Der Auftrag: Thriller (German Edition)
ein paar Sekunden früher an der nächsten Kreuzung sein wollte. Denn er hatte bereits einen Plan, der sich auf die genaue Kenntnis dieser Gegend stützte.
An der Kreuzung bog er unvermittelt rechts ab. Auf dem Bürgersteig stand ein Bauschuttcontainer, weil das Haus dort gerade renoviert wurde. Stone schob sich in eine gut zu verteidigende Position dahinter, zog die Pistole und zielte auf die Frau.
»Agent Stone?«, rief sie.
Stone behielt sie im Visier und schwieg.
»Direktor Weaver möchte mit Ihnen sprechen.«
»Das glaube ich gern.«
»Man hat uns beauftragt, Sie zu ihm zu bringen.«
»Ich ziehe es vor, dass er zu mir kommt.«
Der Mann trat neben die Frau. »Der Direktor ist ein viel beschäftigter Mann, Sir«, sagte er.
»Ich auch.«
Ein Wagen fuhr vorbei. Die alte Dame am Steuer warf einen Blick auf den Mann und die Frau, bevor sie weiterfuhr. Ein paar Passanten kamen näher. Noch waren sie nicht in Hörweite, aber das würde sich bald ändern.
»Er will nur reden.« Leise Verzweiflung schlich sich in die Stimme der Frau.
»Ich rede gern mit ihm.«
»Okay, wo?«, fragte der Mann.
»Der öffentliche Parkplatz am Fluss. In einer Stunde.«
»Sir, der Direktor …«, setzte die Frau an, während sie nervös über die Schulter zu den näher kommenden Fußgängern blickte.
Stone schnitt ihr das Wort ab. »Der Direktor wird mich gern um diese Zeit dort treffen. Und jetzt gehen Sie weiter, damit ich meine Waffe wegstecken kann.«
»Das ist irregulär!«, stieß die Frau hervor.
»Ja.«
»Wir sind ebenfalls Bundesagenten«, fügte der Mann hinzu. »Auf derselben Seite wie Sie.«
»Das Erstere glaube ich, aber das Zweite nicht. Gehen Sie.«
Sie setzten sich in Bewegung und verschwanden. Stone schob die Waffe zurück ins Halfter und schlug die Richtung zum Fluss ein. Er wollte als Erster dort sein. Es galt, Vorbereitungen zu treffen. Er schritt schneller aus, während sein Magen sich verkrampfte. Es war eine Sache, Leib und Leben zu riskieren, um einen komplizierten Fall zu lösen. Doch wenn man dabei ständig die hintere Flanke im Auge behalten musste, war das ein ganz anderes Spiel. Aber anscheinend war das der Stand der Dinge.
Warum überrascht mich das jetzt?
KAPITEL 59
Drei Fahrzeuge rollten auf den leeren Parkplatz und hielten. Es war ein Uhr morgens an einem Werktag. Die Washingtoner hatten ihre abendlichen Vergnügungen längst beendet und waren nach Hause gegangen, um zu schlafen. Zuerst stieg die Sicherheitsmannschaft aus und überprüfte die offensichtlichen Angriffswege. Männer eilten zu den unzugänglicheren Stellen, bevor sie Riley Weaver signalisierten, dass er ohne jede Befürchtung aussteigen konnte. Weaver trug einen Anzug mit gestreifter Krawatte und sah eher danach aus, vor eine Kamera zu treten, um den Experten zu spielen oder eine globale Konferenz über Terrorismus zu leiten, als sich auf einem verlassenen Parkplatz am Rande des Potomac mit einem Ex-Attentäter zu streiten. Seine massig aussehende Brust ließ erkennen, dass er eine Schutzweste trug. Ein wenig unsicher blickte er sich um, bevor er ein paar Schritte auf das Flussufer zu machte.
»Stone?«, rief er.
Ein Mobiltelefon schrillte. Alle griffen nach ihren Handys.
»Sir«, sagte einer der Bodyguards und nahm das klingelnde Mobiltelefon vom Piergeländer, wo Stone es zuvor abgelegt hatte. Er reichte es Weaver.
»Hallo?«
»Hallo, Direktor«, sagte Stone. »Was kann ich für Sie tun?«
Seine Stimme kam aus der Freisprecheinrichtung. Aber Weaver versuchte vergeblich, sie abzustellen.
»Was soll das, verdammt?«, rief er. »Ich kann den Lautsprecher nicht ausschalten.«
»Ich will, dass alle es hören. Also noch einmal, was kann ich für Sie tun?«
»Sie könnten damit anfangen, sich zu zeigen.« Weaver spähte nervös in die Dunkelheit.
»Und warum ist das nötig? Ich dachte, Sie wollten reden. Dazu brauchen wir nur unsere Stimmen.«
»Ich wollte Sie im NIC treffen«, fauchte Weaver.
»Und ich habe diesen Ort gewählt.«
»Warum?«
»Ihr Büro verschafft mir eine Gänsehaut. Ich bin mir nie sicher, ob ich da lebend wieder rauskomme.«
»Was haben Sie nur für ein Problem? Sie sind Bundesagent.«
»Bei einem Dienst, der Ihrem nicht angegliedert ist.«
»Wovor haben Sie Angst?«
»Sie haben ein SWAT-Team mitgebracht. Schon wieder. Und Sie tragen eine Kevlarweste. Wovor haben Sie Angst?«
Weaver drehte sich einmal um die eigene Achse und versuchte, Stones Versteck auszumachen.
»Mein Blick reicht
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