderen Ende der Leitung.
»Joe, hier ist Oliver Stone.«
Knox’ Antwort war typisch für ihn. »Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauert, bis du mich wegen dieser Sache anrufst. In einer Stunde bin ich bei dir.«
KAPITEL 90
Joe Knox war ein kräftiger Mann, der mit fünfzig noch immer wie der College-Footballspieler gebaut war, der er einst gewesen war. Er und Stone hatten ohne Verfahren oder Verurteilung zusammen in einem Hochsicherheitsgefängnis gesessen. Ein abtrünniger CIA-Vorgesetzter, wie sich später herausstellte, hatte Knox den Auftrag erteilt, Stone zur Strecke zu bringen. Stattdessen hatten die beiden Männer eine dauerhafte Freundschaft entwickelt, als sie die Gefängnistortur gemeinsam überstanden hatten, weil sie einander respektierten.
»Ich habe alles verfolgt«, sagte Knox, als sie sich in Stones Häuschen hinsetzten. »Entweder in der Zeitung oder durch den offiziellen oder inoffiziellen Klatsch bei der Agency.« Alex Ford hatte Knox’ Tochter geholfen, ihren Vater zu finden, als man ihn entführt und ins Gefängnis gesteckt hatte. Das hatte Knox nie vergessen. Seine Miene verriet deutlich sein Verlangen, jene Leute zur Rechenschaft zu ziehen, die Alex an den Rand des Todes gebracht hatten.
»Dann lass uns keine Zeit verschwenden«, erwiderte Stone. »Welches mexikanische Kartell hat kürzlich große Geldsummen durch die karibischen Banken geschleust und dann eine Bezahlung in Höhe von einer halben Milliarde Dollar rückgängig gemacht?«
»Das ist gar nicht gut, Oliver.«
»Carlos Montoya?«
Knox nickte. »Als die Russen sich reindrängten, haben sie seine Mutter, seine Frau und seine drei Kinder aufgeschlitzt und in einen Straßengraben geworfen. Sie haben nichts füreinander übrig. Montoya hat seine Basis irgendwo in den Außenbezirken von Mexiko City. Auch wenn sein Geschäft um ungefähr neunzig Prozent geschrumpft ist, hat er noch immer auf der ganzen Welt Leute und Einfluss.«
»Das könnte unseren Zwecken dienen. Friedman muss absolute Vorsicht walten lassen, was ihre Flucht behindern wird.«
Knox dachte darüber nach. »Sie hat auch noch ein anderes Problem.«
»Sie braucht Schutz.«
»Offensichtlich, aber den wird sie nicht von den Latinos bekommen. Von denen hilft ihr keiner gegen einen Mann wie Montoya. Und amerikanische Profis werden sich vermutlich von ihr fernhalten. Sie werden nicht gern in Attentatsversuche auf den Präsidenten verwickelt. Die Strafen sind zu heftig, und es machen zu viele Bundesagenten Jagd auf einen. Sie könnte sich
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