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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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gekommen und konnte sich einigermaßen orientieren, sodass diese Möglichkeit durchaus an Bedeutung gewonnen hatte. Booly war überzeugt, dass er fliehen konnte, hatte sich jedoch zum Bleiben entschieden und empfand deshalb Schuldgefühle. Das war ein Problem, mit dem er sich in nächster Zukunft würde auseinander setzen müssen. Aber das hatte Zeit bis morgen oder übermorgen oder - wenn man bedachte, wie viele Tage es auf Algeron gab - auch nächste Woche. Jetzt war jetzt, und der Legionär war fest entschlossen, jeden Augenblick dieses Jetzt zu genießen.
    Der Weg bog nach rechts und führte in die Höhe. Windsüß tippte ihn an der Schulter an. »Was denkst du?«
    Sie sprach Standard und dies fast ohne Akzent. Windsüß hatte in verblüffend kurzer Zeit seine Sprache gelernt. Booly wusste sowohl die Mühe zu schätzen, die sie sich gegeben hatte, wie auch die Tatsache, dass man sie unter diesen Umständen nicht belauschen konnte.
    »Ich hatte daran gedacht, wie schön du bist und wie sehr ich dich liebe.«
    Ihr Kopf fuhr zu ihm herum. »So etwas darfst du nicht sagen. Das ist - wie sagt man? - ungehörig.«
    »Warum? Diese Worte füllen mein Herz und sehnen sich danach, ausgesprochen zu werden.«
    »Für einen Krieger bist du überraschend beredt. Sind alle Menschen so?«
    Booly folgte ihr durch eine Verengung des Pfades und holte wieder auf. »Nein, und ich bin das normalerweise auch nicht. Erst seit ich dir begegnet bin.«
    Windsüß blieb einen Augenblick stumm. »Ich weiß, dass es nicht richtig ist, und es wird mir Leid tun, dass ich es sage, aber ich liebe dich auch.«
    Booly spürte, wie sein Herz den Sternen entgegenflog, die über ihm glitzerten, und gleich wieder auf den Boden herunterkrachte. Sie liebte ihn, und er konnte nicht bleiben. Beides traf zu, stand aber im Widerspruch zueinander. Er wollte mit ihr darüber reden, wollte es erklären, aber in genau dem Augenblick weitete sich der Weg und mündete in ein kleines Tal.
    Der Legionär sah die für Naa-Dörfer so typischen Zugangsschächte, erkannte aber zugleich, dass dieses Dorf wesentlich kleiner als das von Hartmann war und dass es etwas freier lag. Flammen zuckten aus der zeremoniellen Feuergrube in der Dorfmitte und beleuchteten die etwa fünfzig oder sechzig Naa, die sich um das wärmende Feuer gesammelt hatten. Ehe die Flammen wieder herunterbrannten, sah der Legionär etwas, bei dem es ihn eisig überlief. Über der Feuergrube hatte man ein dreibeiniges Gestell errichtet, und an diesem Dreibein hing etwas und ruckte und zuckte, um den Flammen darunter auszuweichen. Er sprach, diesmal in Naa.
    »Wo sind wir? Was machen die?«
    Windsüß sah zu ihrem Vater hinüber. Der deutete mit seiner Fackel. »Nur zu, sag es ihm.«
    Der Ausdruck von Windsüß war völlig starr, als hätte sie zwar Gefühle, gäbe sich aber Mühe, sie zurückzuhalten. »Man nennt dieses Dorf >Windverweht<, weil der Wind so heftig von den Bergen herunterfegt, und Reitlang Sichertöter herrscht hier als Häuptling.«
    Booly nahm das in sich auf und fragte sich, da er ja wusste, dass Sichertöter ihm nicht sehr geneigt war, welchen Zweck dieser Besuch haben sollte.
    »Und das Ding, das da über dem Feuer hängt?«
    Windsüß sah weg. »Das sind alte Bräuche, uralte Bräuche, die die meisten vergessen haben. Viele sind der Ansicht, dass man sie der Vergangenheit überlassen sollte, aber manche wollen sie neu aufleben lassen.«
    Der Legionär setzte zum Reden an, hielt aber inne, als Windsüß sich auf die Lippen tippte.
    Krieger tauchten aus der Finsternis auf und begrüßten Hartmann, Windsüß und Schießtgerade mit lautem Geschrei. Sichertöter schritt aus der Dunkelheit heran und legte den Arm um die Schultern von Windsüß. Ihr Gesicht verfinsterte sich, aber sie stieß den Mann nicht weg.
    Der Häuptling war sichtlich gut gestimmt, genoss seine Gastgeberrolle und schien fest entschlossen, daraus das Beste zu machen. »Wegweit! Schnellbewegt! Windsüß! Willkommen in unserem Dorf. Kommt, Erfrischungen erwarten euch, und eine Tanzvorführung, wie ihr sie noch nie gesehen habt.«
    Booly wurde von der Menge mitgerissen und durfte, auch wenn man ihm keine Erfrischungen anbot, neben Sichertöter vor dem Feuer sitzen. Windsüß saß zur Linken des Häuptlings. Man hatte Dooth-Felle ausgebreitet, um es ihnen bequem zu machen, Weihrauch hing schwer in der Luft, und in Dutzenden Augen flackerte der Widerschein des Feuers.
    Das Ding, das immer noch über dem Feuer hing, wand

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