Der Auftrag
der Menschheit
Die Yacht des Imperators hatte gerade erst den Hyperraum verlassen, als sie schon unter Beschuss geriet. Das ganze System wimmelte von hudathanischen Schiffen, und so kampfstark das menschliche Schiff auch war, ihrer vereinigten Feuerkraft war es nicht gewachsen. Es stellte, ohne einen Augenblick zu vergeuden, Kontakt her.
Neugierig und vom elektronischen Blöken des Feindes etwas amüsiert, wies Kriegskommandeur Niman Poseen-Ka seine Schiffe an, das Feuer einzustellen. Das taten sie, rückten dem menschlichen Schiff aber so lange näher, bis es völlig umzingelt war. Und jetzt, während die Menschen noch von Friedensgesprächen, Verträgen und der Möglichkeit bilateraler Handelsverträge faselten, schickte der Hudathaner nach Colonel Natalie Norwood. Von all den Menschen, die ihm bisher begegnet waren, schien sie ihm den klarsten Verstand und die vernünftigsten Vorstellungen zu besitzen.
Norwood war überrascht, zu Poseen-Ka gerufen zu
werden, und voll Neugierde, was da eigentlich um sie herum ablief; schließlich hatte niemand sich die Mühe gemacht, sie oder die anderen Gefangenen zu informieren. Die Hudathaner bereiteten sich auf eine Schlacht vor - so viel war offenkundig -, aber das war auch alles, was sie wusste. Eine Eskorte aus vier Wachen führte sie durch die inzwischen vertrauten Korridore zur Kommandozentrale.
Diese sah noch genauso aus, wie sie sie in Erinnerung hatte: ein ovaler Raum mit fünfzehn Wandnischen und einem riesigen Holotank in der Mitte, in dem ein Sonnensystem mit fünf Planeten und eine Unzahl winziger Schiffe abgebildet waren, von denen die meisten sich um eine blitzende grüne Kugel versammelt hatten. Poseen-Ka kam ihr entgegen, um sie zu begrüßen.
»Ich grüße Sie, Colonel. Sie sehen gut aus … wenigstens nehme ich das an.«
Das war ein Scherz, der erste, den Norwood von Poseen-Ka zu hören bekommen hatte, und sie lachte höflich. »Ja, danke.«
Poseen-Ka wies auf den langen, sanft gewölbten Wandschirm. Admiral Paula Scolari nahm ein Drittel seiner Fläche ein. Sie redete immer noch vom Frieden und dies, obwohl die Hudathaner keinerlei Interesse für ihre Worte gezeigt hatten. Der Imperator stand neben ihr und starrte auf etwas, was nur er sehen konnte. Seine Gesichtszüge wirkten schlaff und abgespannt.
»Diese Individuen behaupten, hochrangige Mitglieder Ihrer Regierung zu sein. Der Mann behauptet, der Imperator zu sein, und die Frau bezeichnet sich als Kriegskommandeur Scolari. Ich nahm an, sie wären gekommen, um den ehrenhaften Tod zu suchen, und war gerade im Begriff, ihnen diesen Wunsch zu erfüllen, als sie die Flucht antraten. Und als wir aufgeschlossen hatten, fingen sie an, etwas über eine Einstellung der Feindseligkeiten zu faseln, etwas, das sie »Waffenruhe< und >Handelsverträge< nennen.« Der Hudathaner schien ehrlich verblüfft. »Sagen Sie, Colonel, sind das wirklich Ihre Führer?«
Norwood blickte zum Bildschirm auf, erinnerte sich daran, wie Millionen gestorben waren, und hasste die Menschen, die sie dort sah, mit jeder Faser ihres Wesens.
»Ja, das sind unsere Führer. Erbärmlich, nicht wahr?«
»Ja, in der Tat«, erwiderte Poseen-Ka, ohne Scolaris letzte Bitte, ihr doch zu antworten, zu beachten. »Was wollen die hier bewirken?«
Norwood zuckte fatalisüsch die Achseln. »Sie wissen nichts über Sie und Ihre Leute und hoffen, dass Sie Frieden schließen werden.«
»Aber weshalb sollten wir das tun?«, fragte der Huda-thaner. »Wir gewinnen doch.«
»Das ist richtig«, pflichtete ihm Norwood bedrückt bei.
»Sollte ich sie dann töten?«
Norwood hatte Mühe, mit gleichmäßiger Stimme zu antworten. »Nein. Sie sind hilflos und können Ihnen nicht schaden.«
»Jetzt nicht«, gab Poseen-Ka ihr Recht, »aber wie sieht es in der Zukunft aus? Bei uns gibt es ein Sprichwort: >Wer einen Feind verschont, verstärkt die Armee, die ihn besiegen wird.<«
»Und bei uns gibt es ein Sprichwort«, konterte Norwood, »>Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.<«
»Genau«, bestätigte Poseen-Ka und sagte etwas auf Hudathanisch. Tausend Lichtstrahlen konzentrierten sich auf die Yacht des Imperators.
Norwood sah, wie Scolari reagierte, sich dem Imperator zuwandte und dann verschwand, als die hudathanischen Strahlen die Kraftfelder der Yacht überwältigten und den Rumpf aufrissen. Eine Feuerkugel blühte auf und verschwand schnell wieder, als ihr der Sauerstoff ausging.
Poseen-Ka wirkte ungerührt. »Sie können
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