Der Auftrag: Thriller (German Edition)
Welt ist viel komplizierter geworden, Oliver. Aktivposten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, nicht einmal für euch Amerikaner. Globale Kooperation, damit erreicht man heute etwas. Wir tun den Yankees einen Gefallen, und sie zeigen sich erkenntlich. Natürlich wird das nicht an die große Glocke gehängt, alles nur geheime Kommandosache, aber es kommt vor.«
Er legte den Kopf schräg. »Warum mich beobachten? Glaubt man, ich sei in die Sache verwickelt?«
»Nein. Aber Weaver verfolgt eine andere Absicht.«
»Hat er sie McElroy mitgeteilt?«
»Ich glaube nicht, jedenfalls nicht in allen Einzelheiten. Aber Sir James sind die Hände gebunden.« Nachdenklich starrte sie ihn an. »Was könnte bei Ihnen denn eine solche Aufmerksamkeit rechtfertigen?«
»Ich habe einen Vorrat Antworten aus drei Jahrzehnten und wirklich nicht genug Zeit, alles zu erklären. Falls ich überhaupt dazu geneigt wäre, was ich nicht bin.«
»Wenn Sie mir verraten, was hier vor sich geht, könnte ich Ihnen vielleicht helfen.«
»Sie? Ausgerechnet die Person, die mich ausspionieren soll?«
»Ich dachte, wir wären Partner.«
»Sind wir auch, aber nur bei dieser einen Sache.«
»Und wer hält jetzt Informationen zurück?«, fauchte sie.
»Sie hielten Informationen zurück, die das Hier und Jetzt betreffen. Ich habe Ihnen niemals Fragen über Ihre früheren Missionen gestellt. Und ich erwarte die gleiche Höflichkeit von Ihnen.«
»Und wo stehen wir dann?«, fragte sie leise.
»Wo wir angefangen haben«, erwiderte Stone. »Und belassen wir es dabei.«
KAPITEL 58
Ein Taxi brachte sie zurück zu Chapmans Wagen in der Tiefgarage.
»Ich kann Sie bei Ihrem Haus absetzen«, bot sie an.
»Ich möchte lieber noch ein Stück laufen.«
»Es tut mir leid, dass ich Ihnen das mit Weaver nicht schon früher erzählt habe. Aber auch ich habe meine Befehle.«
Stone trat an sie heran. »Wenn Sie auf diese Weise arbeiten wollen, von mir aus.«
»Auf welche Weise arbeiten Sie denn?«
»Ich halte nichts vor den Leuten zurück, mit denen ich im Schützengraben hocke. Deshalb habe ich Ihnen von Fuat Turkekul erzählt, obwohl selbst Ihr Chef das nicht wollte.«
Ihre Wangen röteten sich. »Okay. Ich hab’s kapiert. Es tut mir leid.«
»Ich sehe Sie morgen.« Stone hielt inne. »Sind Sie sicher, dass Sie noch fahren können?«
»Ich bin wieder völlig klar. Dazu muss man mich nur zurechtweisen, das funktioniert jedes Mal.«
Nach einem ausgedehnten Spaziergang erreichte Stone den Campus von Georgetown, der zu dieser Stunde so gut wie verlassen war. Er suchte das Schwarze Brett, zog einen Zettel und einen Stift aus der Tasche, schrieb eine Notiz und heftete sie mit ein paar Pinnwandnadeln ans Brett. Auf dem Weg zu seinem Häuschen rief er übers Handy Harry Finn an.
»Ich bin froh, dass es Reuben gut geht«, war Finns erste Bemerkung.
»Ich auch«, erwiderte Stone. »Er will aus dem Krankenhaus, aber meiner Meinung nach ist er dort sicherer.«
»Glaubst du, diese Leute versuchen es noch mal?«
»Auch wenn er uns alles gesagt hat, was er weiß, genau wie Annabelle, gibt es keinen Grund, mit der Wachsamkeit nachzulassen. Was hast du über Fuat herausgefunden?«
Stone blieb stehen und lehnte sich an einen Baum.
»Wenn er tatsächlich hinter bin Ladens Nachfolger her ist, lässt er sich Zeit. Er steht auf, frühstückt, unterrichtet. Geht zum Mittag. Unterrichtet wieder. Kümmert sich um seinen Schreibkram. Macht einen Spaziergang. Isst zu Abend, geht nach Hause, liest und geht schlafen.«
»Keine geheime Kommunikation? Keine verstohlenen Treffen?«
»Mir ist nichts aufgefallen. Und ich hätte es mitbekommen.«
»Das weiß ich, Harry.«
»Vielleicht hat man ihm befohlen, sich ruhig zu verhalten, weil bekannt ist, dass wir ihn beobachten.«
»Der Gedanke ist mir auch gekommen. Aber ich habe keine Ahnung, was man deswegen unternehmen könnte. Geh nach Hause und ruh dich aus.«
»Und Turkekul?«
»Ich versuche es mal auf andere Weise. Ich halte dich auf dem Laufenden.«
Stone setzte sich wieder in Bewegung. Am nächsten Block meldete sich sein Instinkt. Sechs und neun Uhr. Er konnte sie dort fühlen, bevor er sie sah. Ein Mann hinter ihm, eine Frau links von ihm. Sie wirkten völlig unauffällig, schienen sich nicht im Mindesten für ihn zu interessieren, zumindest oberflächlich. Aber Stone betrachtete schon seit mehr als vierzig Jahren nichts mehr oberflächlich.
Seine Hand glitt zum Halfter. Er ging ein wenig schneller, weil er
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