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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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eiskalte Schrapnellsplitter auf sein Gesicht einschlugen. Die Stimme war jetzt näher gekommen, aber der Naa blickte immer noch gerade nach vorne.
    »Bist du alleine?«
    »Ja.«
    »Gut. Dann reite weiter, ich komme gleich.«
    Hartmann schlang sich das Tuch wieder um den Mund, trat das Dooth, um es wieder in Marsch zu setzen, und grinste. Booly vertraute keinem, und das war gut. Das Leben seiner Tochter würde davon abhängen.
    Der Pfad schlängelte sich über einen alten Felsrutsch. Nachdem er die Geröllhalde hinter sich gebracht hatte, stieg der Pfad wieder steil an und endete nach einer kurzen Felsschlucht auf einem Plateau, über das ein eisiger Wind pfiff. Eine dünne Schicht Eisregen hatte alles weiß gefärbt. Die Oberreste von Steinmauern ließen erkennen, wo früher einmal Naa gelebt hatten. Sie mussten ungeheuer zäh oder so verzweifelt gewesen sein, dass sie die Strapazen der Höhen den Gefahren in der Tiefe vorgezogen hatten.
    Ein Stein prallte von seiner Schulter ab. Hartmann lächelte. Der Mensch war es gewohnt, auf unbegrenzte Munitionsvorräte zurückgreifen zu können, und hatte deshalb einen Warnschuss abgegeben. Seine Tochter andererseits wusste, dass jede Kugel wertvoll war und hatte deshalb stattdessen einen Stein geworfen. Ihre Stimme klang angestrengt, aber entschlossen. Er konnte aus dem Augenwinkel ihre Pistole sehen, die sich keinen Millimeter bewegte.
    »Zeig dein Gesicht.«
    Hartmann wickelte das Tuch herunter.
    Ihre Stimme klang zögernd. »Vater?«
    Hartmann spürte, wie sich ein Kloß in seiner Kehle bildete. Seine Stimme klang belegt.
    »Würde sonst jemand die ganze Strecke nach hier oben reiten, bloß um eine Tasse von deinem Tee zu kriegen?«
    Hartmann schwang das linke Bein über den wolligen Hals des Dooth und kam in dem Augenblick auf dem Boden auf, als seine Tochter sich ihm in die Arme warf.
    Sie drückte ihr Gesicht an seine Brust. Ihr Geruch stieg ihm in die Nase, und er war froh, dass sie seine Tränen nicht sehen konnte. Er wischte sie sich mit dem Oberteil ihrer Kapuze weg.
    »Du hast dich also dafür entschieden, wie ein Brella zu leben und nicht wie ein Buka.«
    Windsüß lachte und erinnerte ihn damit an das kleine Mädchen, das früher einmal vor seinen Füßen gespielt hatte. »Komm! Du sollst den Tee kriegen, für den du hergekommen bist!«
    »Gleich«, ermahnte Hartmann. »Zuerst die Vorräte, die ich euch gebracht habe … dann das Dooth.«
    Sie hatten gerade den Proviant aus den beiden riesigen Satteltaschen ausgepackt, als Booly auftauchte. In seiner weißen Winterkombination war er vor den mit Eisregen bedeckten Felsen kaum zu sehen. Die Männer musterten einander argwöhnisch, und keiner wusste recht, was er sagen sollte. Dann streckte Hartmann Booly beide Hände mit den Handflächen voraus entgegen. Die Worte stellten sich leichter ein, als er das gedacht hatte.
    »Meine Tochter liebt dich, Mensch, und das reicht mir.«
    Booly grinste und legte seine Hände auf die des Häuptlings. Ihre Finger schlangen sich ineinander. »Danke, Wegfern . und ich habe übrigens einen Namen. Bill Booly.«
    Hartmann sah ihn mit finsterer Miene an. »Das ist kein Name . das ist eine Ansammlung von Geräuschen. Langlauf Banditentöter. Das ist dein Name.«
    Booly schüttelte grinsend den Kopf, wie um anzuzeigen, dass er kapitulierte, führte das Dooth des Häuptlings in die
    Höhle, wo ihre eigenen Tiere untergebracht waren, und warf ihm ein Bündel trockenes Gras hin.
    Sie hatten sich die beste der unterirdischen Behausungen ausgesucht. Eine Dooth-Haut hielt den Wind ab, und eine Art Wendeltreppe führte in den Gemeinschaftsraum nach unten. Die Höhlenwohnung war geräumig, wenn auch nicht übermäßig, und in der uralten Feuerstelle glomm ein Feuer aus Dooth-Dung. Der wenige Rauch, den das Feuer erzeugte, kräuselte sich durch einen trichterförmigen Kamin nach oben und verschwand nach draußen. Ein paar farbenfrohe Decken hingen an den Höhlenwänden. Booly und Windsüß hatten sich alle Mühe gegeben, ihre Behausung wohnlich einzurichten, und Hartmann war beeindruckt. Der Mensch warf eine der Satteltaschen in eine Wandnische, und Hartmann tat es ihm gleich.
    »Hübsch, sehr hübsch, gerade das Richtige für einen alternden Vater. Ich werde meine Sachen holen und hier einziehen.«
    Windsüß lachte strahlend. Das war wie ein in Erfüllung gegangener Traum. Sie beide hier friedlich vereint bei sich zu haben, war alles, was sie sich hatte erhoffen können. Mit Ausnahme des

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