Der Auftrag
Vaters erzählt, trotzdem staunte er darüber, wie wirksam der Nachrichtendienst des Häuptlings offenbar war. »Also?«, sagte er.
»Also könnte die Legion Hilfe gebrauchen, Verbündete, die jeden Winkel auf der Oberfläche des Planeten kennen und kampfgestählte Krieger sind.« Den letzten Satz sprach er mit unübersehbarem Stolz.
Booly brauchte einen Augenblick, bis ihm klar war, was
Hartmann da vorschlug. Es gab für ihn keinen Sinn. »Ist das dein Ernst? Die Naa würden auf der Seite der Menschen kämpfen? Aber warum? Ihr habt viele Jahre gegen die Legion gekämpft. Und jetzt bietet sich euch eine Chance, sie ein für alle Mal loszuwerden.«
»Aber um welchen Preis?«, wandte der Häuptling ein. »Es ist ja richtig, dass Menschen unseren Planeten besetzt halten, aber nur einen kleinen Teil, und sie riechen gut. Meistens jedenfalls.«
Windsüß musste lachen und Booly ebenfalls. In Wahrheit ergänzten sich die Kultur der Naa und die der Legion. Und da die Legion nie Kolonisten nach Algeron gelassen hatte, waren den Eingeborenen die Schrecken einer regelrechten Kolonisation erspart geblieben. Aber Booly sah keinen Anlass, darauf näher einzugehen.
Vielmehr runzelte er die Stirn. »Was ist mit den Stämmen im Süden? Wie sehen sie das?«
»Genauso«, erwiderte Hartmann. »Sie werden ebenfalls kämpfen. Aber nur, bis die Hudathaner besiegt sind. Dann muss wieder alles normal werden. So wie vorher.«
Booly war überrascht. Er hatte, abgesehen von Handelsbeziehungen, nie von einer solchen Zusammenarbeit gehört. Und wie kommunizierten die beiden Gruppen miteinander?
»Die Pässe bleiben geschlossen«, gab Booly zu bedenken. »Woher weißt du, dass die südlichen Stämme kooperieren werden?«
Hartmann grinste. »Die Legion hat ihnen im Laufe der Jahre einige ausgezeichnete Funkgeräte geliefert. Die südlichen Stämme verstehen sich hervorragend darauf, solche
Dinge zu kopieren.«
Das klang durchaus vernünftig, und Booly wunderte sich, dass er nicht selbst daran gedacht hatte. Er hatte in Hartmanns Dorf keine Anzeichen derartiger Technologien entdeckt, hatte aber auch nicht danach gesucht. Anscheinend hatten die Naa damit gerechnet, dass er fliehen würde, und deshalb einiges vor ihm verborgen gehalten. Offenbar gab es Dinge, die auch Windsüß ihm gegenüber unerwähnt gelassen hatte. Er sah sie an, bekam aber nur ein unschuldiges Lächeln zu sehen.
»Also«, sagte Hartmann pragmatisch, »du solltest mit der Legion Verbindung aufnehmen, und dann machen wir uns an die Arbeit.«
Booly sah weg. »Ich wünschte, ich könnte das . aber sie würden mich erschießen.«
Hartmann lächelte. »Nicht unbedingt. Ich ernenne dich, Langlauf Banditentöter, zum Abgesandten der Naa-Stämme.«
Booly wollte Einwände erheben, hatte Zweifel und setzte sich mit ihnen auseinander. Aber eigentlich war Hartmanns Vorschlag vernünftig. Wenn die Legion und die Naa zusammenarbeiteten, würden sie vielleicht die Hudathaner besiegen können.
Das würde viel dazu beitragen, seine Schuldgefühle abzubauen. Und später, wenn der Krieg vorbei war und er bei den Naa lebte, würde es ihm auch nicht schaden.
Und das veranlasste den Menschen zu einer weiteren Überlegung: Warum sich mit einem kurzzeitigen Bündnis abfinden? Vielleicht erwiesen sich die Naa als so nützlich, dass man ihnen als Gegenleistung auch entgegenkommen konnte, ihnen bessere medizinische Versorgung bieten, technische Unterstützung oder was auch immer sonst? Nicht einmal völlige Unabhängigkeit war ausgeschlossen. Er hatte da eine Idee, die es ihm vielleicht ermöglichen würde, schnell und effizient und ohne großes Risiko für seine eigene Person mit St. James Verbindung aufzunehmen. Er nickte bedächtig.
»Weiß du was? Ich denke, das könnte tatsächlich funktionieren.«
Kriegskommandeur Niman Poseen-Ka hielt das halbkugelförmige Terrarium ins Licht. Die neu angelegte Straße verlief über die Brücke, mündete genau an der richtigen Stelle in das Dorf und bog dort in die Hauptstraße ein. Jedes einzelne Gebäude stand genau so, wie er es in Erinnerung hatte, ein wenig besser als in der Realität, aber was machte das schon? Das Terrarium war ein Abbild seiner Welt, wie sie hätte sein können, wenn alles etwas besser vorhersehbar gewesen wäre. Oder war das nur seine Stimmung? Er fühlte sich gut, sehr gut sogar - und warum auch nicht? Das Gerichtsverfahren war so gelaufen, wie er sich das gewünscht hatte, und man hatte seine Strategie ausdrücklich
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