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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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mit ausgeprägtem Akzent, aber für jemand, der die Sprache nicht einmal eine Woche studiert hatte, gar nicht schlecht. Durch Keem-Sos Versuch, Norwoods Sprache zu sprechen, konnte sie ihn nicht mehr der Kategorie »widerwärtiger Alien« zuordnen, was ihre Aufgabe umso schwieriger machte.
    Norwood biss die Zähne zusammen, als sie sich von dem Rohr wälzte und sich, die Füße voran, auf das Deck fallen ließ. Die Schlinge bestand aus einem Stück Draht, von dem sie die Isolierung abgelöst hatte und das sie sich beim täglichen Ausgang verschafft hatte. Die Schlinge glitt über den Kopf des Hudathaners und spannte sich, als Norwoods Füße auf das Deck trafen und sie an den improvisierten Griffen zog.
    Einer davon war ihr Schreibstift, der andere das huda-thanische Äquivalent einer Zahnbürste.
    Da sie kleiner als Keem-So war und ihr das Trägheitsmoment ihres Falls zu Hilfe kam, konnte Norwood den Hudathaner nach hinten reißen und zu Fall bringen. Zunächst erschien ihr das wie ein Sieg, bis der riesige Alien dann auf ihrer Brust landete und ihr die Luft aus den Lungen presste
    Jetzt kam es darauf an, wer zuerst atmen konnte: Keem-So, der gurgelnde Laute von sich gab und sich an die Kehle griff, oder Norwood, die unter dem Hudathaner wie unter einem Fleischberg begraben lag.
    Aber der Draht war dünn und Norwood war stark, und deshalb verlor der Hudathaner vor ihr die Besinnung. Sein Körper wurde schlaff, lastete aber immer noch auf ihr.
    Benommen schob Norwood den Alien von sich herunter und verschaffte sich genügend Platz, um sich unter ihm hervorwälzen zu können. Einen Augenblick lang verspürte sie Schuldgefühle, wie sie Keem-So daliegen sah, die Finger unter dem Draht eingeklemmt und mit einem dünnen Rinnsal Blut an seiner Kehle. Sein Schließmuskel hatte sich gelockert, und der Gestank seines Kots füllte den engen Raum.
    Trotzdem, im Vergleich mit den Millionen, die auf Worber’s World gestorben waren, war sein Tod nichts, ganz zu schweigen von den weiteren Millionen, die in den künftigen Wochen und Monaten noch sterben würden.
    Norwood richtete sich halb auf, kniete jetzt, sog Luft in ihre Lungen und wusste, dass die ihr jetzt zur Verfügung stehende Zeit nur Minuten, vielleicht sogar Sekunden betrug. Man hatte Keem-So zu ihr geschickt, um sie zu holen oder um nach ihr zu sehen. Man würde bemerken, dass er nicht zurückkam, und dann handeln.
    Eine Waffe. Sie brauchte eine Waffe. Sie arbeitete sich auf die andere Seite der Leiche, fand seine Seitenwaffe und zog sie aus dem Halfter. Sie war so groß und klobig, dass sie kaum die Hand um den Griff spannen konnte, und durch ein Kabel fest mit der Energieversorgung verbunden, ohne die sie nutzlos war. Norwood überlegte, ob sie den Gürtel und die daran befestigte Energieversorgung an sich bringen sollte, aber dann wurde ihr wieder bewusst, wie schwer Keem-So war. So viel zum Thema Waffe.
    Die Luke, durch die Keem-So hereingekommen war, war noch unversperrt und ließ sich leicht öffnen. Der Korridor war leer. Gut. Norwood setzte sich in Richtung Energiezentrale in Bewegung. Sie wusste sehr wenig über Raumschiffe, vermutete aber, dass die Räume mit den Antriebsaggregaten sich am besten für irgendwelche Sabotageakte eignen würden.
    Norwood strich sich die Kleidung zurecht, hielt den Kopf hoch und bereitete sich darauf vor, den Augenkontakt mit dem ersten Hudathaner durchzustehen, dem sie begeg-nete. Wenn sie selbstbewusst aussah und selbstbewusst handelte, würde man annehmen, dass sie auch selbstbewusst war und dass alles in Ordnung war.
    So würden jedenfalls Menschen reagieren … aber wie war das bei Aliens? Und Blut. was war mit Blut? Hatte sie Keem-Sos Blut an ihrer Kleidung?
    Sie wollte sich vergewissern, aber es war zu spät. Zwei Hudathaner hatten den Korridor betreten und kamen auf sie zu.
    Norwood lächelte, erinnerte sich daran, dass ihr Lächeln den Hudathanern nichts bedeutete, beließ es aber dennoch dabei. Sie nickte, als die Aliens näher kamen. Keiner von beiden kam ihr bekannt vor.
    »Hallo, ihr beiden … sprecht ihr Standard? Nein? Gut. Dann fresst meinetwegen Scheiße und krepiert.«
    Die Hudathaner gestikulierten höflich, gaben zischende
    Laute von sich und setzten ihren Weg fort.
    Es hatte funktioniert! Norwood verspürte ein Gefühl grimmiger Befriedigung.
    Der Flur war lang, nach menschlichen Begriffen überdimensioniert, und leicht gebogen, folgte also den Konturen des Schiffes. Im Laufe der nächsten zehn Minuten

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