Der Auftrag
rings um sie erstaunte sie.
Sie hatte ihr Kleid durchaus in der Absicht gewählt, zu provozieren, aber die meisten Frauen um sie herum stellten sie in den Schatten. Einige der Gäste trugen nicht viel mehr als etwas Schmuck. Viele trieben es unverhohlen miteinander auf dem Boden oder suchten Nebenräume auf, wo es bequemeres Mobiliar für derartige Aktivitäten gab.
In einigen dieser Räume wurden akrobatische Sexualakte vorgeführt, an denen die Zuschauer sich beteiligten, während in anderen auf Silbertabletts Drogen aller Art angeboten wurden. Es ging die Rede, dass es in anderen Gemächern noch viel verruchtere Aktivitäten gab.
Einen Teil von Mosby - den Teil, der auf einem konservativen Planeten namens Providence aufgewachsen war -widerte an, was sie hier zu sehen bekam. Aber da war auch ein anderer Teil ihres Wesens, der Teil, der sie auf der Suche nach Abenteuern in den Weltraum getrieben hatte. Wie es wohl sein mochte, sich einfach die Kleider herunterzureißen und sich mit einem völlig Fremden auf dem Boden zu wälzen? Verdammt unbequem, entschied sie, als sie ein solches Paar beobachtete und einem anderen auswich.
Sie sah Chien-Chu an. »War das immer so?«
»Wie?«, fragte Chien-Chu abwesend. Seine Gedanken waren ganz woanders gewesen.
»So«, sagte Mosby und deutete auf die restlichen Gäste. »Ich war schon an so manchem wilden Ort gewesen und in noch wilderen Nachtlokalen, aber das hier stellt alles in den Schatten.«
Chien-Chu schaltete in Gedanken um. Er hatte vergessen, dass Mosby die beiden letzten Jahre auf Algeron verbracht hatte und daher an all die Ausschweifungen und Orgien, die augenblicklich in Mode waren, nicht gewöhnt war.
»Nein, das hat sich erst in allerletzter Zeit so entwickelt. Es fing vor etwa sechs Monaten an, als der Imperator es während der Eröffnungsvorstellung der kaiserlichen Oper mit Senator Watanabe getrieben hat. Die Sache fand zwar in seiner Loge statt, aber von den billigeren Plätzen aus konnte man hineinsehen, und die Hälfte der Gäste hatten Operngläser. Die Kritiker sagten, es sei großartig gewesen. Und seitdem geht das so.«
Mosby lachte. Sie amüsierte sich. Chien-Chu war charmant, und wenn der Imperator seinem Ruf auch nur zur Hälfte gerecht wurde, dürfte auch er interessant sein. Sie konnte es nicht erwarten, seine Bekanntschaft zu machen.
»Wo ist der Imperator denn? Wird er bald eintreffen?«
Chien-Chu zuckte die Achseln und führte sie ans Ende eines gewaltigen Büffets. Mosby hatte ihm die Wahl gelassen. Er konnte jetzt ehrlich sein und ihr sagen, dass der Imperator den größten Teil seiner Zeit damit verbrachte, sich mit Leuten zu unterhalten, die außer ihm niemand sehen konnte. Oder er konnte auf Nummer Sicher gehen und sich weniger riskant ausdrücken. Er entschied sich für Letzteres.
»Der Imperator ist ein viel beschäftigter Mann . schwer zu sagen, wann er eintreffen wird. Ja . Sie sollten dieses gezüchtete Rindfleisch kosten … es sieht recht gut aus.«
Mosby aß gerne, und Qualität und Menge des Gebotenen waren überwältigend. Man hatte die Beleuchtung so arrangiert, dass alles, was der Imperator zu bieten hatte, hell beleuchtet war, und sie musste zugeben, dass die Tafel wirklich äußerst großzügig gedeckt war. Sie sah das Rindfleisch, das Chien-Chu erwähnt hatte, Schinken, zwei oder drei Arten Geflügel, Alienfleisch von etwas, das sich »Snooter« nannte, verschiedene Arten Fisch, Gemüse, große Schalen mit frischem hydroponisch gezüchtetem Obst und genügend Gebäck, um eine ganze Kompanie Legionäre eine Woche lang zu verköstigen.
Als sie am anderen Ende der Tafel angelangt waren, war Mosbys Teller übervoll, und sie brauchte beide Hände, um ihn zu halten. Chien-Chu tippte sie am Ellbogen an.
»Suchen wir uns einen Tisch, damit wir uns setzen können?«
»Ja, das sollten wir tun«, nickte Mosby. »Wie wär’s mit dem Nebenzimmer dort drüben?«
Chien-Chu sah in die Richtung, in die sie gedeutet hatte. »Sind Sie auch sicher? Im Blauen Saal geht es manchmal ziemlich ordinär zur Sache.«
Mosby lächelte. »Ausgezeichnet. Nach zwei Jahren auf Algeron klingt >ordinär< gar nicht übel.«
Chien-Chu zuckte die Achseln und folgte ihr. Die Tür war offen, und ein Bediensteter fand ganz hinten in dem überfüllten Saal Plätze für sie. Es war dunkel, was im Verein mit ein paar gut platzierten Spotlights dafür sorgte, dass alle die improvisierte Bühne gut sehen konnten.
In der Mitte der Bühne stand eine
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