Der Auftrag
waren meist Routineangelegenheiten, aber nicht immer. Nein, derartige Untersuchungen sollten dafür sorgen, dass sich Fälle von Inkompetenz nicht wiederholten, Situationen, in denen unglückliche Umstände und die Ungewissheit des Krieges sich verschworen hatten, die Laufbahn eines Offiziers zu zerstören, oder noch schlimmer, Fälle, wo Politik ins Spiel kam und Routineermitüungen dazu benutzt wurden, Offiziere zu entfernen, deren Ansichten nicht populär waren.
In Anbetracht der Tatsache, dass Poseen-Ka zu Geduld geraten hatte, auf Zeit gespielt hatte, wo viele andere dem Feind sofort hatten an die Kehle gehen wollen, war er verletzbar.
Das Kriegsgericht würde darauf hinweisen, dass Niber-Ba versäumt hatte, das Intaka einzusetzen, und damit den Menschen Gelegenheit gegeben hatte, einen Gegenangriff vorzubereiten. Dass seine Vorgehensweise und die des Zwergs einander stark ähnelten, war so offenkundig, dass man es nicht leugnen konnte. War sein Untergebener bewusst seinem Beispiel gefolgt? Und hatte er sich noch dazu den falschen Augenblick ausgesucht? Oder hatte er einen Fehler gemacht, indem er einem Offizier, der ihm selbst so ähnlich war, den Befehl über Speer Drei anvertraut hatte? Hatte er vielleicht auch noch andere Fehler begangen? Fehler, die nur darauf warteten, ans Licht zu kommen?
Poseen-Ka spürte, wie er anfing, in Depressionen zu versinken. Nein! Er schob die Gefühle von sich. Wenn er anfing zu zweifeln, sich zu ängstigen, würde das sicher zu seiner Niederlage führen.
Nein, er musste etwas Positives unternehmen, musste Beweise dafür finden, dass seine Strategie die richtige war, und diese Beweise seinem Vorgesetzten präsentieren.
Poseen-Ka riss sich vom Anblick des Wracks los, winkte seinem Adjutanten und eilte zur Schleuse. Die Menschenfrau hatte sich schon einmal als nützlich erwiesen. Vielleicht würde sie das erneut tun.
Colonel Natalie Norwood hatte gerade ihre dreißig Liegestütze beendet und war im Begriff, noch ein paar Kniebeugen hinzuzufügen, als ihre Zellentür nach oben in der Decke verschwand. Ein Hudathaner füllte den Eingang. Hinter ihm standen Leibwächter. Es war nicht zu übersehen, dass ihr Besucher Kriegskommandeur Niman Poseen-Ka höchstpersönlich war.
Erschreckt, aber entschlossen, sich das nicht anmerken zu lassen, verschränkte Norwood die Arme vor der Brust. Gott sei Dank war sie wenigstens angezogen, aber nicht gerade besonders präsentabel. Nicht dass das etwas zu bedeuten gehabt hätte, da Poseen-Ka ja keine Vergleichsmöglichkeiten hatte und daher nicht wissen konnte, ob sie präsentabel war.
»Anklopfen gibt es wohl bei Ihnen nicht?«
Auf der Zunge des Hudathaners formten sich Worte und warteten darauf, ausgesprochen zu werden. Es waren strenge Worte, die die Gefangene zurechtweisen würden. Aber er hielt sie zurück. Er brauchte die Kooperation des Menschen, und mit persönlichem Konflikt würde er die wahrscheinlich nicht bekommen.
»Es tut mir Leid. Ihre Normen sind mir fremd, und ich hatte nicht daran gedacht.«
Von der Entschuldigung des Kriegskommandeurs überrascht und ein wenig verblüfft bedeutete Norwood ihm einzutreten. Die Leibwächter des Hudathaners schickten sich an, ihm zu folgen, aber er hielt sie mit einer Handbewegung zurück.
Poseen-Ka sah sich um, sah das Drahtgeflecht, das man installiert hatte, um die Gefangene daran zu hindern, in die Lüftungskanäle einzudringen, und setzte sich auf die heruntergeklappte Pritsche. Sie ächzte unter seinem beträchtlichen Gewicht.
»Sie wissen, wo wir sind?«, fragte er.
»Im Orbit um einen Planeten, der Frio II heißt.«
»Das ist richtig. Und was wissen Sie über die Kämpfe hier?«
Norwood zuckte die Achseln. Ihre Stimme hätte einem anderen Menschen ihre starken Gefühlsregungen offenbart. »Sie sind eingetroffen, haben festgestellt, dass das System im Großen und Ganzen nicht verteidigt wird, und sind daran gegangen, die Bevölkerung zu vernichten. Im Orbit befanden sich tausende von Schiffen, Flüchtlinge von Planeten, die Sie bereits erobert hatten, und die waren für Ihre Raumjäger leichte Beute. Ihre Piloten haben sie als
Zielscheiben benutzt, sie weggeputzt wie Spielzeug und gelacht, als die Menschen starben.
Und dann, als nichts mehr im Orbit war, sind Sie gelandet. Frio II war nur dünn besiedelt, also bestand keine Notwendigkeit, sich überlappende Vernichtungsschwaden einzusetzen, wie Sie das auf Worber’s World getan haben, also haben Sie stattdessen einzelne
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