Der Auftrag
noch fehlte, war die absolute Macht über diejenigen, die ihn verraten hatten, aber die Möglichkeit bestand ja immerhin, und vielleicht bot sie sich ihm noch.
Das Landungsfahrzeug machte einen Satz, als in der Nähe eine SAM-Rakete explodierte, aber der Mensch nahm das gar nicht wahr. Seine Gedanken weilten in weiter Ferne.
Natasha hatte sich hinter St. James einen Platz gesucht. Die Offiziere stimmten darin überein, dass die Hudathaner alle Chancen auf ihrer Seite hatten, und weil das so war, zog sie es vor, mit jemandem zu sterben, der ihr etwas bedeutete. Außerdem, wo konnte man die Schlacht besser verfolgen, als wenn man dem General über die Schulter sah?
St. James wusste, dass sie da war, aber seine Aufmerksamkeit hatte ein anderes Ziel. Informationen strömten über sein Head-set und die visuellen Displays, die ihn umgaben, herein. Es waren männliche, weibliche und von Computern generierte Stimmen.
»Welle eins ist in die Atmosphäre eingetreten, Sir. Die Gleitvektoren deuten auf wenigstens dreihundert Landezonen, meist auf der nördlichen Halbkugel. Die Wellen zwei, drei und vier folgen nur wenige Minuten dahinter.«
St. James spürte, wie seine Kinnmuskeln sich spannten. Das war ein massierter Angriff, darauf abgestimmt, seine geschwächten Verteidigungsstellungen zu überrennen. Und als ob das nicht schon genug wäre, hatten die Hudathaner es auch geschafft, die Variablen, die er würde verfolgen müssen, zu vervielfachen, und ihn damit gezwungen, seine Streitkräfte über ein noch ausgedehnteres Gelände zu verstreuen. Teile und herrsche. Ein Axiom, das so alt war wie der Krieg selbst. Der Schlüssel lag darin, all den Kleinkram zu ignorieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er gab sich Mühe, seiner Stimme nichts von seinem inneren Aufruhr anmerken zu lassen.
»Weiter peilen. Ich brauche Gitterkoordinaten für alles von Bataillonsstärke oder größer.«
»Yes, Sir.«
Eine andere Stimme flüsterte an seinem Ohr.
»A-Kompanie 2 nd REP hat eine Einheit hudathanischer Späher entdeckt und angegriffen. Sie waren in südlicher Richtung auf Zubringerstraße RJ2 unterwegs.«
»Wahrscheinliches Ziel?«
»Drei Möglichkeiten, Sir. Ein Naa-Dorf in Sektor vier, das unterirdische Munitionslager am Rand von fünf oder die Lenkwaffenbatterie in B18.«
»Etwas von Jenny?«
»Ja, Sir. Sie sagt, Sie sollen sich keine Sorgen machen, Sir.«
»Gut. Werde ich auch nicht. Und?«
»Orbitales Bombardement hat begonnen, Sir. Der Feind setzt sowohl Energiekanonen wie auch Lenkwaffen ein, um die Hügel in Sektor vier zu sondieren. Wie es aussieht, wissen sie über MKS Zwei Bescheid und versuchen, sie auszuräuchern.«
»Benutzen Sie eine Landleitung. Sagen Sie MKS Zwei, sie sollen dicht machen und bis auf weiteres den Sendebetrieb einstellen.«
»Ja, Sir.«
Die nächste Stimme war weiblich, kam aber von einem Computer.
»Die erste Welle ist gelandet. Wir haben drei Landeplätze von Bataillonsstärke oder mehr. Eine im Süden und zwei im Norden. Alle drei sind auf Bildschirm drei zu sehen.«
St. James sah hin. Die Landung im Süden passte ihm nicht, aber die beiden im Norden beunruhigten ihn mehr, weil beide in der Nähe strategischer Ziele erfolgt waren.
Das größere und verletzbarere Ziel war das Fusionskraftwerk, das Fort Camerone den größten Teil seiner Energie geliefert hatte. Es lag zwar ein gutes Stück unter der Erde, war aber dennoch gefährdet. Trotz guter Tarnung würde die von dem Kraftwerk und den elektromechanischen Aktivitäten in der Umgebung erzeugte Wärme vom Orbit aus sichtbar sein. Er hatte allerdings mit einem Angriff auf das Kraftwerk gerechnet und deshalb Einheiten des l st RE und l st REC zu seiner Verteidigung bereitgestellt.
Größere Sorge bereitete ihm die ausgedehnte unterirdische Anlage, die unter der Bezeichnung »Logistikversorgung 2« (LV-2) bekannt war, wo unter anderem die einzige noch verbliebene kybernetische Reparaturwerkstätte untergebracht war. Das Hauptwartungszentrum war bei der Zerstörung von Fort Camerone vernichtet worden. Was die Lage erschwerte, war, dass er damit gerechnet hatte, dass LV-2 zunächst nicht entdeckt werden würde. Aber die hudathanischen Spionageaugen hatten sich als verdammt leistungsfähig erwiesen und die Anlage, wie es aussah, gefunden. In der Nähe waren Truppen stationiert, darunter auch einige Borgs, aber nicht annährend genug. Nein, es sah so aus, als ob die Naa in die Bresche springen mussten, und er konnte nur
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